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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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ganz zu schweigen.
    »Also bin ich der Böse«, sagte Miro. »Keiner von euch hat verdammt nochmal irgend etwas dagegen unternommen, aber weil ich tatsächlich handele, bin ich böse, und ihr seid die Opfer.«
    Val schüttelte den Kopf und antwortete nicht.
    »Aber du stirbst!« schrie er über den Lärm der vorbeiströmenden Luft, über den Lärm des Antriebs hinweg. »Jane ist im Begriff, exekutiert zu werden! Liegt denn irgendeine Tugend darin, passiv dabei zuzuschauen? Kann nicht wenigstens irgend jemand einen Versuch unternehmen?«
    Val sagte etwas, das Miro nicht verstand.
    »Was?« Sie wandte den Kopf ab.
    »Du hast etwas gesagt, jetzt laß es mich auch hören!«
    Die Stimme, die antwortete, war nicht die Vals. Es war Jane, die in sein Ohr sprach. »Sie sagte: Du kannst nicht beides haben.«
    »Was meinst du damit, ich kann nicht beides haben?« Miro sprach zu Val, als habe sie tatsächlich wiederholt, was sie gesagt hatte.
    Val drehte sich zu ihm herum. »Wenn du Jane rettest, dann deswegen, weil sie sich an alles aus ihrem Leben erinnert. Es nützt nichts, wenn du sie einfach nur als bewußtlose Willensquelle in mich schlüpfen läßt. Sie muß sie selber bleiben, damit sie wiederhergestellt werden kann, wenn das Verkürzernetz wieder funktioniert. Und das würde mich auslöschen. Oder wenn ich erhalten bliebe, meine Erinnerungen und meine Persönlichkeit, was für einen Unterschied macht es dann, ob es Jane oder Ender ist, der mich mit einem Willen ausstattet? Du kannst uns nicht beide retten.«
    »Woher weißt du das?« wollte Miro wissen.
    »Auf dem gleichen Wege, wie du all diese Dinge weißt, die du aussprichst, als seien es Fakten, obwohl man unmöglich etwas darüber wissen kann!« schrie Val. »Indem ich es logisch durchdenke! Es erscheint vernünftig. Das genügt.«
    »Warum ist es nicht ebenso logisch, daß du deine Erinnerungen haben wirst und ihre auch?«
    »Dann wäre ich wahnsinnig, oder nicht?« sagte Val. »Weil ich mich nämlich daran erinnern würde, eine Frau zu sein, deren Existenz schlagartig an Bord eines Sternenschiffes begonnen hat, deren erste echte Erinnerung es ist, dich sterben und ins Leben zurückkehren zu sehen. Und ich würde mich zugleich auch an dreitausend Jahre Leben außerhalb dieses Körpers erinnern, irgendwie im Weltall und – welcher Mensch kann derartige Erinnerungen ertragen? Hast du auch daran gedacht? Wie könnte ein menschliches Wesen denn Jane und alles, was sie ist und an was sie sich erinnert und weiß und vermag, in sich aufnehmen?«
    »Jane ist sehr stark«, sagte Miro. »Aber andererseits weiß sie nicht, wie man einen Körper gebraucht. Sie hat nicht den Instinkt dafür. Sie hat ja nie einen gehabt. Sie wird auf deine Erinnerungen zurückgreifen müssen. Sie wird dich schonen müssen.«
    »Als ob du das wüßtest.«
    »Ich weiß es«, sagte Miro. »Ich weiß nicht, warum oder woher ich es weiß, aber ich weiß es.«
    »Und ich dachte, Männer wären diejenigen, die rational denken«, sagte sie spöttisch.
    »Niemand ist rational«, sagte Miro. »Wir alle handeln, weil wir sicher sind, was wir wollen, und wir glauben, daß die Handlungen, die wir ausführen, uns das einbringen werden, was wir wollen. Aber wir wissen nie etwas mit letzter Sicherheit, und demnach sind alle unsere vernunftmäßigen Erklärungen nur erfunden, um das zu rechtfertigen, was wir sowieso getan hätten, bevor wir über irgendwelche Gründe nachgedacht haben.«
    »Jane ist rational«, sagte Val. »Noch ein Grund mehr, warum mein Körper für sie nicht geeignet wäre.«
    »Auch Jane ist nicht rational«, sagte Miro. »Sie ist genau wie wir. Genau wie die Schwarmkönigin. Weil sie lebendig ist. Computer, die sind rational. Man füttert sie mit Daten, sie kommen nur zu den Schlüssen, die sich aus diesen Daten ziehen lassen – aber das bedeutet auch, daß sie unaufhörlich hilflose Opfer all der Informationen und Programme sind, mit denen wir sie füttern. Wir lebendigen, vernunftbegabten Wesen, wir sind keine Sklaven der Daten, die wir erhalten. Die Umwelt überschwemmt uns mit Informationen, unsere Gene geben uns bestimmte Impulse, aber wir handeln nicht immer aufgrund dieser Informationen, wir gehorchen nicht immer unseren angeborenen Bedürfnissen. Wir machen Sprünge. Wir wissen, was wir eigentlich nicht wissen können, und bringen dann unser Leben mit dem Versuch zu, dieses Wissen zu rechtfertigen. Ich weiß, daß das, was ich zu tun versuche, möglich ist.«
    »Du meinst, du

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