Ender 4: Enders Kinder
Dokumenten auf, die sie gerade auf Miros Computer studiert hatten, und sahen, daß in der Luft über Vals Computer jetzt Janes virtuelles Gesicht schwebte und sie betrachtete.
»Wir sind so lange passive Beobachter gewesen, wie sie es zugelassen haben«, sagte Jane. »Aber jetzt sind drei Raumschiffe in der äußeren Atmosphäre, die in unsere Richtung aufsteigen. Ich glaube nicht, daß es sich dabei bloß um ferngesteuerte Waffen handelt, aber sicher kann ich mir nicht sein. Und sie scheinen einige Übertragungen an uns speziell zu richten, immer wieder dieselben Botschaften.«
»Was für eine Botschaft?«
»Es ist der Kram mit den genetischen Molekülen«, sagte Jane. »Ich kann euch die Zusammensetzung der Moleküle nennen, aber ich habe keinen Schimmer, was sie bedeuten.«
»Wann erreichen uns ihre Abfangeinheiten?«
»In etwa drei Minuten. Jetzt, wo sie aus dem Schwerefeld des Planeten heraus sind, fliegen sie Zickzack-Ausweichmanöver.«
Miro nickte. »Meine Schwester Quara war davon überzeugt, daß ein Großteil des Descolada-Virus aus Sprache bestünde. Ich denke, jetzt können wir endgültig sagen, daß sie recht gehabt hat. Er übermittelt tatsächlich eine Bedeutung. Sie hat sich jedoch darin geirrt, daß der Virus intelligent ist, denke ich. Meine Vermutung geht jetzt dahin, daß die Descolada jene Teile von sich selbst, die einen Bericht darstellen, ständig neu abgefaßt hat.«
»Einen Bericht«, echote Val. »Das macht Sinn. Um ihren Schöpfern mitzuteilen, was sie mit der Welt gemacht hat, die sie … sondiert hat.«
»Die Frage ist also«, sagte Miro, »hauen wir einfach ab und lassen sie über das Wunder unseres plötzlichen Auftauchens und Verschwindens nachgrübeln? Oder lassen wir ihnen zuerst durch Jane den vollständigen, äh, Text des Descolada-Virus übermitteln?«
»Zu gefährlich«, sagte Val. »Die Botschaft, die er enthält, könnte diesen Leuten auch alles verraten, was sie über menschliche Gene wissen wollen. Schließlich sind wir eines der Geschöpfe, an denen sich die Descolada abgearbeitet hat, und ihre Botschaft wird alle unsere Strategien verraten, sie unter Kontrolle zu bringen.«
»Außer der letzten«, sagte Miro. »Weil Jane ihnen nicht die Descolada senden wird, so wie sie jetzt existiert, vollständig gezähmt und unter Kontrolle – das würde bedeuten, sie dazu einzuladen, sie zu überarbeiten, um unsere Abänderungen zu umgehen.«
»Wir schicken ihnen keine Botschaft, und wir kehren auch nicht nach Lusitania zurück«, sagte Jane. »Dafür haben wir keine Zeit.«
»Wir haben keine Zeit, es nicht zu tun«, sagte Miro. »Für wie dringlich du das hier auch immer halten magst, Jane, mir und Val nützt es nicht das geringste, wenn wir hier sind und es ohne Helfer versuchen. Meine Schwester Ela beispielsweise, die tatsächlich Ahnung von diesem Virus-Kram hat. Und Quara, auch wenn sie das zweitsturste Geschöpf im bekannten Universum ist – bettle nicht um Schmeicheleien, Val, indem du fragst, wer das sturste ist – wir könnten Quara gebrauchen.«
»Und laßt uns in dieser Sache fair sein«, sagte Val. »Wir stehen vor der Begegnung mit einer anderen vernunftbegabten Spezies. Warum sollten Menschen dabei als einzige vertreten sein? Warum nicht ein Pequenino? Warum nicht eine Schwarmkönigin – oder wenigstens eine Arbeiterin?«
»Besonders eine Arbeiterin«, sagte Miro. »Wenn wir hier wirklich stranden sollten, würde die Anwesenheit einer Arbeiterin uns ermöglichen, mit Lusitania zu kommunizieren – Verkürzer oder nicht, Jane oder nicht, Botschaften könnten –«
»Schon gut«, sagte Jane. »Ihr habt mich überzeugt. Auch wenn die Hektik beim Sternenwege-Kongreß mir sagt, daß sie im Begriff sind, das Verkürzer-Netzwerk jetzt jeden Augenblick abzuschalten.«
»Wir werden uns beeilen«, sagte Miro. »Wir werden dafür sorgen, daß sie sich alle beeilen, die richtigen Leute an Bord zu schaffen.«
»Und die richtigen Vorräte«, sagte Val. »Und –«
»Dann fangt damit an«, sagte Jane. »Ihr seid eben aus eurer Umlaufbahn um den Descolada-Planeten verschwunden. Und ich habe ein kleines Bruchstück der Descolada übermittelt. Einer jener Abschnitte, die Quara definitiv als Sprache identifiziert hat, aber derjenige, der während der Mutationen, als die Descolada versuchte, gegen die Menschen anzukämpfen, am wenigsten verändert wurde. Das sollte genügen, um sie wissen zu lassen, welche ihrer Sonden bei uns angekommen ist.«
»Oh, gut, damit sie
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