Empty Mile
genommen. Ich meine, ehrlich, Johnny, kannst du es mir verübeln, wenn mir manchmal danach zumute ist, sie wie eine Fotze zu behandeln?«
Gareth holte tief Luft, seufzte dann resignativ.
»Hör zu, du warst lange fort. In deiner Abwesenheit ging das Leben hier ohne dich weiter, und vielleicht ist alles ein wenig aus dem Ruder gelaufen, schon möglich. Ich weiß, ich sollte sie nicht mehr so sehr hassen, aber manchmal … ich weiß nicht, da bin ich einfach so … verärgert.«
»Jemanden durch Erpressung zur Prostitution zwingen – aus Ärger? Das ist nicht dein Ernst!«
»Sie ist aus freien Stücken anschaffen gegangen, und zwar lange bevor ich ins Spiel kam.«
»Was macht das für einen Unterschied?«
Einen Augenblick dachte ich, Gareth würde sich wieder aufplustern, doch dann nickte er und schien sich abzuregen.
»Okay, du und Marla seid offensichtlich wieder zusammen. Bis jetzt war ich nicht sicher, aber jetzt sehe ich ein, dass sich etwas verändert hat. Deine Liebste sollte nicht gezwungen werden, es anderen Männern zu besorgen. Ich habe viel darüber nachgedacht, als ihr gegangen wart, und du hast recht, es kann so nicht weitergehen.«
»Was willst du damit sagen?«
»Ich lasse sie in Ruhe. Nenne es ein Geschenk von mir. Ich zwinge sie nicht mehr dazu. Ich verspreche es.«
Ich war nicht sicher, was ich darauf erwidern sollte. Ich hatte mit einer langen Diskussion gerechnet, mit Gebrüll, vielleicht sogar mit Handgreiflichkeiten. Seine Kehrtwende nahm mir den Wind aus den Segeln, sodass ich einen Moment nur dastand und ihn ansah. Gareth lachte.
»Alter! Ich bin kein totales Schwein. Was denkst du? Dass ich hier den Bösewicht spiele und dich bis an dein Lebensende heimsuche? Dass ich jeden Tag ankomme und sage: Tut mir leid, Johnny, aber Marla muss heute Nacht arbeiten? Komm schon!«
»Er hat mich gezwungen, dabei zuzusehen.«
»Du hast zugesehen? O Mann, das tut mir echt leid. Muss ein Scheißgefühl gewesen sein. Ich hatte keine Ahnung, dass es dazu kommen würde. Hör mal, ich bin hier fertig. Willst du noch etwas abhängen und ein Bier trinken?«
Ich wollte zu Marla gehen und ihr sagen, dass ich Gareth überzeugt hätte, sie in Zukunft in Ruhe zu lassen. Aber im Augenblick schien es mir für Marla klüger zu sein, wenn ich Gareth möglichst bei Laune hielt, daher sagte ich Ja zu dem Bier.
Gareth holte die Flaschen aus der Küche des Bungalows und ging mit mir in die Scheune. David, sein Vater, saß in der hintersten Ecke in seinem Rollstuhl und war mit einer Bohrmaschine beschäftigt. Er winkte flüchtig, als wir eintraten, und arbeitete weiter. Wir setzten uns vor das Tor und sahen zum Haus. In regelmäßigen Abständen kreischte Davids Bohrer auf Metall.
Gareth stieß mich an und machte große Augen. »He, hast du das mit Patricia Prentice gehört?«
»Stan und ich haben sie gefunden.«
»Echt? Ach du Scheiße!«
»Stan hat ihr Topfpflanzen gebracht.«
»Wie hat sie ausgesehen?«
»Was meinst du damit?«
»Ich weiß nicht? War sie angezogen? War es eine schlimme Schweinerei?«
»Sie sah tot aus, Gareth, okay? Einfach tot.«
Gareth hielt die Hände hoch. »Alter, ich frag ja nur.«
»Mann, Scheiße …«
»Schon gut, schon gut …« Gareth beugte sich vor und fuhr flüsternd fort. »Ich bin froh, dass du gekommen bist, Johnny. Ich muss mit jemandem reden. Zwischen Vivian und diesem Arschloch, dem es Marla gestern besorgt hat, läuft was.«
»Jeremy Tripp?«
»Ja.«
Ich wusste verdammt gut, dass da was lief – ich hatte sie aus seiner Dusche kommen sehen –, aber da wollte ich mich auf keinen Fall einmischen. Gareth schüttelte traurig den Kopf.
»Ich gehe sie besuchen, und sie kommt aus seinem Haus über die Straße. Ich rufe sie auf dem Handy an, und sie geht nicht ran, oder sie ist dort und übt Bogenschießen. Bogenschießen, meine Fresse! Im Ernst, Mann, ich liebe sie.«
Er trank einen Schluck Bier.
»Ich kann es nicht glauben, weißt du? Zwei Frauen in meinem Leben, die einzigen Beziehungen, die mir je etwas bedeutet haben, und beide enden beschissen.«
»Warum sollte Tripp für Marla bezahlen, wenn er Vivian hat?«
Gareth zuckte die Achseln. »Er ist reich. Scheiße, ich bräuchte nur ein wenig Zeit, um diese Anlage hier aufzumöbeln, um endlich anständig Kohle zu verdienen, dann könnte ich sie halten. Ich weiß es.«
Er wandte sich ab und räusperte sich, dann wechselte er das Thema.
»Wie kommt ihr mit der Sache mit eurem Dad klar?«
»Es geht
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