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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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bewußt, daß es auf dem Feld Pequeninos gab, die in ihrer Arbeit innehielten, um sie zu beobachten. Aber es war ihm gleichgültig, was sie sahen oder was sie dachten. Er nahm Val bei den Schultern und sagte, während ihm Tränen über die Wangen strömten: »Ich will nicht, daß du stirbst. Ich will nicht, daß du dich dafür entscheidest zu sterben.«
    »Du hast es auch getan«, sagte Val.
    »Ich habe mich entschieden zu leben«, sagte Miro. »Ich habe mich entschieden, in den Körper überzuwechseln, in dem ein Leben möglich war. Begreifst du denn nicht, daß ich nur versuche, dich und Jane zu dem zu bewegen, was ich bereits getan habe? Einen Moment lang, damals im Sternenschiff, war da mein alter Körper, und da war dieser neue, die einander ansahen. Val, ich erinnere mich an beide Bilder. Verstehst du mich? Ich erinnere mich daran, diesen Körper anzusehen und zu denken: ›Wie schön, wie jung, ich erinnere mich daran, wie das dort ich war, wer ist das jetzt, wer ist diese Person, warum kann ich nicht diese Person sein anstelle des Krüppels, der ich im Augenblick bin‹, das dachte ich, und ich erinnere mich daran, es gedacht zu haben, ich habe es mir nicht später eingebildet, ich habe es nicht geträumt, ich erinnere mich daran, wie ich es zu jenem Zeitpunkt gedacht habe. Aber ich erinnere mich auch, wie ich dastand und mich selbst voller Mitleid ansah und dachte: ›Armer Mann, armer gebrochener Mann, wie kann er es ertragen zu leben, wenn er sich daran erinnert, wie es war, lebendig zu sein?‹, und dann plötzlich zerfiel er zu Staub, zu weniger als Staub, zu Luft, zu Nichts. Ich erinnere mich, ihm dabei zugeschaut zu haben, wie er starb. Ich erinnere mich nicht daran, gestorben zu sein, weil mein Aiúa schon übergewechselt war. Aber ich erinnere mich an beide Seiten.«
    »Oder du erinnerst dich daran, bis zum Augenblick des Überwechselns dein altes Selbst gewesen zu sein und dein neues Selbst danach.«
    »Vielleicht«, sagte Miro. »Aber das dauerte nicht einmal eine ganze Sekunde. Wie könnte ich mich in derselben Sekunde an so vieles von beiden Ichs erinnern? Ich glaube, ich habe die Erinnerungen behalten, die in diesem Körper waren, weil es da diesen Sekundenbruchteil gab, in dem mein Aiúa zwei Körper beherrschte. Ich glaube, daß du all deine alten Erinnerungen behalten wirst, wenn Jane in dich überwechselt, und ihre auch. Das ist es, was ich glaube.«
    »Oh, ich dachte, du wüßtest es.«
    »Ich weiß es auch«, sagte Miro. »Weil alles andere undenkbar und deshalb unbekannt ist. Die Realität, in der ich lebe, ist eine Realität, in der du Jane retten kannst und in der Jane dich retten kann.«
    »Du meinst, du kannst uns retten.«
    »Ich habe schon alles getan, was ich tun konnte«, sagte Miro. »Alles. Ich bin am Ende. Ich habe die Schwarmkönigin gefragt. Jetzt denkt sie darüber nach. Sie wird es versuchen. Dazu benötigt sie deine Zustimmung. Janes Zustimmung. Aber das geht mich nichts mehr an. Ich werde einfach nur ein Beobachter sein. Ich werde entweder zusehen, wie du stirbst, oder zusehen, wie du lebst.« Er zog sie an sich und hielt sie ganz fest. »Ich will, daß du lebst.«
    Ihr Körper in seinen Armen war steif und teilnahmslos, und er ließ sie rasch wieder los. Er rückte von ihr ab.
    »Warte«, sagte sie. »Warte, bis Jane diesen Körper hat, dann tu, was immer sie dich damit tun läßt. Aber mich berühre nie wieder, weil ich die Berührung eines Mannes, der meinen Tod will, nicht ertragen kann.«
    Die Worte waren zu schmerzhaft für ihn, als daß er hätte darauf antworten können. Zu schmerzhaft sogar, als daß er sie hätte aufnehmen können. Er ließ den Schwebe wagen an. Er erhob sich ein Stückchen in die Luft. Miro kippte ihn nach vorn, und sie flogen weiter, umrundeten den Wald, bis sie zu der Stelle kamen, an der die Mensch und Wühler genannten Vaterbäume den alten Eingang nach Milagre markierten. Er konnte ihre Gegenwart neben sich spüren, wie vielleicht ein vom Blitz getroffener Mann die Nähe einer Starkstromleitung spürt; ohne sie zu berühren, summt er von dem Schmerz, den sie, wie er weiß, in sich trägt. Der Schaden, den er angerichtet hatte, ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Sie irrte sich, er liebte sie tatsächlich, er wollte ihren Tod nicht, aber sie lebte in einer Welt, in der er ihre Auslöschung wollte, und es gab keine Möglichkeit, das in Einklang zu bringen. Sie konnten miteinander diese Fahrt unternehmen, sie konnten miteinander die

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