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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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gelang, dann sprach bestimmt nichts mehr dagegen, dass wir wieder ein Paar wurden. Auch bei Marla spürte ich jetzt eine gewisse Entspannung, als hätte sie es ebenso sehr gewollt wie ich.
    Aber lange konnte sie nicht loslassen. Irgendwann regte sie sich unter mir, und ich merkte, dass sie über meine Schulter zu Bill blickte. Ich drehte den Kopf. Er beobachtete uns mit den Hosen um die Knöchel und masturbierte dabei. Das überraschte mich nicht. Ich war davon ausgegangen, dass er das machen würde, aber Marla schien angeekelt zu sein; sie wurde ganz starr und kniff die Augen zu, bis wir fertig waren.
    Bill ging auf der Stelle. Er knöpfte sich einfach die Hose zu und stapfte hastig davon. Ich wollte ihm nachrufen, dass er sich vor Bären hüten solle, ließ es aber sein. Marla und ich saßen nackt und stumm da und sahen ihm nach. Als er nicht mehr zu sehen war, drehte ich mich zu ihr um und lachte gezwungen.
    »Na ja …«
    Ich wollte, dass sie auch lachte, aber sie lachte nicht.
    Wir zogen uns an und gingen Händchen haltend durch den Wald zurück, aber keiner sprach ein Wort.
    Auf dem Parkplatz wartete Bill Prentice neben seinem Geländewagen. Er winkte mich zu sich. Marla ließ meine Hand los und wartete beim Pick-up. Bill hatte den Mietvertrag für die Lagerhalle parat, damit ich ihn unterschreiben konnte – ein Jahr, mit der Option für ein weiteres Jahr, akzeptable Jahresmiete, drei Monate im Voraus, der Rest monatlich. Ich unterschrieb auf der Motorhaube und betete, dass sich das Unternehmen mit Stan nicht als Katastrophe erweisen würde.

[zurück]
    Kapitel Neun
    Den Rest des Wochenendes verbrachte ich bei Marla, und am Ende willigte sie wieder in eine feste Beziehung ein. Auch wenn unsere Darbietung im Wald eine Rolle bei unserer Aussöhnung spielte, schien Marla die Episode unangenehm zu sein.
    »Manchmal kann ich nicht glauben, wozu wir fähig sind. Was wir alles machen … es ist fast, als wären wir darauf programmiert, uns selbst zu zerstören.«
    »Vergiss es. Es war ein verrückter Nachmittag, mehr nicht. Wir müssen die Vergangenheit hinter uns lassen.«
    Marla sah mich skeptisch an. »Ich glaube nicht, dass du wirklich so tickst, Johnny. Aber welche Wahl haben wir schon? Du willst bei mir sein, und ich kann ohne dich nicht leben. Wir müssen eben weitermachen, bis wieder alles auseinanderfällt.«
    »Nichts fällt auseinander. Es spricht nichts dagegen, dass wir ein tolles gemeinsames Leben haben.«
    Sie lächelte traurig. »Das wird sich zeigen.«
     
    Am Montagmorgen kam ich gegen elf Uhr nach Hause und sah Stan in der Küche, wo er eine große Schüssel Cornflakes mampfte und einen Comic las.
    »Wieso bist du nicht bei der Arbeit?«
    »Weil Dad mit uns wo hingehen will. Er sagte, es wäre eine große Überraschung. Ich hab Bill angerufen, es ist okay.«
    »Was für eine Überraschung?«
    »Ich weiß nicht, Johnny, darum ist es ja eine Überraschung.« Stan schob die Cornflakes-Packung zu mir herüber. »Iss ein Frühstück. Nährstoffe sind wichtig. Und weißt du was? Bill lässt den Schlüssel zu der Lagerhalle bei den Frauen am Tresen. Können wir sie uns hinterher ansehen?«
    »Worauf du dich verlassen kannst.«
    »Krass!«
    Stan stand auf, stampfte wie ein D-Zug durch den Raum, und sang dabei: »Ge-schäftsmann, Ge-schäftsmann, Ge-schäftsmann …«
    Eine halbe Stunde später kam mein Vater nach Hause. Er trug ein flaches, in braunes Papier eingeschlagenes Päckchen unter dem Arm. Wir folgten ihm ins Wohnzimmer und sahen ihm dabei zu, wie er die Verpackung aufriss und eine etwa dreißig Zentimeter lange gerahmte Schwarz-Weiß-Fotografie herausholte. Er stellte sie oben auf die Couch, sodass sie an der Wand lehnte.
    Stan beugte sich nach vorn und betrachtete das Bild. »Ist das hier in der Gegend?«
    »Ja, nicht weit entfernt.«
    Es war die Luftaufnahme eines bewaldeten Gebiets. Das dunkle Band eines Flusses kam von der rechten Seite in das Bild und machte eine scharfe Kurve um eine Art von Felsengruppe. Bäume säumten beide Ufer. In der oberen Bildhälfte standen sie in dichten Reihen, doch unterhalb des Flusses lag das Gelände einer Lichtung. In der rechten unteren Ecke war eine Seriennummer eingedruckt. Das Foto selbst wirkte ein grobkörnig, als wäre eine kleinere Aufnahme vergrößert worden.
    »Hast du das aus einem Flugzeug aufgenommen, Dad?«
    Mein Vater lachte. »Nicht ich, Stan.«
    »Hängst du es an die Wand?« Stan hörte sich an, als hätte er seine Zweifel.
    »Das hatte

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