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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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ihre eigene Erfahrung von Leben es gewesen war. Wie können sie überhaupt denken, diese Fleischwesen, angesichts all dieser Tänze, die um sie herum stattfinden, all dieser Lieder, die sie ablenken?
    Sie berührte den Geist Valentines und wurde von Erinnerungen überflutet. Sie hatten nichts von der Präzision und Tiefe von Janes alten Erinnerungen, aber jeder Augenblick der Erfahrung war lebhaft und kraftvoll, so lebendig und real, wie keine Erinnerung es gewesen war, die Jane je zuvor gekannt hatte. Wie können sie verhindern, den ganzen Tag stillzuhalten, einfach nur, um sich den Tag davor ins Gedächtnis zu rufen? Ja: Weil jeder neue Moment sie lauter ruft als die Erinnerung.
    Und doch, jedesmal, wenn Jane eine Erinnerung berührte oder eine Sinnesempfindung des lebendigen Körpers spürte, war da das Aiúa, das der rechtmäßige Herr dieses Fleisches war, um sie zu vertreiben und seine Vorherrschaft zu verteidigen. Und endlich, ärgerlich darüber, als jenes vertraute Aiúa sie wegscheuchen wollte, weigerte Jane sich, sich zu bewegen. Statt dessen beanspruchte sie diesen Ort, diesen Teil des Körpers, diesen Teil des Gehirns für sich, sie forderte den Gehorsam dieser Zellen, und das andere Aiúa wich vor ihr zurück.
    Ich bin stärker als du, sagte Jane lautlos zu ihm. Ich kann dir alles wegnehmen, was du bist und alles was du hast und alles was du jemals sein und jemals haben wirst und du kannst mich nicht aufhalten. Das Aiúa, das einmal der Meister gewesen war, floh vor ihr, und nun begann die Jagd von neuem, mit vertauschten Rollen.
    ›Sie bringt ihn um.‹ ›Warte ab.‹
     
    In dem Sternenschiff, das den Planeten der Descoladores umkreiste, schraken alle angesichts eines plötzlichen Aufschreis aus dem Munde der jungen Val zusammen. Während sie sich umdrehten, um nachzusehen, aber noch bevor irgend jemand sie erreichen konnte, verkrampfte sich ihr Körper, und sie stieß sich von ihrem Sessel ab; in der Schwerelosigkeit des Orbits flog sie weiter, bis sie brutal gegen die Decke prallte, und die ganze Zeit über kam ihre Stimme wie eine dünne Fahne von Geheul heraus, und ihr Gesicht zeigte ein krampfhaftes Lächeln, das zugleich von unendlicher Qual und grenzenloser Freude zu zeugen schien.
    Auf der Welt Pazifika, auf einer Insel, an einem Strand, hörte Peters Weinen plötzlich auf, und er plumpste in den Sand und zuckte lautlos vor sich hin. »Peter!« schrie Wang-mu, während sie sich auf ihn warf, ihn berührte, versuchte, die Glieder festzuhalten, die wie Preßlufthämmer hüpften. Peter schnappte keuchend nach Luft und erbrach sich, immer noch keuchend. »Er wird ersticken!« schrie Wang-mu. In diesem Augenblick zerrten riesige, kräftige Hände sie weg, nahmen Peters Körper an den Gliedmaßen und drehten ihn herum, so daß nun das Erbrochene aus ihm hinaus und hinunter in den Sand fließen konnte und der Körper, hustend und würgend, trotzdem atmete. »Was geht da vor?« schrie Wang-mu.
    Malu lachte, und dann, als er sprach, war seine Stimme wie ein Lied. »Die Göttin ist hierhergekommen! Die tanzende Göttin hat das Fleisch berührt! Ach, der Körper ist zu schwach, um sie aufzunehmen! Ach, der Körper kann den Göttertanz nicht tanzen! Doch ach, wie gesegnet, wie glorreich und schön ist der Körper, wenn die Göttin in ihm weilt!«
    Wang-mu sah nichts Schönes an dem, was mit Peter geschah. »Verschwinde aus ihm!« kreischte sie. »Verschwinde, Jane! Du hast kein Recht auf ihn! Du hast kein Recht, ihn umzubringen!«
    In einer Zelle im Kloster der Kinder des Geistes Christi richtete Ender sich kerzengerade im Bett auf, die Augen offen, ohne jedoch zu sehen, denn jemand anders kontrollierte seine Augen; aber für einen Augenblick war seine Stimme seine eigene, denn hier, wenn schon nirgendwo anders, kannte sein Aiúa das Fleisch so gut und war selber so wohlbekannt, daß sie dem Eindringling Widerstand leisten konnte. »Gott helfe mir!« rief Ender. »Ich kann nirgendwo anders hin! Laß mir etwas übrig! Laß mir etwas übrig!« Die um ihn versammelten Frauen – Valentine, Novinha, Plikt – vergaßen sofort ihre Streitigkeiten und legten ihm ihre Hände auf, um ihn dazu zu bewegen, sich hinzulegen, um ihn zu beruhigen, aber dann drehten sich seine Augen nach innen, seine Zunge trat hervor, sein Rücken krümmte sich, und er warf sich so heftig hin und her, daß er trotz der Stärke ihres Zugriffs binnen weniger Augenblicke vom Bett herunter und zu Boden stürzte, wo er seinen Körper mit

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