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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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zurückkommen, und ich werde glücklich über all die Zeit sein, die wir miteinander verbringen, und niemals wissen, wie wenig Zeit und Anstrengung sie in Wirklichkeit darauf verwendet, mit mir zusammen zu sein. Eine Zerstreuung, das bin ich.
    Dann schüttelte er den Kopf, ließ ihre Hand los und verließ den Raum. Ich werde nicht auf die Stimme der Verzweiflung hören, sagte er sich. Würde ich dieses großartige Wesen zähmen und sie so sehr zu meiner Sklavin machen, daß jeder Augenblick ihres Lebens mir gehörte? Würde ich ihre Augen so ausrichten, daß sie nichts anderes sehen können als mein Gesicht? Ich muß mich freuen, daß ich ein Teil von ihr bin, anstatt mich darüber zu ärgern, daß ich nicht mehr bin.
    Er kehrte an seinen Platz zurück und machte sich wieder an die Arbeit. Aber ein paar Augenblicke später stand er wieder auf und ging zu ihr zurück. Bis sie zurückkam, war er unbrauchbar. Er konnte an nichts anderes denken, bis er das Ergebnis kannte.
     
    Jane trieb nicht gerade hilflos dahin. Sie hatte ihre ununterbrochene Verbindung zu den drei Verkürzern auf Lusitania, und sie fand sie mühelos. Und fand genauso mühelos die neuen Verbindungen zu Verkürzern auf einem halben Dutzend Welten. Von dort aus fand sie rasch ihren Weg durch das Dickicht von Unterbrechungen und Sicherungen, die ihre Hintertür in das System vor einer Entdeckung durch die Schnüffelprogramme des Kongresses schützte. Alles war so, wie sie und ihre Freunde es geplant hatten.
    Es war klein, beengt, genau so, wie sie gewußt hatte, daß es sein würde. Aber sie hatte fast nie die volle Kapazität des Systems ausgenutzt – außer, wenn sie Sternenschiffe kontrollierte. Dann brauchte sie jedes Fitzelchen an schnellem Speicher, um das vollständige Bild des Schiffes, das sie transportierte, festzuhalten. Offensichtlich existierte dafür auf diesen wenigen Tausenden von Maschinen nicht genügend Kapazität. Trotzdem aber war es eine gewaltige Erleichterung, sich wieder in die Programme einzuklinken, die sie so lange benutzt hatte, damit sie einen so großen Teil ihres Denkens für sie erledigten: Diener, von denen sie Gebrauch machte wie die Schwarmkönigin von ihren Arbeiterinnen – noch eine Sache mehr, worin ich ihr ähnlich bin, begriff Jane. Sie brachte sie ans Laufen, dann durchforstete sie die Erinnerungen, die ihr während dieser langen Tage so schmerzlich gefehlt hatten. Einmal mehr war sie im Besitz eines mentalen Systems, das es ihr gestattete, Dutzende von Aufmerksamkeitsebenen für simultan ablaufende Prozesse aufrechtzuerhalten.
    Und doch war immer noch alles ganz falsch. Sie war nur einen Tag lang in ihrem menschlichen Körper gewesen, und doch war das elektronische Selbst, das sich früher so geräumig angefühlt hatte, ihr schon jetzt viel zu eng. Das lag nicht nur daran, weil es da, wo es früher so viele Computer gegeben hatte, nun so wenige gab. Vielmehr war es von Natur aus eng. Die Mehrdeutigkeit des Fleisches bewirkte eine riesige Zahl von Möglichkeiten, die in einer binären Welt einfach nicht existieren konnten. Sie war lebendig gewesen, und darum wußte sie nun, daß ihre elektronische Heimstatt ihr nur den Bruchteil eines Lebens bot. Wie vieles sie während der Jahrtausende ihres Lebens in der Maschine auch bewirkt hatte, es brachte ihr keine Befriedigung, verglichen mit nur ein paar Minuten in jenem Körper aus Fleisch und Blut.
    Wenn sie geglaubt hatte, daß sie den Val-Körper jemals wieder verlassen würde, so wußte sie nun, daß ihr das niemals möglich sein würde. Das war ihre Wurzel, jetzt und für immer. Tatsächlich würde sie sich dazu zwingen müssen, sich in diese Computersysteme hinein auszubreiten, wenn sie sie benötigte. Allein aus Neigung würde sie nicht mehr so ohne weiteres in sie eintreten.
    Aber es bestand kein Grund, irgend jemandem von ihrer Enttäuschung zu erzählen. Noch nicht. Sie würde es Miro sagen, wenn sie zu ihm zurückkehrte. Er würde zuhören und mit niemandem darüber sprechen. Tatsächlich würde er wahrscheinlich erleichtert sein. Ohne Zweifel machte er sich Sorgen, daß sie versucht sein würde, in den Computern zu bleiben und nicht in den Körper zurückzukehren, den sie immer noch spüren konnte, stark und noch in der Trägheit eines derart tiefen Schlafes auf ihrer Aufmerksamkeit beharrend. Aber er hatte keine Veranlassung, sich zu fürchten. Hatte er nicht viele lange Monate in einem Körper zugebracht, der so in seinen Möglichkeiten eingeschränkt

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