Ender 4: Enders Kinder
auf ihn haben kann – das Feld schwächt sich ziemlich rasch ab, es sei denn, es trifft auf Masse, die es unterhält. Also haben wir Zeit, Jane. Vielleicht eine Stunde. Bestimmt aber mehr als eine halbe Stunde.«
»Und was, stellst du dir vor, kann ich in dieser Zeit tun?«
»Nimm das verdammte Ding«, sagte Miro. »Schleudere es ins Außen und hol es nicht zurück!«
»Und wenn es im Außen losgeht?« fragte Jane. »Wenn etwas derart Destruktives da draußen ein Echo findet und sich wiederholt? Außerdem kann ich keine Objekte ergreifen, die zu untersuchen ich keine Gelegenheit gehabt habe. Es ist niemand in seiner Nähe, es ist kein Verkürzer da, der mit ihm verbunden wäre, es gibt nichts, was mich leiten könnte, um es in der Leere des Weltraums zu finden.«
»Ich weiß auch keinen Rat«, sagte Miro. »Ender würde Rat wissen. Verflucht, daß er tot ist!«
»Nun ja, technisch gesprochen«, sagte Jane. »Aber Peter hat noch keinen Zugang zu den Erinnerungen Enders gefunden. Falls er sie überhaupt besitzt.«
»An was könnte man sich da erinnern?« sagte Miro. »So etwas ist noch nie zuvor passiert.«
»Es ist wahr, daß es Enders Aiúa ist. Aber wie viel von seiner Brillanz war das Aiúa, und wie viel waren sein Körper und sein Gehirn? Vergiß nicht, daß die genetische Komponente stark war – er wurde ja überhaupt nur geboren, weil Tests gezeigt hatten, daß die Originale von Peter und Valentine fast schon der ideale militärische Befehlshaber waren.«
»Richtig«, sagte Miro. »Und jetzt ist er Peter.«
»Nicht der echte Peter«, sagte Jane.
»Sieh mal, es ist gewissermaßen Ender, und es ist gewissermaßen Peter. Kannst du ihn finden? Kannst du mit ihm sprechen?«
»Wenn unsere Aiúas sich begegnen, sprechen wir nicht. Wir – nun, wir tanzen sozusagen umeinander herum. Es ist nicht wie bei Mensch und der Schwarmkönigin.«
»Hat er nicht immer noch das Juwel im Ohr?« fragte Miro, wobei er sein eigenes berührte.
»Aber was könnte er tun? Er ist viele Stunden von seinem Sternenschiff entfernt –«
»Jane«, sagte Miro. »Versuch’s einfach.«
Peter wirkte niedergeschlagen. Wang-mu berührte seinen Arm, neigte sich dicht zu ihm hin. »Was ist los?«
»Ich dachte, wir hätten es geschafft«, sagte er. »Als der Kongreß dafür stimmte, den Befehl zum Einsatz des Kleinen Doktors zu widerrufen.«
»Was meinst du damit?« sagte Wang-mu, obwohl sie bereits wußte, was er meinte.
»Sie haben ihn gestartet. Die Lusitania-Flotte hat den Befehl des Kongresses mißachtet. Wer hätte das erwarten können? Wir haben weniger als eine Stunde Zeit, bis er detoniert.«
Tränen schossen Wang-mu in die Augen, aber sie blinzelte sie weg.
»Wenigstens werden die Pequeninos und die Schwarmköniginnen überleben.«
»Aber nicht das Netzwerk der Mutterbäume«, sagte Peter. »Der Sternenflug wird ein Ende haben, bis Jane eine andere Möglichkeit findet, all diese Informationen im Gedächtnis festzuhalten. Die Bruderbäume sind zu dumm, die Vaterbäume haben ein viel zu starkes Ego, um ihre Kapazität mit ihr zu teilen – sie würden es tun, wenn sie könnten, aber sie können es nicht. Meinst du, Jane hätte nicht sämtliche Möglichkeiten geprüft? Von jetzt an gibt es keinen Überlichtflug mehr.«
»Dann ist das hier unsere Heimat«, sagte Wang-mu.
»Nein, das ist es nicht«, sagte Peter.
»Wir sind viele Stunden vom Sternenschiff entfernt, Peter. Wir werden niemals dorthin gelangen, bevor er zündet.«
»Was ist das Sternenschiff denn schon? Ein Kasten mit einem Lichtschalter und einer luftdicht schließenden Tür. Nach allem, was wir wissen, brauchen wir den Kasten nicht einmal. Ich bleibe nicht hier, Wang-mu.«
»Du kehrst nach Lusitania zurück? Jetzt ?«
»Wenn Jane mich hinbringen kann«, sagte er. »Und wenn sie es nicht kann, dann, so schätze ich, kehrt dieser Körper nach dorthin zurück, wo er hergekommen ist – ins Außen.«
»Ich gehe mit dir«, sagte Wang-mu.
»Ich habe schon dreitausend Jahre gelebt«, sagte Peter. »Ich erinnere mich zwar nicht allzu deutlich daran, aber du verdienst etwas Besseres, als aus dem Universum zu verschwinden, wenn Jane es nicht schafft.«
»Ich gehe mit dir«, sagte Wang-mu, »also halt die Klappe. Wir haben keine Zeit zu vergeuden.«
»Ich weiß nicht einmal, was ich machen werde, wenn ich dort bin«, sagte Peter.
»Doch, das weißt du«, sagte Wang-mu.
»Ach? Was plane ich denn?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Tja, ist das nicht ein
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