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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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ein, und sie sangen. Es war ein altes Lied, dessen Bedeutung sie lange vergessen gehabt hatten, aber jetzt kannten sie seine Bedeutung, und sie konnten kein anderes mehr singen. Es war ein Lied über die Jahreszeit der Blüte und des Festmahls. Sie waren so lange ohne eine Ernte gewesen, daß sie vergessen hatten, was Ernte bedeutete. Aber jetzt wußten sie, was die Descolada ihnen vor so langer Zeit geraubt hatte. Was verloren gewesen war, war nun endlich wiedergefunden worden. Und jene, die gehungert hatten, ohne den Namen ihres Hungers zu kennen, sie wurden gespeist.

Kapitel 10
›Das hier ist immer dein Körper gewesen‹
     
    Ach, Vater! Warum hast du dich abgewandt?
    In der Stunde, als ich über das Böse triumphierte,
    warum bist du da vor mir zurückgeschreckt?
     
    aus Der Gott flüstert von Han Qing-jao
     
    Malu saß mit Peter, Wang-mu und Grace neben einem Feuer nahe des Strandes. Der Baldachin war verschwunden, und gleiches galt auch für einen großen Teil der Förmlichkeit. Es gab Kava, aber trotz des damit verbundenen Rituals tranken sie es Wang-mus Ansicht nach jetzt ebensosehr um des damit verbundenen Genusses willen wie wegen seiner Heiligkeit oder seiner Symbolik.
    An einer Stelle lachte Malu laut und lange, und Grace lachte auch, darum brauchte sie eine Weile, um zu dolmetschen. »Er sagt, daß er nicht entscheiden kann, ob die Tatsache, daß die Göttin in dir war, Peter, dich heilig macht, oder die Tatsache, daß sie dich verlassen hat, deine Unheiligkeit beweist.«
    Peter lachte leise – aus Höflichkeit, wie Wang-mu wußte –, während Wang-mu selbst nicht lachte.
    »Ach, wie schade«, sagte Grace. »Ich hatte gehofft, ihr zwei hättet Sinn für Humor.«
    »Das haben wir auch«, sagte Peter. »Wir haben bloß nicht den samoanischen Sinn für Humor.«
    »Malu sagt, die Göttin könne nicht für immer dort bleiben, wo sie ist. Sie hat ein neues Zuhause gefunden, aber es gehört anderen, und deren Großzügigkeit wird nicht ewig währen. Du hast gespürt, wie stark Jane ist, Peter –«
    »Ja«, sagte Peter leise.
    »Nun, die Gastgeber, die sie aufgenommen haben – Malu nennt es das Waldnetz, so wie ein Fischernetz, um Bäume zu fangen, aber was ist das? – jedenfalls sagt er, daß sie im Vergleich zu Jane so schwach sind, daß, ob sie es nun will oder nicht, ihre Körper irgendwann alle ihr gehören werden, es sei denn, sie findet einen anderen Ort, der ihr als dauerhafte Heimstatt dienen kann.«
    Peter nickte. »Ich weiß, was er damit sagen will. Und bis zu dem Moment, als sie tatsächlich in mich eindrang, hätte ich zugestimmt, daß ich freudig diesen Körper und dieses Leben aufgeben würde, von denen ich glaubte, ich würde sie hassen. Aber als sie mich umhergejagt hat, habe ich festgestellt, daß Malu recht hatte. Ich hasse mein Leben nicht, ich will mit aller Macht leben. Natürlich bin nicht ich es, von dem dieses Wollen ausgeht, sondern Ender, aber da er letztendlich ich ist , nehme ich an, das ist Haarspalterei.«
    »Ender hat drei Körper«, sagte Wang-mu. »Heißt das, daß er einen der anderen aufgibt?«
    »Ich glaube nicht, daß er irgend etwas aufgibt«, sagte Peter. »Oder vielleicht sollte ich sagen, ich glaube nicht, daß ich irgend etwas aufgebe. Es ist keine bewußte Entscheidung. Ender klammert sich geradezu wütend an sein Leben. Angeblich hat er seit wenigstens einem Tag auf dem Sterbebett gelegen, als Jane abgeschaltet wurde.«
    »Getötet«, sagte Grace.
    »Auf eine niedrigere Stufe zurückversetzt vielleicht«, sagte Peter starrköpfig. »Jetzt eine Dyade anstatt einer Göttin. Eine Sylphe.« Er zwinkerte Wang-mu zu, die keine Ahnung hatte, wovon er sprach. »Selbst wenn er sein eigenes altes Leben aufgibt, wird er nicht einfach loslassen.«
    »Er hat zwei Körper mehr, als er braucht«, sagte Wang-mu, »und Jane hat einen weniger, als sie haben muß. Mir scheint, in diesem Falle sollten die Gesetze des Warenhandels gelten. Das Angebot ist doppelt so groß wie die Nachfrage – da sollte der Preis günstig sein.«
    Als das alles für Malu übersetzt wurde, lachte er erneut. »Er lacht über den ›günstigen Preis‹«, sagte Grace. »Er sagt, wenn Ender irgendeinen seiner Körper aufgibt, dann höchstens, indem er stirbt.«
    Peter nickte. »Ich weiß«, sagte er.
    »Aber Ender ist nicht Jane«, sagte Wang-mu. »Er hat nicht als – als nacktes Aiúa gelebt, das das Verkürzernetz entlangläuft. Er ist eine Person. Wenn die Aiúas von Personen ihre Körper

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