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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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aber obwohl Patterson aufrichtig und gewissenhaft war und die Polizei von Oakridge auch das größere Revier in Burton einschaltete, kam nichts dabei heraus.
     
    In den folgenden zwei Wochen befragte die Polizei die Leute, mit denen mein Vater zusammengearbeitet hatte, und die wenigen Bekannten, die er hatte und die man wenigstens ansatzweise als Freunde bezeichnen konnte. Niemand konnte sich erklären, was mit ihm geschehen sein mochte. Polizeipatrouillen suchten sämtliche Straßen in den Bergen rund um Oakridge ab, während das Forstamt die Waldwege übernahm. Nirgendwo eine Spur von ihm. Sein Bank- und Kreditkartenkonto wurde überwacht, aber keine Zahlungen registriert, und das Foto meines Vaters, das sie per E-Mail an den Fahrer des Busses nach San Francisco geschickt hatten, der vor Jerry’s Gas hielt, löste keinen aufgeregten Aufschrei des Wiedererkennens aus. Ein Artikel über das Verschwinden meines Vaters im
Oakridge Banner
blieb gleichermaßen ergebnislos.
    Einmal zeigte uns Patterson das Video einer Überwachungskamera an der Bushaltestelle in San Francisco. Er bat uns, nach jedem zu suchen, der unser Vater sein könnte. Es handelte sich um Schwarz-Weiß-Material, aufgenommen aus großer Höhe. Wir sahen uns das Band zweimal an, sahen ihn aber nicht und hatten auch den Eindruck, dass Patterson selbst das Bus-Szenario nicht mehr ernsthaft in Erwägung zog.
    Kurz gewann ich den Eindruck, als wären Stan und ich selbst Verdächtige, denn Burton schickte die Spurensicherung, damit sie sich unser Haus ansah. Doch aufgrund der Tatsache, dass sie nichts fanden und mein Vater zwar eine Gebäude- und KFZ -Versicherung, aber nur eine winzige Lebensversicherung hatte, ließen sie wieder von uns ab und konzentrierten sich auf den Rest der Welt.
    Auch Bill Prentice bekam seine fünfzehn Minuten behördliche Aufmerksamkeit. Als Ehemann der Geliebten meines Vaters, konnte die Polizei nicht ausschließen, dass er tödliche Rache geübt hatte. Aber sie fanden ziemlich schnell heraus, dass er am Tag nach Pats Beerdigung mit seinem BMW nach Los Angeles gefahren war, um seine Mutter zu besuchen. Dort unten ließ ihn der Kummer über den Tod zur Flasche greifen. Für den Abend, an dem mein Vater verschwunden war, hatte er ein wasserdichtes Alibi, weil er in Santa Monica in einer Ausnüchterungszelle gesteckt hatte.
    Patterson kam einen Monat nach dem Verschwinden meines Vaters ein letztes Mal zu uns nach Hause. Er sagte mir, dass die Polizei alle Möglichkeiten ausgeschöpft hätte. Stan war oben in seinem Zimmer, und Patterson bat mich, ihn nicht zu rufen. Wir gingen in den Garten und nahmen im Schatten des Hauses Platz.
    »Ehrlich gesagt haben wir nicht den geringsten Hinweis darauf, was mit ihm geschehen sein könnte. Wir führen ihn als vermisste Person. Uns stehen seit Beginn der Ermittlungen sämtliche Informationen in Kalifornien zur Verfügung, und seit zwei Wochen sogar landesweit, aber wir haben nicht den geringsten Hinweis. Die lange Zeitspanne ist ein überaus negativer Faktor. Andererseits spricht nichts Konkretes dafür, dass ihm etwas zugestoßen ist – keine Kleidungsstücke, kein Blut, gar nichts. Natürlich schließen wir die Akte nicht und tun weiterhin, was wir können, aber wir sind längst jenseits der Phase, in der man noch mit einer zeitigen Aufklärung rechnen konnte. Es tut mir leid. Im Grunde genommen können wir nur noch hoffen, dass er sich mit Ihnen in Verbindung setzt oder …« Er zuckte die Achseln und sagte nichts mehr, aber es lag auf der Hand, dass er meinte:
oder dass wir seine Leiche finden.
    Als Patterson fort war, ging ich nach oben in Stans Zimmer. Er saß in einer Ecke seines Betts und weinte stumm vor sich hin. Den Kopf hielt er gesenkt und sah auch nicht auf, als ich eintrat. Ich setzte mich neben ihn und legte ihm einen Arm um die Schulter. Nach langer Zeit versiegten seine Tränen, erschauerte sein massiger Körper bei jedem Atemzug.
    »Ich habe ihn durch das Fenster gesehen. Ich wollte nicht runterkommen.«
    »Schon gut.«
    Ich berichtete ihm, was der Detective gesagt hatte. Als ich fertig war, sagte er ernst: »Dad ist tot.«
    »Ja, ich glaube auch, dass es so ist.«
    »Kommt dir das unheimlich vor, Johnny? Dass es jetzt nur noch uns beide gibt? Mir kommt es vor, als würden wir ohne ihn ganz einsam im Meer treiben. Als wäre alles um uns herum leer.«
    »Ja, es ist unheimlich.«
    »Erinnerst du dich an die Nacht am Strand, als du mir die Sterne gezeigt hast?«
    Als ich

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