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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Urerinnerung an die Geburt fiel ihr alles wieder ein, lange verlorengegangene und vergessene Erinnerungen: Ich kenne die Königinnen, die an den Knotenpunkten dieser stabilen Stränge regieren. Von all den Aiúas, die sie in diesen wenigen Minuten seit ihrem Tode berührt hatte, waren dies bisher die stärksten, jede von ihnen ihr zumindest ebenbürtig. Wenn Schwarmköniginnen ihr Netz weben, um eine Königin zu rufen und einzufangen, sind es nur die mächtigsten und ehrgeizigsten, die den Platz einnehmen können, den sie vorbereiten. Nur ein paar Aiúas haben die Fähigkeit, über Tausende von Bewußtseinen zu herrschen, andere Organismen so umfassend zu unterwerfen, wie Menschen und Pequeninos sich die Zellen ihrer eigenen Körper unterwerfen. Oh, vielleicht waren diese Schwarmköniginnen nicht alle so fähig wie Jane, vielleicht nicht einmal so hungrig nach Wachstum, wie Janes Aiúa es war, aber sie waren stärker als jeder Mensch oder Pequenino, und im Gegensatz zu ihnen sahen sie Jane deutlich und wußten, was sie war und alles, was sie vermochte, und sie waren bereit. Sie liebten sie und wollten, daß sie gedieh; sie waren wahrhaftige Schwestern und Mütter für sie; aber ihre Orte waren besetzt, und sie hatten keinen Platz für sie. Deshalb wandte sie sich von diesen Strängen und Knoten ab, zurück zu den feineren Geflechten der Pequeninos, zu den starken Bäumen, die trotzdem vor ihr zurückschreckten, weil sie wußten, daß sie die Stärkere war.
    Und dann merkte sie, daß dort, wo das Filigran ausdünnte, es nicht daran lag, weil es dort nichts gab, sondern weil die Fäden ganz einfach feiner wurden. Es gab genau so viele von ihnen, vielleicht sogar mehr, aber sie wurden zu einem Gespinst aus Sommerfäden, so fein, daß Janes grobe Berührung sie zerreißen mochte; aber sie berührte sie und sie zerrissen nicht, und sie folgte den Fäden zu einem Ort, der vor Leben brodelte, vor Hunderten von kleinen Leben, die alle an der Schwelle zum Bewußtsein schwankten, aber noch nicht ganz für den Sprung in die Bewußtheit bereit waren. Und unter ihnen allen, warm und liebevoll, ein Aiúa, das auf seine eigene Art stark war, aber nicht so, wie Jane es war. Nein, das Aiúa des Mutterbaumes war stark ohne Ehrgeiz. Es war ein Teil aller Leben, die auf seiner Haut wohnten, im Dunkel des Bauminneren oder auf der Außenseite, die ins Licht krochen und sich ausstreckten, um wach und lebendig zu werden und sich zu befreien und sie selbst zu werden. Und es war leicht, sich zu befreien, denn das Mutterbaum-Aiúa erwartete nichts von seinen Kindern, liebte ihre Unabhängigkeit ebenso sehr, wie es ihre Bedürftigkeit geliebt hatte.
    Er – der Mutterbaum – war ein einziger Überfluß, seine saftgefüllten Adern, sein hölzernes Skelett, seine knisternden Blätter, die im Licht badeten, seine Wurzeln, die Meere mit dem Stoff des Lebens durchsetzten Wassers anzapften. Er stand reglos im Mittelpunkt seines zarten und sanften Netzes, stark und fürsorglich, und als Jane in seinen Bannkreis geriet, sah er sie genauso an, wie er jedes verlorene Kind ansah. Er wich zurück und machte ihr Platz, ließ Jane von seinem Leben kosten, ließ Jane teilhaben an der Herrschaft über Chlorophyll und Zellulose. Hier gab es Platz für mehr als einen.
    Und Jane für ihren Teil, nachdem sie einmal eingeladen worden war hereinzukommen, mißbrauchte das Privileg nicht. Sie blieb nicht lange in jedem der Mutterbäume, sondern stattete immer nur einen kurzen Besuch ab und trank vom Leben und beteiligte sich an der Arbeit des Mutterbaums und zog dann weiter, von Baum zu Baum, ihren Tanz längs des Gespinstes aus Sommerfäden tanzend; und jetzt schraken die Vaterbäume nicht mehr vor ihr zurück, denn sie war die Botin der Mütter, sie war ihre Stimme, sie teilte ihr Leben und war dennoch hinreichend anders als sie, daß sie sprechen konnte, ihr Bewußtsein sein konnte, tausend Mutterbäume überall auf der Welt und die heranwachsenden Mutterbäume auf fernen Planeten, sie alle fanden eine Stimme in Jane, und sie alle freuten sich des neuen, bunteren, intensiveren Lebens, das ihnen zuteil wurde, weil sie da war.
     
    ›Die Mutterbäume sprechen.‹
    ›Es ist Jane.‹
    ›Ah, meine Geliebte, die Mutterbäume singen. Ich habe noch nie solche Lieder vernommen.‹
    ›Es ist nicht genug für sie, aber fürs erste wird es ausreichen.‹
    ›Nein, nein, nimm sie uns jetzt nicht weg! Zum erstenmal können wir die Mutterbäume hören, und sie sind

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