Enders Schatten

fand seinen Lehrer am Pult sitzend vor, wie er etwas las. Das Licht war so eingestellt, dass Bean den Text nicht erkennen konnte.
    Â»Nimm Platz«, sagte Dimak.
    Bean sprang hoch, setzte sich auf Dimaks Bett und ließ die Beine baumeln.
    Â»Ich will dir etwas vorlesen«, fuhr Dimak fort. »›Es gibt keine Befestigungen, keine Magazine, keine Stützpunkte … Im Sonnensystem des Feindes kann man nicht vom Land leben, da der Zugang zu bewohnbaren Planeten vermutlich erst nach einem vollständigen Sieg möglich sein wird. Nachschublinien sind kein Problem, denn es gibt keine zu verteidigen, aber das bedeutet auch, dass der gesamte Nachschub und das Material Teil der eigentlichen Invasionsflotte sein müssen … Und das wiederum bedeutet, dass letztlich alle interstellaren Invasionsflotten Selbstmordangriffe fliegen, denn die Zeitkrümmung führt dazu, das selbst dann, wenn eine Flotte intakt zurückkehrt, so gut wie niemand, den die Besatzung kannte, noch am Leben sein wird. Sie können nicht zurückkehren, und so müssen sie sicher sein, dass ihre Schlagkraft ausreicht und das Opfer wert ist … gemischtgeschlechtliche Truppen gestatten darüber hinaus die Möglichkeit, dass die Armee sich in eine permanente Kolonie und/oder in eine Besatzungsmacht auf dem besiegten feindlichen Planeten verwandelt.‹«
    Bean lauschte selbstzufrieden. Er hatte den Aufsatz in seinem Pult gelassen, damit sie ihn fanden, und das hatten sie getan.
    Â»Du hast das geschrieben, Bean, es aber nie jemandem gegeben.«
    Â»Es gab nie einen Auftrag, zu dem es gepasst hätte.«
    Â»Du scheinst nicht gerade überrascht zu sein, dass wir es gefunden haben.«
    Â»Ich gehe davon aus, dass Sie regelmäßig unsere Pulte überprüfen.«
    Â»So wie du die unseren?«
    Bean spürte, wie sich sein Magen vor Angst verknotete.
    Sie wussten Bescheid.
    Â»Putzig, dein falsches Login Graff zu nennen, mit einem Sonderzeichen davor.«
    Bean schwieg.
    Â»Du hast dir die Berichte über alle anderen Schüler angesehen. Warum?«
    Â»Ich wollte sie kennenlernen. Ich habe mich nur mit wenigen angefreundet.«
    Â»Und wirklich enge Freunde hast du eigentlich keine.«
    Â»Ich bin klein, und ich bin intelligenter als sie. Sie reißen sich nicht gerade um mich.«
    Â»Also benutzt du die Berichte über sie, um mehr über sie zu erfahren. Warum hast du das Bedürfnis, sie zu verstehen?«
    Â»Eines Tages werde ich eine dieser Armeen befehligen.«
    Â»Dann hast du noch genug Zeit, deine Soldaten kennenzulernen.«
    Â»Nein, Sir«, sagte Bean. Ȇberhaupt keine Zeit.«
    Â»Wie kommst du darauf?«
    Â»Weil ich so schnell befördert werde. Und Wiggin. Wir sind die beiden besten Schüler hier, und wir werden durch das System gepeitscht. Ich werde nicht viel Zeit haben, wenn ich eine Armee erhalte.«
    Â»Bean, sei realistisch. Es wird lange dauern, bis dir irgendwer in eine Schlacht folgen würde.«
    Bean schwieg. Er wusste, dass das nicht stimmte, selbst wenn Dimak anderer Meinung war.
    Â»Schauen wir mal, wie gut deine analytischen Fähigkeiten sind. Ich gebe dir einen Auftrag.«
    Â»Für welches Fach?«
    Â»Keine Fächer, Bean. Ich möchte, dass du eine hypothetische Armee aufstellst. Arbeite nur mit Frischlingen, stell eine komplette Liste auf, eine vollständige Einheit von einundvierzig Soldaten.«
    Â»Keine Veteranen?«
    Bean hatte die Frage neutral gemeint und sich nur überzeugen wollen, dass er die Regeln auch verstand. Aber Dimak schien es als Kritik zu betrachten.
    Â»Also gut, ich sag dir was, du kannst Veteranen dazunehmen, wenn sie von ihren Kommandanten auf die Versetzungsliste gesetzt wurden. Das verschafft dir ein paar erfahrene Leute.«
    Die, mit denen ihr Kommandant nicht arbeiten konnte. Einige waren echte Verlierer, andere das genaue Gegenteil. »Gut«, sagte Bean.
    Â»Wie lange wirst du brauchen?«
    Bean hatte schon ein Dutzend Leute im Kopf. »Ich kann Ihnen die Liste sofort geben.«
    Â»Ich möchte, dass du ernsthaft darüber nachdenkst.«
    Â»Das habe ich bereits. Aber Sie müssen mir erst noch ein paar Fragen beantworten. Sie sagten einundvierzig Soldaten, aber das schließt den Kommandanten ein.«
    Â»Also gut, vierzig. Und lass die Kommandantenstelle frei.«
    Â»Ich habe noch eine Frage. Werde ich Kommandant der Armee sein?«
    Â»Du kannst sie entsprechend