Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
eine Flotte in Bewegung setzen können«, sagte Miro.
    »So, wie die Dinge liegen«, sagte Jane trocken, »ist Lusitania die sicherste Adresse, die sie haben könnten. Weil es nicht mehr existieren wird, bis irgendeine Flotte, die sie entsenden könnten, irgendwo ankommt.«
    »Du bist so aufmunternd«, sagte Miro. »In einer Stunde werde ich mit den Leuten zurück sein. Val, du besorgst die Vorräte, die wir brauchen.«
    »Für wie lange?«
    »Besorg so viel, wie nur hineinpaßt«, sagte Miro. »Wie jemand mal gesagt hat, das Leben ist ein Himmelfahrtskommando. Wir haben keine Ahnung, wie lange wir dort festsitzen werden, also können wir unmöglich wissen, wie viel genug ist.« Er öffnete die Tür des Sternenschiffes und trat auf das Landefeld in der Nähe von Milagre hinaus.

Kapitel 7
›Ich biete ihr dieses arme alte Gefäß an‹
     
    Wie erinnern wir uns?
    Ist das Gehirn ein Krug, der unsere Erinnerungen enthält?
    Und dann, wenn wir sterben, zerbricht der Krug?
    Werden unsere Erinnerungen auf dem Boden vergossen und gehen verloren?
    Oder ist das Gehirn eine Karte,
    die verschlungene Pfade entlangführt und in verborgene Winkel?
    Dann, wenn wir sterben, geht die Karte verloren,
    aber vielleicht könnte irgendein Forscher durch jene seltsame Landschaft wandern und die Verstecke unserer verlegten Erinnerungen ausfindig machen.
     
    aus Der Gott flüstert von Han Qing-jao
     
    Das hochseetüchtige Kanu glitt auf das Ufer zu. Zuerst und die längste Zeit schien es sich fast überhaupt nicht zu bewegen, so langsam kam es näher. Jedesmal, wenn Wang-mu sie über den Wellen sehen konnte, ragten die Ruderer höher empor und erschienen ein klein bißchen größer. Dann, kurz vor dem Ende der Reise, wirkte das Kanu plötzlich riesig, es schien abrupt zu beschleunigen, in großen Sätzen über das Meer zu schießen, mit jeder Welle auf das Ufer zuzuspringen; und obwohl Wang-mu wußte, daß es sich nicht schneller bewegte als zuvor, hätte sie ihnen am liebsten zugerufen, langsamer zu werden, vorsichtig zu sein, das Kanu bewege sich zu schnell, als daß man es noch steuern könne, es würde auf dem Strand zerschmettert werden. Endlich kämpfte das Kanu gegen die letzte brechende Welle an, und seine Nase schob sich auf den Sand unter dem brausenden Uferwasser. Die Ruder sprangen heraus und zerrten das Kanu wie die schlaffe Puppe eines Kindes den Strand hinauf zur Hoch Wasserlinie.
    Als das Kanu auf trockenem Sand ruhte, erhob sich langsam ein alter Mann von seinem Platz mittschiffs. Malu, dachte Wang-mu. Sie hatte erwartet, daß er hutzelig und eingefallen wie die alten Männer auf Weg sein würde, die, gebeugt vom Alter, sich wie Garnelen über ihre Spazierstöcke krümmten. Aber Malu war so gerade wie ein jeder der jungen Männer, und genau wie bei den jüngeren Männern war sein Körper immer noch massig, breit in den Schultern und dick vor Muskeln und Fett. Wären da nicht ein paar mehr Verzierungen an seiner Kleidung und die Weiße seines Haars gewesen, hätte man ihn nicht von den Ruderern unterscheiden können.
    Während sie diese gewaltigen Männer betrachtete, begriff sie, daß sie sich nicht wie die dicken Menschen bewegten, die sie früher kennengelernt hatte. Grace Drinker auch nicht, erinnerte sie sich jetzt. Ihre Bewegungen hatten eine Würde an sich, eine Erhabenheit wie die Bewegung von Kontinenten, wie Eisberge, die über die Meeresoberfläche dahinzogen; ja, wie Eisberge bewegten sie sich so, als ob drei Fünftel ihrer gewaltigen Masse unter dem Boden unsichtbar seien und sie sich durch die Erde schöben wie ein Eisberg durchs Meer, während sie darüber hin trieben. Sämtliche Ruderer bewegten sich mit unendlicher Anmut, und dennoch wirkten sie alle so geschäftig wie Kolibris, so hektisch wie Fledermäuse, verglichen mit der Würde Malus. Trotzdem war seine Würde nicht etwas, was er nur vorspielte, sie war keine Fassade, kein Eindruck, den er zu erwecken suchte. Vielmehr war es so, daß er sich in perfektem Einklang mit seiner Umgebung bewegte. Er hatte die richtige Geschwindigkeit für seine Schritte gefunden, das richtige Tempo dafür, seine Arme beim Gehen zu schwenken. Er vibrierte im Gleichklang mit den tiefen, langsamen Rhythmen der Erde. Ich sehe, wie ein Riese über die Erde schreitet, dachte Wang-mu. Zum erstenmal in meinem Leben habe ich einen Menschen gesehen, der in seinem Körper Größe bezeugt.
    Malu kam nicht auf Peter und Wang-mu, sondern auf Grace Drinker zu; sie umfaßten einander in

Weitere Kostenlose Bücher