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Ende eines Sommers

Ende eines Sommers

Titel: Ende eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Pilcher
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weichen, samtigen Kopf auf meinem Schuh. Gibson nahm die Straße nach Braemar über Tomintoul, fuhr nach Süden über die Berge und rollte etwa gegen elf Uhr in das goldene, sonnendurchflutete Tal des Dee hinab. Der Fluß führte Hochwasser, tief und klar wie braunes Glas wand er sich durch Felder, Ackerland und hohe schottische Kiefern. Wir kamen nach Braemar, fuhren hindurch und noch etwa drei Meilen weiter, bis wir zu der Brücke kamen, die den Fluß überquert und nach Mar Lodge führt.
    Dort hielten wir an und stiegen aus. Der Hund wurde von der Leine gelassen, und Gibson holte den Schlüssel für die Wildgatter. Dann gingen wir alle in eine Bar, wo Sinclair und Gibson Bier tranken. Ich bekam ein Glas Cidre.
    „Wie weit ist es noch?“ wollte ich wissen.
    „Noch ungefähr vier Meilen“, antwortete Gibson. „Aber die Straße ist sehr schlecht, vielleicht setzen Sie sich besser zu uns nach vorn.“
    Also ließ ich den Hund allein und setzte mich zwischen die beiden Männer auf den Vordersitz. Die Straße war kaum als solche zu bezeichnen, es war nicht mehr als ein Weg, den die Forstarbeiter ausgefahren hatten. Dann und wann fuhren wir an einer Gruppe Waldarbeiter vorbei, die mit riesigen Kettensägen und Traktoren arbeiteten. Wir winkten, sie winkten zurück, und ein- oder zweimal mußten sie ihren großen, am Weg abgestellten Lastwagen zurücksetzen, damit wir vorbeifahren konnten. Die Luft war erfüllt vom würzigen Geruch der Bäume. Als wir schließlich zu der kleinen Hütte kamen, die von den Bergsteigern und Wochenendausflüglern benutzt wurde, kletterten wir steif und mit von der Fahrt schmerzenden Gliedern aus dem Landrover. Unendliche Ruhe breitete sich um uns aus. Wir waren umgeben von Wald, Moor und Bergen, und nur ein entferntes Plätschern von Wasser und das Rauschen der Kiefern weit über uns unterbrachen die Stille.
    „Ich hole Sie dann am Loch Morlich ab“, sagte Gibson. „Meinen Sie, daß Sie es bis sechs Uhr schaffen können?“
    „Wenn nicht, warten Sie auf uns. Und wenn wir bis zum Dunkelwerden nicht zurück sind, rufen Sie die Bergwacht an.“ Sinclair grinste. „Wir werden auf dem Weg bleiben, es sollte also nicht schwer sein, uns zu finden.“
    „Verknacksen Sie sich nicht den Fuß“, warnte mich Gibson. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“
    Er stieg in sein Auto und fuhr auf dem Weg davon, den wir gekommen waren. Das Geräusch des Motors erstarb in der Unendlichkeit des Morgens. Ich sah zum Himmel auf und
    dachte, nicht zum erstenmal, daß es in Schottland geradezu eine Überfülle an Himmel gibt … er dehnt sich in die Weite und in die Höhe und scheint sich ins Grenzenlose zu erstrecken. Ein paar Brachvögel flogen vorüber, und in der Ferne konnte ich das Blöken von Schafen hören. Sinclair lächelte zu mir herab. „Gehen wir?“
    Wir gingen los, Sinclair voran, ich folgte ihm. Der Weg führte an einem Bach entlang, der zwischen Binsen dahinfloß. Wir kamen zu einer einsam gelegenen Schaffarm mit hölzernen Schafhürden, ein Hund rannte heraus und bellte uns an. Wir gingen weiter, an der Farm vorüber, und der Hund zog sich in seinen Zwinger zurück. Wieder senkte sich die Stille herab. Hier und dort zeigten sich kleine Farbtupfen, blühende Glockenblumen, riesige violette Disteln und dunkle Flächen voll Heidekraut, in dem Bienen summten. Die Sonne stieg hoch in den Himmel, wir schälten uns aus unseren Pullovern und banden sie uns um die Taille. Vor uns zog sich der Weg den Berg hoch, wir kletterten durch ein kleines Waldstück, und vor mir begann Sinclair leise zu pfeifen. Ich erkannte die Melodie, „Mairis Hochzeit“. Wir hatten das Lied als Kinder gesungen, nach dem Tee im Wohnzimmer, und Großmutter hatte uns auf dem Klavier begleitet:
     
    „Freudig schreiten wir voran,
    Schritt für Schritt, Mann für Mann,
    jeder läuft so schnell er kann
    hin zu Mairis Hochzeit.“
     
    Wir kamen zu einer Brücke und einem Wasserfall. Das Wasser war nicht braun, sondern grün wie chinesische Jade und fiel zwanzig Fuß oder mehr hinab in ein Becken aus blassem Gestein. Wir standen auf der Brücke und betrachteten den Bogen aus Wasser, hell wie ein Edelstein. Durchsichtig und schillernd im Sonnenlicht und von einem Miniaturregenbogen umrandet, ergoß es sich in das brodelnde Becken. So etwas Hübsches hatte ich noch nie gesehen. Um das Tosen des Wassers zu übertönen, fragte ich schreiend: „Warum hat das Wasser diese Farbe? Warum ist es nicht braun?“ Sinclair

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