Enders Schatten
lächelnd. Poke bedachte er nie mit einem solchen Lächeln. Achilles würde ihr nicht verzeihen, und Bean konnte sehen, dass es anfing, ihr wehzutun. Sie liebte Achilles jetzt genauso wie die anderen Kinder, und dass er sie von ihnen absonderte, war irgendwie grausam.
Vielleicht genügt ihm das ja, dachte Bean. Vielleicht ist das seine ganze Rache.
Bean hatte sich gerade hinter einem Zeitungskiosk zu einem Nickerchen zusammengerollt, als sich zufällig ein paar Schläger in der Nähe trafen und begannen, sich zu unterhalten. »Er protzt überall damit, wie Achilles für das bezahlen wird, was er getan hat.«
»Ach ja, als könnte Odysseus ihn bestrafen. Also wirklich.«
»Nun, vielleicht nicht direkt.«
»Achilles und seine dumme Familie werden ihn in der Luft zerreiÃen. Und diesmal zielen sie nicht auf seine Brust. Das hat er doch gesagt, oder? Sie werden ihm den Kopf einschlagen, dass das Hirn auf die StraÃe spritzt. Das wird Achilles tun.«
»Er ist immer noch ein Krüppel.«
»Achilles kommt mit allem durch. Vergiss es besser.«
»Ich hoffe, Odysseus schafft es. Ich hoffe, er bringt ihn um. Einfach so. Dann müsste sich keiner von uns mehr diesen Bastarden stellen. Habt ihr verstanden? Keiner müsste sich ihnen mehr stellen. Sollen sie doch alle sterben. Werft sie alle in den Fluss.«
So ging das Gespräch weiter, bis die Jungen schlieÃlich davongingen.
Dann stand Bean auf und machte sich auf die Suche nach Achilles.
3
Rache
»Ich glaube, ich habe jemanden für Sie.«
»Das haben Sie schon öfter geglaubt.«
»Er ist ein geborener Anführer, aber er erfüllt nicht Ihre körperlichen Voraussetzungen.«
»Dann werden Sie wohl entschuldigen, wenn ich meine Zeit nicht mit ihm verschwende.«
»Wenn er Ihren strengen intellektuellen und Persönlichkeitsanforderungen entspricht, wäre es ja wohl möglich, seine körperlichen Einschränkungen für einen winzigen Anteil des Messingknopf- oder Klopapierbudgets der IF zu beheben.«
»Ich wusste gar nicht, dass Nonnen sarkastisch sein können.«
»Ich kann Sie nicht mit einem Lineal verdreschen, also ist Sarkasmus mein letzter Ausweg.«
»Lassen Sie mich die Tests sehen.«
»Ich lasse Sie den Jungen sehen. Und da wir gerade dabei sind, zeige ich Ihnen noch einen anderen.«
»Ebenfalls körperlich eingeschränkt?«
»Klein. Jung. Aber das war dieser Wiggin auch, habe ich gehört. Und der hier â irgendwie hat er sich auf der StraÃe das Lesen beigebracht.«
»O Schwester Carlotta, Sie helfen mir wirklich, die leeren Stunden meines Lebens zu füllen.«
»Ich diene Gott, indem ich dafür sorge, dass Sie keine Dummheiten machen.«
Bean ging mit dem, was er gehört hatte, direkt zu Achilles. Odysseus war aus dem Krankenhaus entlassen worden, und alle redeten darüber, wie er sich für seine Demütigung rächen wollte. Das erschien ihm zu gefährlich.
»Ich dachte, wir hätten es hinter uns«, sagte Poke betrübt. »Das Kämpfen, meine ich.«
»Odysseus hat die ganze Zeit im Bett gelegen«, beschwichtigte Achilles. »Selbst wenn er von den Veränderungen weiÃ, hatte er noch nicht die Zeit herauszufinden, wie es jetzt abläuft.«
»Bleiben wir eben zusammen«, sagte Sergeant. »Damit wir auf dich aufpassen können.«
»Es wäre vielleicht besser für alle«, überlegte Achilles, »wenn ich ein paar Tage verschwände. Dann wärt wenigstens ihr in Sicherheit.«
»Wie kommen wir dann in die Suppenküche?«, beschwerte sich einer der Jüngeren. »Ohne dich werden sie uns nie reinlassen.«
»Folgt Poke«, meinte Achilles. »Helga wird euch behandeln wie immer.«
»Was, wenn Odysseus dich erwischt?«, wollte einer der Kleinen wissen. Verschämt rieb er sich die Tränen aus den Augen.
»Dann bin ich tot«, antwortete Achilles. »Ich glaube nicht, dass er sich damit zufriedengibt, mich nur krankenhausreif zu prügeln.«
Das Kind fing an zu weinen, worauf ein anderes zu jammern begann, und schon bald ertönte ein wahrer Heulchor, und Achilles schüttelte den Kopf und lachte. »Ich werde nicht sterben. Ihr werdet in Sicherheit sein, sobald ich weg bin, und ich komme zurück, wenn Odysseus genug Zeit hatte, sich einzugewöhnen und zu beruhigen.«
Bean lauschte alledem schweigend. Er
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