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Ende eines Sommers

Ende eines Sommers

Titel: Ende eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Pilcher
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hineingeschüttet hatte. Als ich gebadet hatte, holte ich meinen Koffer, zog saubere Sachen an, stopfte die schmutzigen zurück in den Koffer und bekam den Deckel irgendwie wieder zu. Dann ging ich zurück ins Wohnzimmer und stellte fest, daß er Tee gemacht hatte. Es gab dazu heißen Toast mit Butter und einen Teller mit Schokoladenkeksen – richtigen Schokoladenkeksen, nicht Kekse mit Schokoladengeschmack, wie man sie in Amerika bekommt, sondern einfache Kekse, die mit Schokolade überzogen sind.
    „Sind die von Ihrer Mutter?“
    „Nein. Ich habe sie gekauft, als Sie geschlafen haben. Es gibt einen kleinen Laden um die Ecke, sehr praktisch, wenn irgend etwas fehlt.“
    „Hat Ihre Mutter schon immer hier gewohnt?“
    „Nein, sie wohnt hier erst seit etwa einem Jahr. Sie hatte früher ein Haus in Hampshire, aber es wurde zu groß für sie, und der Garten machte ihr Sorgen … Es ist nicht einfach,
    Hilfe zu bekommen. Deshalb verkaufte sie es, behielt ein paar ihrer Lieblingsstücke und zog hierher.“
    Das erklärte also die Landhausatmosphäre. Ich sah auf den Hof hinaus. „Und sie hat einen Garten.“
    „Ja, einen kleinen. Aber damit wird sie allein fertig.“
    Ich nahm eine weitere Scheibe Toast und versuchte, mir meine Großmutter in einer solchen Situation vorzustellen. Aber es war unmöglich. Großmutter würde sich nie geschlagen geben von der Größe ihres Hauses und den Schwierigkeiten, eine Köchin oder einen Gärtner zu bekommen oder zu behalten, nie würde ihr zuviel werden, was sie zu tun hatte. Mrs. Lumley war bei ihr, seit ich denken konnte, sie stand auf ihren geschwollenen Beinen am Küchentisch und rollte Teig aus. Und Will, der Gärtner, hatte ein kleines Cottage und sein eigenes Stück Land, wo er Kartoffeln und Karotten anbaute und enorme Chrysanthemen, deren Köpfe aussahen wie Putzmops.
    „Sie haben also nie in dieser Wohnung gelebt?“
    „Nein, aber ich wohne bei ihr, wenn ich in London bin.“
    „Kommt das oft vor?“
    „Ziemlich oft.“
    „Sehen Sie Sinclair manchmal?“
    „Ja.“
    „Was macht er?“
    „Er arbeitet bei einer Werbeagentur. Ich nahm an, Sie wüßten das.“
    Mir fiel ein, daß ich ihn anrufen könnte. Schließlich lebte er in London, es würde nur Minuten dauern, seine Nummer herauszusuchen. Ich spielte einen Augenblick mit dem Gedanken, beschloß dann aber, es bleiben zu lassen. Ich war nicht völlig sicher, wie Sinclair reagieren würde, und wollte nicht, daß David Stewart womöglich Zeuge einer peinlichen Situation wurde.
    „Hat er eine Freundin?“ fragte ich.
    Er zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht.“
    Nachdenklich leckte ich heiße Butter von meinen Fingerspitzen.
    „Glauben Sie, er wird nach Elvie kommen, wenn ich da bin?“
    „Muß er wohl.“
    „Und sein Vater? Ist Onkel Aylwyn immer noch in Kanada?“
    David Stewart schob mit einem langen, gebräunten Finger seine Brille auf der Nase hoch. „Aylwyn Bailey ist gestorben“, sagte er. „Vor etwa drei Monaten.“
    Ich starrte ihn an. „Ach, das habe ich nicht gewußt. Oh, die arme Großmama. Hat es sie sehr mitgenommen?“
    „Ja, das hat es …“
    „Und die Beerdigung und alles …“
    „Fand in Kanada statt. Er war einige Zeit krank gewesen. Er schaffte es nicht, nach Hause zu kommen.“ „Also hat Sinclair ihn nie wiedergesehen?“
    „Nein.“
    Ich versuchte diese Information zu verdauen. Unwillkürlich dachte ich an meinen eigenen Vater. Auch wenn er einen noch so sehr in Wut versetzen konnte, ich wußte doch, daß ich auf keinen Fall auch nur einen einzigen Augenblick unserer gemeinsamen Zeit hätte versäumen wollen, und ich bedauerte Sinclair mehr denn je. Doch dann erinnerte ich mich, daß ich ihn früher beneidet hatte, denn ich verbrachte nur die Ferien in Elvie, Sinclair hingegen war dort zu Hause. Und vielleicht konnten sie einen richtigen Vater nicht ersetzen, doch es waren immer jede Menge Männer dort. Außer Will, dem Gärtner – den wir liebten –, gab es Gibson, den Wildhüter, der zwar mürrisch, aber unendlich weise war, und Gibsons zwei Söhne, Hamish und George, die etwa in Sinclairs Alter waren und ihn in all ihre Unternehmungen einbezogen, erlaubte wie unerlaubte. So hatte er schießen gelernt und eine Angel auswerfen, Cricket spielen und auf Bäume klettern. Alles in allem wurde ihm wohl sehr viel mehr Zeit und Aufmerksamkeit gewidmet als den meisten anderen Jungen in seinem Alter. Nein, insgesamt gesehen hatte Sinclair es eigentlich ganz gut gehabt.
     
    Wir

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