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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Versuch, den Yamato-Weg zu finden, irgendwie mein Volk dazu veranlaßt habe, die menschlichen Welten zu regieren und diese Macht dazu zu benutzen, eine hilflose, schwache intelligente Spezies zu vernichten! Es ist eine schreckliche Lüge, mir zu erzählen, daß mein Lebenswerk dermaßen sinnlos gewesen sei. Mir wäre lieber, Sie hätten mir Gift in meinen Tee getan, Si Wang-mu. Mir wäre lieber, Sie hätten mir eine Pistole an den Kopf gehalten und abgedrückt, Peter Wiggin. O ja, sie haben Ihnen passende Namen gegeben, Ihre Eltern – stolze und schreckliche Namen tragen Sie beide. Die Königliche Mutter des Westens? Eine Göttin? Und Peter Wiggin, der erste Hegemon! Wer gibt seinem Kind einen derartigen Namen?«
    Auch Peter war jetzt aufgestanden und streckte die Hand aus, um Wang-mu auf die Füße zu helfen.
    »Wir haben Anstoß erregt, obwohl das nicht unsere Absicht war«, sagte Peter. »Ich schäme mich. Wir werden sofort gehen.«
    Wang-mu war überrascht, Peter so östlich klingen zu hören. Die amerikanische Art war es, sich zu entschuldigen, zu bleiben und weiter zudiskutieren.
    Sie ließ zu, daß er sie zur Tür geleitete. Hikari folgte ihnen nicht; es blieb der armen Kenji überlassen, die zutiefst erschrocken darüber war, ihren sanftmütigen Herrn und Meister so aufgeregt zu sehen, sie hinauszugeleiten. Aber Wang-mu war entschlossen, diesen Besuch nicht in einer völligen Katastrophe enden zu lassen. Darum eilte sie im letzten Augenblick zurück und warf sich auf den Boden, unterwürfig in genau jener Pose der Erniedrigung vor Hikari ausgestreckt, von der sie erst vor kurzer Zeit geschworen hatte, daß sie sie nie wieder einnehmen würde. Aber sie wußte, daß, solange sie sich in jener Haltung befand, ein Mann wie Hikari ihr würde zuhören müssen.
    »O Aimaina Hikari«, sagte sie, »Sie haben von unseren Namen gesprochen, aber haben Sie Ihren eigenen vergessen? Wie konnte der Mann, der ›Vieldeutiges Licht‹ genannt wird, jemals glauben, daß seine Lehren nur die Auswirkungen haben könnten, die er angestrebt hat?«
    Als er diese Worte vernahm, kehrte er ihnen den Rücken zu und ging steifbeinig aus dem Raum. Hatte sie die Situation verbessert oder verschlimmert? Wang-mu hatte keine Möglichkeit, es zu erfahren. Sie stand auf und ging traurig zur Tür. Peter würde wütend auf sie sein. Mit ihrer Kühnheit mochte sie sehr wohl alles für sie ruiniert haben – und nicht nur für sie, sondern auch für all jene, die so verzweifelt darauf hofften, daß sie die Lusitania-Flotte aufhielten.
    Zu ihrer Überraschung jedoch war Peter rundherum vergnügt, nachdem sie erst einmal durch Hikaris Gartentor nach draußen getreten waren. »Gut gemacht, wie sonderbar deine Methode auch gewesen sein mag«, sagte Peter.
    »Was meinen Sie damit? Es war ein Desaster«, sagte sie; aber sie war begierig darauf zu glauben, daß er irgendwie recht hatte und sie es letzten Endes doch richtig gemacht hatte.
    »Oh, er ist wütend, und er wird nie wieder mit uns sprechen, aber was macht das schon? Wir haben ja nicht versucht, selbst seine Ansichten zu ändern. Wir haben nur versucht herauszufinden, wer derjenige ist, der Einfluß auf ihn hat . Und das haben wir.«
    »Ach, wirklich?«
    »Jane ist es sofort aufgefallen. Als er sagte, er sei ein Mann von ›vollkommener Einfachheit‹.«
    »Hat das über die Wortbedeutung hinaus noch einen tieferen Sinn?«
    »Mr. Hikari, meine Liebe, hat sich als heimlicher Schüler des Ua Lava zu erkennen gegeben.«
    Wang-mu war verwirrt.
    »Das ist eine religiöse Bewegung. Oder ein Scherz. Es ist schwer zu sagen, was von beidem. Es ist ein samoanischer Begriff, mit der wörtlichen Bedeutung ›Das ist genug‹, der sich aber präziser als ›Jetzt reicht’s!‹ übersetzen ließe.«
    »Ich bin sicher, Sie sind ein Experte für Samoanisch.« Wang-mu für ihren Teil hatte von dieser Sprache noch nie etwas gehört.
    »Nein, aber Jane«, sagte Peter gereizt. »Ich trage ihr Juwel im Ohr, und du nicht. Soll ich dir nicht weitergeben, was sie mir mitteilt?«
    »Ja, bitte«, sagte Wang-mu.
    »Es ist eine Art Philosophie – fröhlicher Stoizismus, könnte man es nennen, denn wenn alles schlechter wird oder wenn alles gut ist, sagt man das gleiche. Aber so, wie es von einer speziellen samoanischen Autorin namens Leiloa Lavea gelehrt wird, ist es zu mehr als einer bloßen Geisteshaltung geworden. Sie lehrte –«
    »Hikari ist der Schüler einer Frau?«
    »Das habe ich nicht behauptet«, sagte Peter.

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