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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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wo er fasziniert die Waffe betrachtete, die Marla jetzt kraftlos hielt.
    »Hey, ihr habt eine Waffe! Kann ich sie sehen?«
    Marla fuhr hastig herum und ließ die Pistole wieder in ihrer Unterwäscheschublade verschwinden. Stan folgte der Waffe mit seinen Blicken.
    Ich nahm ihn am Arm, führte ihn aus dem Raum den Flur entlang und zu seinem Zimmer. Er hatte in seinem Superman-Kostüm geschlafen; das Cape hing ihm verdreht um die Schultern.
    »Wieso hast du eine Waffe, Johnny?«
    »Marla dachte, wir sollten eine haben, da wir so weit außerhalb wohnen. Sie hat einen Fehler gemacht.«
    »Kann ich morgen damit schießen?«
    »Niemand benutzt diese Waffe, Stan. Vergiss einfach, dass du sie je gesehen hast.«
    »Aber das wäre klasse. Wir könnten so tun, als wären wir Polizisten. Wir könnten auf Dosen schießen und so.«
    »Ich mache keine Witze, Stan. Vergiss es einfach.«
    Stan stöhnte und schlurfte in sein Zimmer. Ich machte die Tür hinter ihm zu und ging zu Marla zurück. Sie hatte sich ausgezogen und lag unter der Bettdecke.
    »Ich habe es nicht zum Spaß gesagt, dass er wegmuss, Johnny.«
    »Angesichts der Waffe dachte ich mir das.«
    Marla schlug die Hände vor das Gesicht. »Ich ertrage es nicht mehr …«
    Sie wiederholte den Satz mehrmals leise stöhnend, dann verstummte sie unvermittelt. Sie warf die Decke zurück und griff nach dem Bambusstock unter dem Bett. Sie hielt ihn mir hin. Als ich nicht reagierte, schüttelte sie ihn heftig.
    »Mach es!«
    »Marla, ich …«
    »Mach es! Mach es, Johnny!«
    Marla war in dieser Nacht nicht in der Stimmung, mir zu helfen, damit ich irgendetwas verstand, sondern kreischte nur auf dem Bett: »Mach es einfach, verdammt!«
    Und so nahm ich den Stock, hob ihn und ließ ihn auf ihren nackten Rücken niederfahren. Ihr Körper verkrampfte sich. Einer ihrer Fingernägel brach an der Matratze ab. Fast augenblicklich erblühte ein roter Striemen auf ihrer blassen Haut. Sie grunzte mit zusammengebissenen Zähnen. Und ich hob den Stock wieder.
    Als ich später neben ihr im Bett lag und sie schlief, wurde mir klar, dass ich sie verlor. Wenn wir die Sache mit Gareth nicht bald aus der Welt schafften, gab es keine Hoffnung mehr für sie; für sie war es zu einer Frage von Leben und Tod geworden. Aber wenn ich ihn nicht töten konnte, gab es nur eine Möglichkeit, unsere Beziehung zu retten – dass wir Empty Mile verließen. Das könnten wir. Ich hatte genügend Geld zusammen, um an die Ostküste zu ziehen und dort ein Haus zu mieten, wie Marla es sich wünschte, mir eine Arbeit zu suchen und ein neues Leben zu beginnen.
    Aber da war noch Stan. Das Trauma eines erneuten Umzugs wäre mehr, als er verkraften konnte, und wegen Rosie würde er sich sowieso nicht darauf einlassen. Und wenn ich ihn nicht mitnehmen konnte, wie könnte ich dann fortgehen?
    In der Dunkelheit des Schlafzimmers fand ich einfach keine Lösung. Am Ende gab mein übermüdeter Verstand auf und wandte sich etwas zu, das Gareth an diesem Tag gesagt hatte – dass mein Vater verlangt hatte, es solle Marla nicht mehr auf den Strich schicken, damit es mir bei meiner Rückkehr nach Oakridge nicht das Herz brach.
    Es hätte besser zu dem Bild gepasst, das ich von meinem Vater hatte, wäre dies nichts weiter als eine Ausrede gewesen, Teil seines Plans, Gareth um das Land in Empty Mile zu bringen. Aber zu dem Zeitpunkt hatte er schon alles, was er brauchte, um das Geschäft allein abzuschließen. Er besaß durch die Hypothek auf das Haus genügend Geld, er wusste, dass es auf dem Land Gold gab, und am wichtigsten war, nur er allein hatte Kontakt zu Patricia Prentice. Warum sollte er einen Grund vorschützen, sich mit Gareth zu überwerfen?
    Es blieb eigentlich nur eine Möglichkeit, dass er aus Zuneigung zu mir so gehandelt hatte, dass er wirklich nur versuchte, mir Seelenqualen zu ersparen. Eine erstaunliche Vorstellung, dass er mir am Ende seines Lebens etwas hinterließ, das die dunklen, sehnsuchtsvollen Jahre ausglich, in denen ich so sicher gewesen war, dass er mich nicht mochte. Und dieser Ausdruck von Zuneigung war umso bedeutungsvoller, da es schien, als hätte er beim Versuch, mir zu helfen, effektiv sein eigenes Todesurteil unterschrieben.

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    Kapitel Vierunddreißig
    Wir feierten Stans Hochzeit an einem Wochenende, weil Gareth sich da nicht in Empty Mile aufhielt. Ich ließ eine Menge Blumen anliefern, mit denen Marla und ich die Blockhütte schmückten. Ein Zelebrant kam von Burton. Marla, Rosie und

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