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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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von Peter entfernte, entfernte sich auch Wang-mu rückwärts von Hikari.
    Zum ersten Mal wirkte Hikari – wütend? Jedenfalls blitzten seine Augen. Denn dadurch, daß sie sich auf genau dieselbe Ebene mit Kenji gestellt hatte, hatte sie ihn geradewegs in eine Position manövriert, wo er entweder Schande über sich bringen mußte, indem er stolzer war als Wang-mu und seine Dienerin hinausschickte, oder die gute Ordnung seines eigenen Hauses stören mußte, indem er Kenji aufforderte, sich als Gleiche zu den drei anderen zu setzen.
    »Kenji«, sagte Hikari. »Laß mich dir Tee eingießen.«
    Schach, dachte Wang-mu. Und Matt.
    Es war eine köstliche Zugabe, als Peter, der das Spiel endlich kapiert hatte, auch Tee für sie eingoß und es dann fertigbrachte, ihn auf sie zu verschütten, was Hikari dazu veranlaßte, auch ein bißchen auf sich selbst zu verschütten, um seinem Gast die Befangenheit zu nehmen. Der Schmerz des heißen Tees und dann die Unannehmlichkeit, als er abkühlte und trocknete, waren kein zu hoher Preis für das Vergnügen, zu wissen, daß, während Wang-mu sich als würdige Gegenspielerin Hikaris in unerhörter Artigkeit erwiesen hatte, Peter sich nur als ein Esel erwiesen hatte.
    Aber war Wang-mu wirklich eine würdige Gegenspielerin für Hikari? Er mußte ihren Versuch wahrgenommen und verstanden haben, sich demonstrativ unter ihn zu stellen. Also war es möglich, daß er, als der Demütigere von ihnen beiden, es ihr – demütig – gestattete, Stolz auf ihren Rang zu erringen. In dem Augenblick, als sie begriff, daß er so gehandelt haben mochte, wußte sie, daß er ganz gewiß so gehandelt hatte und der Sieg darum an ihn ging.
    Ich bin nicht so raffiniert, wie ich dachte.
    Sie sah Peter an, in der Hoffnung, daß jetzt er übernehmen und ausspielen würde, was immer an Raffiniertem er im Sinn hatte. Aber er schien völlig zufrieden damit, ihr auch weiterhin die Führung zu überlassen. Jedenfalls warf er sich nicht gerade in die Bresche. Begriff auch er, daß sie eben bei ihrem eigenen Spiel übertroffen worden war, weil sie es nicht fertiggebracht hatte, es weit genug zu führen? Gab er ihr gerade genug Seil, um sich daran aufzuhängen?
    Tja, dann laß uns die Schlinge mal gut anziehen.
    »Aimaina Hikari, Sie werden von manchen der Hüter des Yamato-Geistes genannt. Peter und ich sind auf einer japanischen Welt aufgewachsen, und dennoch lassen die Japaner in ihrer Bescheidenheit Stark als Sprache der öffentlichen Schulen zu, so daß wir kein Japanisch sprechen. In meiner chinesischen Nachbarschaft, in Peters amerikanischer Stadt, haben wir unsere Kindheit am Rande der japanischer Kultur verbracht und nur von außerhalb in sie hineingeblickt. Wenn es also einen speziellen Bereich unseres umfassenden Nichtwissens gibt, der Ihnen am offensichtlichsten ist, besteht er in unserem Wissen über Yamato selbst.«
    »Ach, Wang-mu, Sie machen ein Geheimnis aus dem Offensichtlichen. Niemand versteht Yamato besser als jene, die es von außerhalb sehen, genau wie Eltern das Kind besser verstehen als das Kind sich selbst.«
    »Dann werde ich Sie belehren«, sagte Wang-mu, das Spiel der Bescheidenheit aufgebend. »Denn ich sehe Japan als eine Randnation, und ich vermag immer noch nicht erkennen, ob Ihre Ideen Japan zu einer neuen Mittelpunktnation machen oder den Niedergang einleiten werden, den alle Randnationen erleiden, sobald sie nach der Macht greifen.«
    »Ich erfasse hundert mögliche Bedeutungen, von denen die meisten sicherlich auf mein Volk zutreffen, für Ihren Begriff der ›Randnation‹«, sagte Hikari. »Aber was ist eine Mittelpunktnation, und wie kann ein Volk zu einer werden?«
    »Ich bin nicht sehr bewandert in irdischer Geschichte«, sagte Wang-mu, »aber als ich das wenige lernte, was ich weiß, kam es mir so vor, als hätte es eine Handvoll Mittelpunktnationen gegeben, die eine so mächtige Kultur hatten, daß sie alle Eroberer verschluckten. Ägypten zählte dazu, und China. Sie alle wurden geeint und expandierten dann nicht mehr als nötig, um ihre Grenzen zu schützen und ihr Hinterland zu befrieden. Sie alle nahmen über Tausende von Jahren hinweg ihre Eroberer in sich auf und verschluckten sie. Die ägyptische und die chinesische Schrift bestanden mit bloß stilistischen Modifikationen weiter, so daß die Vergangenheit für jene, die lesen konnten, stets gegenwärtig blieb.«
    An Peters Starrheit konnte Wang-mu sehen, daß er sehr beunruhigt war. Immerhin sagte sie Dinge, die

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