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Ende eines Sommers

Ende eines Sommers

Titel: Ende eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Pilcher
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fragte ich: „Hast du ihr das gesagt?“
    „Mehr oder weniger, ja.“
    „Und was hat sie gesagt?“
    Er zuckte leicht mit den Schultern. „Sie sagte, wenn ich so empfände, würde sie andere Maßnahmen treffen.“
    „Und du hast es dabei belassen?“
    „Ja, wir haben es dabei belassen. Sei doch nicht so naiv, Jane, sie ist herumgekommen, sie ist ein vernünftiges Mädchen.“
    Die ganze Zeit hatte er seinen Griff um meine Hand nicht gelockert, aber nun ließ er sie los, und ich konnte meine verkrampften Finger öffnen und ausstrecken. Er nahm den Ring zwischen Zeigefinger und Daumen und drehte ihn ein bißchen hin und her, als wolle er ihn aufschrauben. „Jedenfalls“, sagte er, „habe ich ihr gesagt, daß ich dich heiraten werde.“
    „Du hast ihr was gesagt?“
    „Oh, Liebling, hör doch zu. Ich sagte ihr, daß ich dich heirate …“
    „Aber dazu hattest du kein Recht … du hast mich nicht einmal gefragt.“
    „Natürlich habe ich dich gefragt. Was glaubst du denn, worüber wir neulich gesprochen haben? Was dachtest du denn, was hier ich tue?“
    „Schauspielern.“
    „Nein, ich habe nicht geschauspielert. Und das weißt du ganz genau.“
    „Du bist doch gar nicht verliebt in mich.“
    „Aber ich liebe dich.“ Aus seinem Mund klang das vollkommen vernünftig. „Und mit dir zusammenzusein und dich wieder in Elvie zu haben ist das Beste, was mir je passiert ist. Es ist so etwas Frisches um dich, Janey. Im einen Augenblick bist du so naiv wie ein Kind, und im nächsten kommst du an mit etwas, was erstaunlich weise ist. Und du bringst mich zum Lachen, und ich finde dich überaus attraktiv. Und du kennst mich fast besser, als ich mich selbst kenne. Ist all das nicht wichtiger, als einfach nur verliebt zu sein?“
    „Aber wenn man jemanden heiratet, ist es für immer“, entgegnete ich.
    „Nun?“
    „Du mußt in Tessa Faraday verliebt gewesen sein, und jetzt willst du nichts mehr mit ihr zu tun haben …“
    „Janey, das war etwas völlig anderes.“
    „Wie anders? Ich kann nicht erkennen, wieso das so anders sein soll.“
    „Tessa ist attraktiv und fröhlich, es ist sehr angenehm, mit ihr zusammenzusein, und ich habe ihre Gesellschaft ungeheuer genossen, aber ein Leben lang – nein.“
    „Aber sie wird das Kind für den Rest ihres Lebens haben.“
    „Ich habe dir bereits gesagt, es ist sehr wahrscheinlich gar nicht von mir.“
    Es war offensichtlich, daß er sich aus dieser Perspektive unangreifbar vorkam. Ich versuchte es mit einer anderen Taktik. „Angenommen, Sinclair, nur angenommen, daß ich dich nicht heiraten möchte. Wie ich neulich schon sagte, wir sind Cousins ersten Grades …“
    „Das hat es vor uns auch schon gegeben.“
    „Wir stehen uns zu nahe. Ich würde es nicht riskieren wollen.“
    „Ich liebe dich“, sagte Sinclair. Es war das erste Mal, daß das jemand zu mir sagte. Ich hatte es mir in heimlichen Tagträumen als Teenager oft vorgestellt. Aber nie so.
    „Aber … aber ich liebe dich nicht …“
    Er lächelte. „Du klingst nicht sehr sicher.“
    „Aber ich bin sicher. Ziemlich sicher.“
    „Nicht einmal genug, um … mir zu helfen?“
    „Oh, Sinclair, du brauchst keine Hilfe.“
    „Aber da täuschst du dich. Ich brauche Hilfe. Wenn du mich nicht heiratest, wird meine ganze Welt in sich zusammenstürzen.“
    Das war ein Satz, wie er einem Liebhaber anstand, und doch hatte ich nicht das Gefühl, daß Liebe daraus sprach.
    „Das meinst du doch wohl nicht wörtlich, oder?“
    „Wie scharfsinnig du sein kannst, Janey. Doch, das meine ich.“
    „Warum?“
    Er war plötzlich ungeduldig, ließ meine Hand fallen, als sei er gelangweilt, und wandte sich ab, um nach einer Zigarette zu suchen. Er fand ein paar in seiner Manteltasche, nahm eine und zündete sie mit dem Anzünder an der Armatur an. „Oh, weil …“ sagte er schließlich.
    Nach einer Weile drängte ich ihn: „Weil?“
    Er holte tief Luft. „Weil ich bis über beide Ohren in Schulden stecke. Weil ich entweder Geld auftreiben muß, um sie zurückzuzahlen, oder eine Sicherheit vorweisen, um mir Geld leihen zu können. Ich habe keins von beiden. Und wenn alles herauskommt, und diese Gefahr droht durchaus, dann kann ich davon ausgehen, daß mein Chef nach mir schickt, um mir widerstrebend mitzuteilen, daß sie sehr gut ohne meine Dienste auskommen können, danke schön.“
    „Du meinst, du verlierst deinen Job?“
    „Nicht nur scharfsinnig, sondern auch noch eine rasche Auffassungsgabe.“
    „Aber …

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