Ende einer Welt
Eile anzuspornen. Wie wohlgezielte Pfeile
schnellen sie nach dem Ziel. Mit Entsetzen erfüllen ihre
starken Stimmen das Herz des Bären, dessen Kräfte
nachzulassen beginnen. Hoh, hoh! No hat alle Angst, alle
Müdigkeit vergessen. Keiner vermag ihn zu überholen,
seine leidenschaftlichen Rufe eilen ihm voraus.
Schon kommen die großen Hänge in Sicht,
unter denen ihre Familien und die verwünschten
Rundschädel hausen. Der Fluß macht hier eine Reihe
Krümmungen; der Bär biegt links ab und eilt einem
Hügel zu. Will er die Jäger hier, in diesem Gebiet,
täuschen, das sie seit ihrer Geburt kennen? Eine kleine Gruppe
schwärmt aus, um das Tal, in dessen Hintergrund sich die
heiligen Grotten befinden, im Süden zu sperren.
Die übrigen steigen den Abhang hinab, dessen
Verlängerung steil über der Wohnstätte des
Häuptlings endet. Ein überraschendes Bild erwartet
sie. Angelockt durch den Lärm ist der ganze Stamm versammelt,
Greise, Frauen und Kinder haben die Felsen und Bäume
erklettert, um sich in Sicherheit zu bringen. Mit ihnen betrachten die
Rundschädel diese Jagd, die sich auf uralte Art abspielt. Doch
da sie deren heilige Bedeutung kennen, begnügen sie sich,
Zuschauer zu bleiben, und halten ihre Hunde zurück, deren
Bellen sich mit den Schreien vermischt, die von allen Seiten
ertönen. Das ganze Tal ist von Getöse
erfüllt.
Entsetzt bleibt der Bär stehen, da selbst die
Bäume und Felsen Schreie auszustoßen scheinen. Die
Angst wächst in seiner dunklen Seele. Wo ist eine Zuflucht zu
finden? Jeder Ausweg scheint ihm versperrt zu sein. Er blickt um sich.
Ein einziger Winkel in diesem Tale, das sich gegen ihn verschworen hat,
scheint ruhig. Es ist die Gegend, welche die Grotte der Einweihung
umgibt, es ist verbotener Boden.
Dort wendet er sich hin. Seine Wunde schmerzt und macht seinen
Schritt schleppender. Er erklimmt ohne Eile die ersten
Ausläufer des Felsenhanges. Schwer sinken seine Tatzen in den
geheiligten Boden. Der ganze Stamm folgt ihm mit den Blicken. Ein
andächtiges Schweigen ist dem Lärm gefolgt, der eben
noch das Tal durchbrauste. Unbeweglich starren die Jäger und
halten ihren Atem zurück. Als würde er die Orte
wiedererkennen, die er in einem früheren Leben bewohnte,
beschnuppert der Bär einen Stein nach dem andern. Langsam
folgt er dem Pfad, der zu der Grotte führt, und im Angesicht
aller seiner Nachkommen verschwindet er in der Höhle, die
einstmals sein gewesen, und die durch seine Anwesenheit geheiligt wurde.
Stürmischer Jubel begrüßt dieses
Wunder. Höchstes Entzücken erfüllt die
Herzen. War noch daran zu zweifeln, daß der Ahne selbst
zurückgekehrt sei, um die Seinen zu retten? Der Vater kommt
heim, da seine Kinder in Gefahr sind.
Ein helles Feuer vor dem Eingange der Grotte strahlt durch die
Nacht. Die ältesten Jäger des Stammes halten Wache.
Zwar sind es nur zehn, doch niemand gleicht ihnen an Geschicklichkeit
und Erfahrung. Morgen, bei Sonnenaufgang, werden sie feuchte
Kräuter verbrennen, deren beißender Rauch die
Höhle durchdringen und den Bären aus ihr vertreiben
wird; er wird in eine Falle geraten. Gefesselt und gebunden werden sie
ihn dann zum Opfer führen. Jetzt hocken diese Tapferen noch um
die Glut und sprechen von ihrer Jugend, von jener gesegneten Zeit, da
alles noch viel besser war, da man noch in den schneebedeckten
Wäldern das weichfellige Renntier jagte. Das beabsichtigte
Opfer wird zweifellos jene glücklichen Zeiten
zurückbringen. Wenn es das Land nur auch von den
Rundschädeln und ihren Hunden befreien könnte!
In den Hütten des Stammes denkt niemand an Schlaf.
Frauen und Mädchen schmücken sich für den
kommenden Tag. Sie ordnen ihre abgenutzten Kleider und verwenden die
schönsten Pelze. Ihre Haare drehen sie zu
regelmäßigen Locken und machen sie wohlriechend;
Gesicht, Hals und Arme schminken sie. Dann beginnen sie Girlanden aus
Efeu zu flechten, betrübt, daß die Jahreszeit es
ihnen nicht gestattet, auch Blumen zu verwenden.
Man ißt nichts in dieser Nacht. Ein strenges Fasten
muß der mystischen Mahlzeit vorangehen, denn die heilige
Nahrung darf sich mit keiner anderen vermengen. Es leben noch einige
Greise, die einst vor langer Zeit der gleichen religiösen
Handlung beiwohnten. Man bildet einen Kreis um sie, und ihre
begeisterten Erzählungen fesseln die unermüdlichen
Zuhörer bis zum Morgen.
Die jungen Leute und die Männer, die nur die ersten
Proben der
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