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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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abschnitt, würde Gott doch sicher dafür sorgen, dass das Bein geheilt werden konnte, würde dafür sorgen, dass die Medizin dazu imstande war.
    Â»Schule ist gut«, sagte Achilles. »Keiner von diesen Kleinen kann lesen.«
    Schwester Carlotta wusste selbstverständlich, dass auch Achilles nicht lesen konnte, und wenn doch, dann sicher nicht besonders gut.
    Aber aus irgendeinem Grund, vielleicht wegen einer beinahe unmerklichen Bewegung, fiel ihr Blick bei dieser Bemerkung von Achilles auf den Kleinsten von ihnen, den sie Bean nannten. Sie sah ihn an, sah in Augen mit leuchtenden Punkten darin, die wie weit entfernte Lagerfeuer in dunkelster Nacht wirkten, und sie wusste, dass er lesen konnte. Sie wusste, ohne zu wissen, warum, dass es überhaupt nicht Achilles, sondern dieser Kleine war, den zu finden Gott sie hierhergeführt hatte.
    Sie schüttelte das Gefühl ab. Es war Achilles, der die Kinder zivilisiert hatte, der die Arbeit Christi leistete. Die IF wollte einen Anführer, nicht den schwächsten und kleinsten seiner Jünger.
    Bean blieb während des Unterrichts so still wie möglich, sagte nie etwas und antwortete nicht einmal, wenn Schwester Carlotta darauf zu bestehen versuchte. Er wusste, es wäre nicht gut, die anderen wissen zu lassen, dass er bereits lesen und rechnen konnte, und auch nicht, dass er alle Sprachen verstand, die auf der Straße gesprochen wurden, und neue Sprachen aufschnappte, wie andere Kinder im Vorbeigehen Steine auflasen. Was immer Schwester Carlotta tat, welche Geschenke sie auch zu vergeben hatte – wenn es den Kindern je so vorkam, als wolle Bean prahlen und versuchen, besser zu sein als sie, würde er am nächsten Schultag nicht mehr am Leben sein, das wusste er. Und obwohl sie ihnen überwiegend Dinge beibrachte, die er bereits konnte, gab es in ihren Bemerkungen viele Hinweise auf eine weitere Welt, auf großes Wissen und Weisheit. Kein Erwachsener hatte sich je die Zeit genommen, so mit ihnen zu reden. Bean erfreute sich am Klang der Hochsprache, die so gut gesprochen wurde. Schwester Carlotta unterrichtete selbstverständlich in IF -Common, denn das war die Sprache der Straße, aber da viele Kinder auch Holländisch gelernt hatten und einige sogar mit der Sprache aufgewachsen waren, erklärte sie schwierigere Dinge häufig in dieser Sprache. War sie jedoch frustriert und murmelte leise vor sich hin, geschah das auf Spanisch, der Sprache der Kaufleute aus der Jonker Fransstraat, und Bean versuchte, die Bedeutung neuer Worte aus ihrem Gemurmel zu erraten. Ihr Wissen war wie ein Festschmaus, und wenn er sich still genug verhielt, würde er bleiben und sich laben dürfen.
    Der Unterricht hatte aber erst eine Woche gedauert, als er einen Fehler machte. Sie reichte ihnen Blätter, auf denen etwas stand. Bean las es sofort. Es war ein »Vorab-Test«, und die Anweisungen lauteten, die richtige Antwort zu jeder Frage einzukreisen. Also begann er, Kreise zu malen, und hatte schon eine halbe Seite erledigt, als er bemerkte, dass die ganze Gruppe plötzlich schwieg. Alle schauten ihn an, weil Schwester Carlotta ihn anschaute.
    Â»Was machst du denn da, Bean?«, fragte sie. »Ich habe euch doch noch gar nicht gesagt, was ihr tun sollt. Bitte gib mir dein Papier.«
    Dumm, unaufmerksam, leichtsinnig – wenn du dafür stirbst, Bean, dann hast du es verdient.
    Er reichte ihr das Papier.
    Sie sah es sich an, dann betrachtete sie ihn forschend. »Beende das«, sagte sie.
    Er nahm ihr das Papier aus der Hand. Sein Bleistift verharrte über dem Blatt. Er tat so, als hätte er Schwierigkeiten mit der Antwort.
    Â»Du hast die ersten fünfzehn Fragen in etwa anderthalb Minuten erledigt«, sagte Schwester Carlotta. »Erwarte bitte nicht von mir, dass ich glaube, du hättest plötzlich Probleme mit der nächsten Frage.« Ihr Tonfall war trocken und sarkastisch.
    Â»Ich kann das nicht«, erwiderte er. »Ich habe nur gespielt.«
    Â»Lüg mich nicht an«, sagte Schwester Carlotta. »Füll den Rest aus.«
    Er gab auf und beantwortete alle Fragen. Es dauerte nicht lange. Sie waren leicht. Er reichte ihr das Papier.
    Sie warf einen Blick darauf und schwieg. »Ich hoffe, ihr anderen werdet warten, bis ich mit den Anweisungen fertig bin und euch die Fragen vorgelesen habe. Wenn ihr versucht zu erraten, was die schwierigen Wörter bedeuten, werdet ihr wahrscheinlich falsch

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