Enders Schatten
Bodensatz. Aber wir werden Enders Armee nicht auswählen.«
»Bean?«
»Unsere Tests sind wertlos, oder? Bean ist der Ansicht, dass einige von diesem Bodensatz zu den besten Schülern gehören, und er hat auch die Frischlinge studiert, also geben Sie ihm einen Auftrag. Sagen Sie ihm, er soll ein hypothetisches Problem lösen. Er soll eine Armee nur aus Frischlingen zusammenstellen und vielleicht auch den Soldaten auf den Versetzungslisten.«
»Ich glaube nicht, dass es eine Möglichkeit gibt, das zu tun, ohne ihm mitzuteilen, dass wir die Sache mit seinem Lehrer-Login herausgefunden haben.«
»Dann sagen Sie es ihm eben.«
»Dann wird er nichts mehr glauben, was er bei seiner Suche herausgefunden hat.«
»Er hat nichts herausgefunden«, erwiderte Graff. »Wir brauchten keine Fälschungen für ihn zu platzieren, weil er auf einer falschen Theorie aufbaut. Verstehen Sie? Ob er nun glaubt, dass wir Informationen nur für ihn platziert haben oder nicht, er wird weiter auf seinem Irrtum beharren, und wir werden uns weiter in Sicherheit befinden.«
»Sie verlassen sich ganz auf Ihr Verständnis seiner Psyche.«
»Schwester Carlotta versichert mir, dass er nur in einem kleinen Bereich von der gewöhnlichen menschlichen DNS abweicht.«
»Jetzt ist er also wieder ein Mensch?«
»Ich muss meine Entscheidungen auf irgendetwas gründen, Dimak.«
»Sie haben die Entscheidung über seine Menschlichkeit noch nicht getroffen?«
»Verschaffen Sie mir eine Liste der hypothetischen Armee, die Bean auswählen würde, damit wir sie Ender geben können.«
»Er wird sich selbst auf die Liste setzen.«
»Das sollte er auch, sonst wäre er dümmer, als wir gedacht haben.«
»Was ist mit Ender? Ist er bereit?«
»Anderson glaubt es.« Graff seufzte. »Für Bean ist es immer noch ein Spiel, weil ihn nichts belastet, aber Ender ⦠ich glaube, er weià tief drinnen, wo das alles hinführen wird. Ich glaube, er spürt es bereits.«
»Sir, nur weil Sie die Last spüren, bedeutet das nicht, dass es ihm ebenso ergeht.«
Graff lachte. »Sie steuern immer direkt aufs Ziel zu, wie?«
»Bean ist doch ganz versessen darauf, Sir. Wenn Ender kein Interesse hat, warum lasten wir die Bürde dann nicht jemandem auf, der sich das wünscht?«
»Wenn Bean danach giert, zeigt das nur, dass er noch zu jung ist. AuÃerdem haben die Hungrigen immer etwas zu beweisen. Denken Sie an Napoleon. Oder Hitler. Sie sind zu Anfang kühn, ja, aber später sind sie immer noch kühn, wenn sie lieber vorsichtig sein und sich zurückziehen sollten. Patton. Cäsar. Alexander. Sie haben es immer übertrieben und konnten nicht aufhören. Nein, Ender soll es machen und nicht Bean. Ender ist nicht besonders scharf darauf, also braucht er auch nichts zu beweisen.«
»Sind Sie sicher, dass Sie nicht einfach nur den Kommandanten wählen, unter dem Sie selbst dienen wollten?«
»Genau das tue ich«, sagte Graff. »Können Sie sich einen besseren MaÃstab vorstellen?«
»Die Sache ist nur die: Sie können niemandem den Schwarzen Peter zuschieben. Sie können nicht behaupten, dass es an den Prüfungen lag oder Sie nur den Tests gefolgt sind oder der Rangliste oder was auch immer.«
»Ich kann nicht wie eine Maschine vorgehen?«
»Deshalb wollen Sie Bean nicht, stimmtâs? Weil er gemacht wurde wie eine Maschine.«
»Ich analysiere nicht mich, ich analysiere die Schüler .«
»Wenn wir also siegen, wer hat den Krieg dann wirklich gewonnen? Der Kommandant, den Sie ausgesucht haben, oder Sie, weil Sie ihn gewählt haben?«
»Das Triumvirat, weil es mir vertraut hat. Auf seine Art. Aber wenn wir verlieren ⦠«
»Nun, dann sind ganz bestimmt Sie schuld.«
»Wir werden alle tot sein. Was sollen sie machen? Mich als Ersten umbringen? Oder mich bis zuletzt am Leben lassen, damit ich über die Konsequenzen meiner Fehler nachdenken kann?«
»Nicht Ender. Ich meine, wenn er den Job bekommt. Er wird nicht behaupten, dass es an Ihnen lag. Er wird alle Schuld auf sich nehmen. Nicht den Verdienst am Sieg â nur die Schuld am Versagen.«
»Ganz gleich, ob wir siegen oder verlieren, der Junge, den ich aussuche, hat schwere Zeiten vor sich.«
Bean wurde während des Mittagessens aufgerufen. Er meldete sich sofort in Dimaks Quartier.
Er
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