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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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war William Bee von der Greifenarmee, der aussprach, was beinahe alle dachten. »Ender, wenn du auf einer Seite mitkämpfst, gibt es keine Ausgewogenheit, egal, wie die Bedingungen aussehen.«
    Die Armeen pflichteten lautstark bei, viele Soldaten lachten, und Talo Momoe, der sich von Bee nicht ausstechen lassen wollte, begann rhythmisch zu klatschen. »Ender Wiggin!«, rief er. Andere griffen es auf.
    Aber Bean kannte die Wahrheit. Er wusste, was Ender wusste. Ganz gleich, wie gut der Kommandant war, ganz gleich, wie erfindungsreich, ganz gleich, wie gut vorbereitet seine Armee sein mochte, wie hervorragend seine Offiziere waren, wie mutig und energisch der Kampf geführt wurde, der Sieg ging beinahe immer an die Seite, die die größere Macht hatte, den anderen Schaden zuzufügen. Manchmal tötet David vielleicht Goliath, und das bleibt unvergessen. Aber zuvor stampft Goliath viel zu viele kleine Kerle in Grund und Boden. Niemand sang Lieder über diese Kämpfe, denn alle wussten, dass dies nur das voraussichtliche Ergebnis war. Nein, es war das unvermeidliche Ergebnis, wenn man von Wundern einmal absah.
    Den Schaben würde egal sein, wie legendär Ender als Kommandant für seine Männer war. Die Schiffe der Menschen würden keine magischen Tricks wie Beans Schnur haben, um den Feind zu verblüffen und durcheinanderzubringen. Ender wusste das. Bean wusste es ebenfalls. Was, wenn David keine Schleuder, keine Hand voll Steine und keine Zeit zum Werfen gehabt hätte? Was hätte es ihm da geholfen, dass er ein Meisterschütze war?
    Ja, also war es gut, es war richtig für die Soldaten aller drei Armeen, Ender zuzujubeln, während er auf das feindliche Tor zutrieb, wo Bean und seine Einheit auf ihn warteten. Aber am Ende bedeutete das nichts, außer, dass alle zu viel Hoffnung auf Enders Fähigkeiten setzen würden. Es machte die Last für Ender nur noch schwerer.
    Ich würde ihm etwas von dieser Last abnehmen, wenn ich könnte, sagte Bean sich. Wie heute. Du kannst es mir überlassen, und ich werde es tun, wenn ich kann. Du brauchst nicht alles allein zu machen.
    Aber noch während er das dachte, wusste Bean, dass es nicht stimmte. Wenn es überhaupt getan werden konnte, dann war Ender derjenige, der es tun musste. All diese Monate, in denen Bean sich geweigert hatte, Ender zu sehen und sich regelrecht vor ihm versteckt hatte, war es um eine einzige Tatsache gegangen, der er sich nicht hatte stellen wollen: Ender war, was Bean gern sein wollte – die Art von Person, an die man alle Hoffnungen hängen konnte, die einem alle Angst nahm; jemand, der einen nicht enttäuschen und einen nicht im Stich lassen würde.
    Ich möchte die Art von Junge sein, die du bist, dachte Bean. Aber ich möchte nicht das durchmachen, was du durchgemacht hast, um dorthin zu gelangen.
    Und dann, als Ender durch das Tor ging und Bean ihm folgte, erinnerte er sich daran, wie er auf der Straße in Rotterdam hinter Poke oder Sergeant oder Achilles hergegangen war, und er hätte beinahe gelacht, als er dachte: Ich würde auch nicht das durchmachen wollen, was ich durchgemacht habe, um hierherzugelangen.
    Draußen im Flur ging Ender weiter, statt auf seine Soldaten zu warten, aber er ging nicht schnell, und schon bald hatten sie ihn eingeholt, umdrängten ihn, hielten ihn mit ihrer schieren Überschwänglichkeit auf. Nur sein Schweigen, seine Gleichgültigkeit, hielt sie davon ab, ihre Aufregung noch heftiger auszuleben.
    Â»Trainieren wir heute Abend?«, fragte Crazy Tom.
    Ender schüttelte den Kopf.
    Â»Also morgen Früh?«
    Â»Nein.«
    Â»Wann dann?«
    Â»Nie wieder, wenn ihr mich fragt.«
    Das hatten nicht alle gehört, aber die, die es getan hatten, begannen miteinander zu flüstern.
    Â»He, das ist nicht fair«, sagte ein Soldat aus dem B-Zug. »Es ist nicht unsere Schuld, dass die Lehrer das Spiel versaut haben. Du kannst nicht einfach aufhören, uns Sachen beizubringen, nur weil … «
    Ender schlug mit der Hand gegen die Wand und brüllte den Jungen an: »Das Spiel interessiert mich nicht mehr!« Er schaute die anderen Soldaten an, begegnete ihrem Blick, weigerte sich, sie so tun zu lassen, als hätten sie es nicht gehört. »Versteht ihr das?« Dann flüsterte er: »Das Spiel ist zu Ende.«
    Er ging davon.
    Einige der Jungen wollten ihm folgen, machten ein paar Schritte. Aber Hot Soup packte

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