Empty Mile
Lagerhalle auf. Kaum hatten wir den letzten Kübel zurechtgerückt, bog ein champagnerfarbener Mercedes-Geländewagen von der Straße ab, fuhr knirschend die Einfahrt hoch und kam vor uns zum Stillstand. Drei gut gekleidete Frauen stiegen aus, darunter die Kundin, auf die wir warteten – die Inhaberin einer teuren Modeboutique in der Innenstadt. Sie hieß Cloris und wollte Pflanzen für ihr Geschäft und ihr Haus in den Slopes. Die Frauen stellten sich vor den Musterkübeln auf.
Wir begrüßten uns alle, woraufhin uns Cloris die anderen Frauen als Freundinnen aus den Slopes vorstellte, die mitgekommen waren, weil sie sich ebenfalls für ein Pflanzenarrangement für ihre Häuser interessierten. Stan warf mir einen Blick zu, ohne dass es jemand bemerkte, und ich wusste, hätte er sich getraut, hätte er das Geräusch einer Registrierkasse von sich gegeben. Ich überließ es ihm, die verschiedenen Pflanzen zu erklären, und welche Möglichkeiten es darüber hinaus gab, falls ihnen nichts von dem zusagen sollte, was wir ihnen heute zeigen konnten. Die Frauen nickten und gaben ein anerkennendes Murmeln von sich.
Während Stan auf die Frauen einredete, hörte ich, wie nicht weit entfernt ein Motor ansprang. Eine halbe Minute später fuhr der Transporter, der an der Kreuzung gestanden hatte, geräuschvoll die Einfahrt herauf und hielt hinter dem Mercedes. Die Frauen drehten sich neugierig um. Stan unterbrach seinen Vortrag und blickte mich unsicher an.
Jeremy Tripp stieg aus und schlenderte gemächlich zum Heck des Fahrzeugs. Dort blieb er stehen und nickte den Frauen zu.
Stan hob zaghaft die Hand. »Hallo, Mr Tripp.«
Tripp beachtete ihn nicht, sondern wandte sich an die Frauen. »Sie sollten sich das hier ansehen, bevor Sie Ihr Geld zum Fenster rauswerfen.«
Er öffnete das Heck des Transporters und zog die Pflanzenkübel heraus, die wir in seinem Haus aufgestellt hatten. Er hievte sie mit eckigen, wütenden Bewegungen hoch und ließ sie einfach zu Boden fallen. Als er fertig war, trat er mit dem Fuß nach einem runden Blumentopf und stieß ihn um. Die Yuccapalme, die darin stand, brach ab. In dem aufgeplatzten Stamm sah man eine verfaulte Masse. Auch die Blätter sahen nicht saftig grün aus, sondern verschrumpelt, nass und dunkel verfärbt. Alle anderen Pflanzen sahen ähnlich aus, verrottet und dunkel und abgestorben.
»Reife Leistung, Jungs.«
Die Frauen unterhielten sich nervös und versuchten zu begreifen, was hier geschah. Stan stammelte, dass etwas schiefgegangen sein müsse, dass die Pflanzen sich eine Krankheit geholt hätten und wir sie unverzüglich austauschen würden …
Tripp schnaubte geringschätzig und stieg wieder in den Transporter ein. Bevor er die Tür zuschlug, ließ er den Blick lange über das Gelände des Gartenzentrums schweifen.
»Wissen Sie, dieses Gelände wäre ideal für ein kleines Hotel. Sagen wir, dreißig Zimmer. Schon mal daran gedacht?«
Er wendete den Wagen und fuhr gemächlich zur Straße hinunter. Dann war er weg. Stan ließ sich auf die Knie nieder, untersuchte die Pflanzen, zog die mürben Kadaver aus der Erde und hielt sie ins Licht. Die Frauen warfen sich kurze Blicke zu, dann stiegen sie in ihren Mercedes ein. Cloris dankte uns, danach wendete sie selbst hastig und fuhr weg, bevor ich ein Wort sagen konnte.
»Die werden nicht Kunde bei uns, was, Johnny?«
»Wohl nicht.«
»Das ist schlimm. Sie könnten es anderen erzählen.«
»Wie ist das möglich?«
Stan schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Für eine Krankheit ging das zu schnell. Sieht ganz nach zu viel Insektenspray aus.«
Ich stieß einige der Pflanzen mit der Schuhspitze an, doch es nützte nichts. Ich wusste nichts über Krankheiten, an denen Pflanzen zugrunde gingen. Einige Kübel waren auf die Seite gefallen. Ich ging in die Hocke, stellte sie wieder auf und schaufelte die Erde, die herausgefallen war, mit den Händen hinein. Dabei fiel mir ein Geruch auf – ein chemischer Geruch, wie von Ammoniak. Ich hielt mir eine Handvoll Erde unter die Nase, dann Stan, damit er daran schnuppern konnte.
»Riecht wie Bleiche, Johnny.«
»Stimmt.«
Ich nahm eine Probe aus einem anderen Kübel. Dasselbe. Man hatte die Pflanzen mit Bleiche gegossen.
Stan runzelte die Stirn. »Warum sollte er seine eigenen Pflanzen kaputt machen?«
»Vielleicht hat jemand was beim Putzen reingekippt.«
»Rosie ist seine Putzfrau. So etwas würde sie nie tun. Sie ist sehr sorgfältig.«
Stan hatte natürlich recht. Die
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