Enders Schatten
viele von den Guten blieben dann übrig? Fünfzehn Veteranen von der Transferliste. Zweiundzwanzig Frischlinge, darunter Bean.
Warum hatten diese Frischlinge eigentlich nicht an Wiggins Ãbungen teilgenommen? Was die Veteranen anging, die hatten schon genug Ãrger mit ihren Kommandanten und wollten sich nicht noch mehr einhandeln, also war es nur vernünftig gewesen, dass sie nicht mitmachten. Aber diese Frischlinge â hatten sie denn keinen Ehrgeiz? Oder waren sie eher Bücherwürmer, die versuchten, alles durch Hausaufgaben zu erreichen, statt zu begreifen, dass nur der Kampfraum zählte? Bean konnte es ihnen nicht verdenken â er hatte selbst eine Weile gebraucht, um das zu verstehen. Waren sie so überzeugt von ihren Fähigkeiten, dass sie glaubten, keine weitere Vorbereitung zu brauchen? Oder so arrogant, dass sie ihren Erfolg nicht Ender Wiggin verdanken wollten? Oder so schüchtern, dass sie â¦
Nein, es war unmöglich, ihre Motive zu erraten. Sie waren ohnehin zu komplex. Diese Kinder waren gescheit und hatten gute Bewertungen erhalten â von Bean, nicht unbedingt von den Lehrern. Wenn er Wiggin eine Armee ohne ein einziges Kind gab, mit dem er zuvor trainiert hatte, würden alle auf der gleichen Grundlage beginnen. Was bedeutete, dass Bean die gleiche Chance hatte wie jeder andere auch, um Wiggins Aufmerksamkeit zu erlangen und vielleicht einen Zug zu bekommen. Wenn die anderen mit Bean nicht mithalten konnten, war das eben ihr Pech.
Aber damit hatte er nur siebenunddreiÃig Namen auf der Liste. Noch drei Stellen zu füllen.
Er dachte eine Weile nach. SchlieÃlich beschloss er, Crazy Tom mit aufzunehmen, einen Veteranen, der den wenig beneidenswerten Rekord hielt, der am häufigsten versetzte Soldat in der Geschichte des Spiels zu sein, den man nicht einfach abgeschossen und nach Hause geschickt hatte. Bisher. Das Problem war, Crazy Tom war wirklich gut. Er hatte einen scharfen Verstand. Aber er kam nicht damit zurecht, wenn ein Vorgesetzter dumm und ungerecht war. Und wenn er wütend wurde, drehte er regelrecht durch. Er brabbelte dann vor sich hin, warf mit Gegenständen um sich, hatte einmal sogar die Laken von jedem Bett in seiner Unterkunft gerissen und ein anderes Mal ein Rundschreiben darüber verfasst, was für ein Idiot sein Kommandant doch sei, und es jedem Schüler in der Schule geschickt. Ein paar hatten die Nachricht tatsächlich erhalten, bevor die Lehrer sie abfangen konnten, und erklärt, es wäre das HeiÃeste gewesen, was sie je gelesen hatten. Crazy Tom. Er könnte sich als Störfaktor herausstellen. Aber vielleicht wartete er nur auf den richtigen Kommandanten. Er gehörte auf die Liste.
Und ein Mädchen, Wu, aus der selbstverständlich Wu-Hu geworden war. Eine hervorragende Schülerin, mörderisch bei den Computerspielen, aber sie weigerte sich, einen Zug zu übernehmen, und immer, wenn ihre Kommandanten ihr einen geben wollten, beantragte sie die Versetzung und weigerte sich zu kämpfen. Bis sie nachgaben. Seltsam. Bean hatte keine Ahnung, warum sie das tat â auch die Lehrer waren verblüfft. Nichts in den Tests gab einen Hinweis auf ihre Gründe. Zum Teufel, dachte Bean. Auf die Liste mit ihr.
Letzte Stelle.
Er tippte Nikolais Namen ein.
Tue ich ihm damit einen Gefallen? Er ist nicht schlecht, er ist nur ein wenig langsamer als die Kids, die schon auf der Liste stehen, ein wenig sanfter. Es wird schwer für ihn werden. Und wenn ich ihn weglasse, wird es ihn nicht stören. Er wird in jeder Armee, in die er irgendwann einmal gesteckt werden wird, sein Bestes geben.
Und dennoch ⦠die Drachenarmee wird eine Legende sein. Nicht nur hier in der Kampfschule. Diese Kids werden einmal die erfolgreichsten Anführer in der IF sein. Oder sonst irgendwo. Und sie werden Geschichten darüber erzählen, wie es in der legendären Drachenarmee unter dem groÃen Ender Wiggin war. Und wenn ich Nikolai aufstelle, wird er, auch wenn er nicht der beste Soldat ist, selbst wenn er der Langsamste ist, immer noch dabei gewesen sein. Er wird immer noch imstande sein, irgendwann diese Geschichten zu erzählen. Und er ist nicht schlecht. Er wird sich nicht blamieren. Er wird die Armee nicht runterziehen. Er wird es schaffen. Warum also eigentlich nicht?
Und ich will ihn bei mir haben. Er ist der Einzige, mit dem ich je über persönliche Dinge gesprochen habe. Der Einzige, der den Namen
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