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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Transport. Familien schlurften in langen Reihen heran, um das an Platz einzunehmen, was in den Kabinen noch übrig waren. Jane würde heute nacht keine Ruhe bekommen, während sie Kasten um Kasten in den Außen- und zurück in den Innen-Raum beförderte. Auf anderen Welten schossen neue Häuser in die Höhe, wurden neue Felder gepflügt. War es an diesen anderen Orten Tag oder Nacht? Egal. In gewisser Weise hatten sie ihr Ziel bereits erreicht – neue Welten wurden kolonisiert, und, ob es einem nun gefiel oder nicht, jede Welt hatte ihren Schwarm, ihren neuen Pequenino-Wald und ihr Menschendorf.
    Wenn Jane heute stürbe, dachte Miro, wenn die Flotte morgen käme und uns alle in Stücke sprengte, was würde das für einen Unterschied im großen Plan der Dinge machen? Die Samenkörner sind im Wind verstreut; einige zumindest werden Wurzeln schlagen. Und wenn die überlichtschnelle Raumfahrt zusammen mit Jane stirbt, mag selbst das zum Guten ausschlagen, denn es wird jede einzelne von ihnen dazu zwingen, für sich selbst zu sorgen. Einige Kolonien werden zweifellos scheitern und untergehen. Auf einigen von ihnen wird es zu Kriegen kommen, und vielleicht wird dort die eine oder die andere Spezies ausgelöscht. Aber es wird nicht auf allen Welten dieselbe Spezies sein, die stirbt, oder dieselbe, die überlebt; und zumindest auf einigen Welten werden wir sicher einen Weg finden, um in Frieden zu leben. Alles, was uns jetzt noch zu regeln bleibt, sind die Details. Ob dieses oder jenes Individuum überlebt oder stirbt. Natürlich ist auch das von Bedeutung. Aber nicht in dem Maße, wie das Überleben ganzer Spezies von Bedeutung ist.
    Er mußte einige seiner Gedanken subvokalisiert haben, da Jane darauf antwortete. »Hat nicht ein überdimensioniertes Computerprogramm Augen und Ohren? Hab ich kein Herz, kein Hirn? Wenn du mich kitzelst, lache ich nicht?«
    »Offen gestanden nein«, sagte Miro lautlos, indem er seine Lippen und Zunge und Zähne benutzte, um Worte zu formen, die nur sie hören konnte.
    »Aber wenn ich sterbe, sterben mit mir zugleich alle Wesen meiner Art«, sagte sie. »Vergib mir, wenn ich glaube, das habe eine kosmische Bedeutung. Ich bin nicht so gut im Selbstverleugnen wie du, Miro. Ich betrachte mich nicht als jemand, dessen Tage gezählt sind. Es war meine feste Absicht, ewig zu leben, darum ist alles weniger eine Enttäuschung.«
    »Sage mir, was ich tun kann, und ich tue es«, sagte er. »Ich würde sterben, wenn es nötig wäre, um dich zu retten.«
    »Glücklicherweise wirst du eines Tages sowieso sterben«, sagte Jane. »Das ist mein einziger Trost: daß ich, indem ich sterbe, nichts anderes tue, als dem gleichen Schicksal ins Auge zu blicken, dem sich auch alle anderen lebendigen Geschöpfe gegenübersehen. Sogar diese langlebigen Bäume. Sogar diese Schwarmköniginnen, die ihre Erinnerungen von Generation zu Generation weitergeben. Aber ich, ach!, ich werde keine Kinder haben. Wie könnte ich auch? Ich bin allein ein Geschöpf des Geistes. Es gibt keine Möglichkeiten der mentalen Paarung.«
    »Was wirklich schade ist«, sagte Miro, »weil ich darauf wetten möchte, daß du in der virtuellen Falle bestimmt eine tolle Nummer wärst.«
    »Die beste«, sagte Jane.
    Und dann für eine kleine Weile Schweigen.
    Erst als sie sich Jakts Haus näherten, einem neuen Gebäude in den Außenbezirken Milagres, sprach Jane wieder. »Vergiß nicht, Miro: Was immer Ender mit seinem eigenen Selbst macht, wenn die junge Valentine redet, ist es immer noch Enders Aiúa, das da spricht.«
    »Das gleiche gilt für Peter«, sagte Miro. »Ein richtiger Charmeur. Sagen wir einfach, daß die junge Val, so nett sie auch ist, nicht unbedingt eine ausgeglichene Sichtweise von irgend etwas darstellt. Ender mag sie vielleicht kontrollieren, aber sie ist nicht Ender.«
    »Es gibt einfach zu viele von ihm, nicht wahr?« sagte Jane. »Und scheinbar auch zu viele von mir, wenigstens nach Ansicht des Sternenwege-Kongresses.«
    »Es gibt zu viele von uns allen«, sagte Miro. »Aber niemals genug.«
    Sie kamen an. Miro und die junge Val wurden nach drinnen geführt. Sie aßen lustlos; sie schliefen in dem Augenblick ein, als sie ihre Betten erreichten. Miro bekam mit, daß Stimmen bis tief in die Nacht hinein weitersprachen, denn er schlief nicht gut, sondern wachte immer wieder ein bißchen auf, unruhig auf einem so weichen Lager und vielleicht auch unruhig, weil er so lange von seiner Aufgabe abwesend war, wie ein Soldat, der sich

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