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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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dass er existiert. Also, Ender versucht, den guten Teil in dir zu wecken.«
    Â»Wie weckt man ›gute Teile‹?«
    Â»Ich weiß es nicht, Mann. Glaubst du, ich weiß es? Es ist nur … wenn man Ender lange genug kennt, will man einfach, dass er stolz auf einen ist. Das klingt so … es klingt, als wäre ich ein Baby, was?«
    Bean schüttelte den Kopf. Tatsächlich klang es für ihn nach Ergebenheit. Bean hatte das nie wirklich verstanden. Freunde waren Freunde, dachte er. Wie Sergeant und Poke es vor Achilles gewesen waren. Aber es war keine Liebe. Als Achilles kam, liebten sie ihn, aber es war mehr Anbetung, wie bei … wie bei einem Gott. Er verschaffte ihnen Brot, und sie gaben ihm Brot zurück. Wie … na, wie hatte er sich noch genannt? Papa. War das das Gleiche? War Ender ein weiterer Achilles?
    Â»Du bist ein gescheiter Junge«, sagte Shen. »Ich hab das alles miterlebt. Aber ich hab mich nie gefragt, wie hat Ender das gemacht? Wie kann ich das Gleiche tun, wie kann ich sein wie er? Es war mehr wie, okay, Ender ist also großartig, aber ich bekäme das sowieso nicht hin, oder? Vielleicht hätte ich es versuchen sollen. Ich wollte einfach nur … sein Freund sein.«
    Â»Weil du auch gut bist«, sagte Bean.
    Shen verdrehte die Augen. »Das habe ich damit wohl gesagt. Jedenfalls angedeutet. Das macht mich zu einem Angeber, was?«
    Â»Ja, alter Angeber«, sagte Bean grinsend.
    Â»Er ist einfach … er bringt dich dazu … ich würde für ihn sterben. Klingt wie Heldengeschwätz. Aber es stimmt. Ich würde für ihn sterben. Ich würde für ihn töten.«
    Â»Du würdest für ihn kämpfen.«
    Shen begriff das sofort. »Das stimmt. Er ist der geborene Kommandant.«
    Â»Alai würde das auch tun?«
    Â»Viele von uns.«
    Â»Aber andere nicht, oder?«
    Â»Wie gesagt, die Schlechten hassen ihn; er macht sie ganz verrückt.«
    Â»Also zerfällt die Welt in zwei Teile – gute Menschen lieben Wiggin, schlechte Menschen hassen ihn.«
    Shens Miene wurde wieder misstrauisch. »Ich weiß nicht, warum ich dir all diese merda erzählt habe. Du bist zu schlau, um irgendwas davon zu glauben.«
    Â»Ich glaube es«, beteuerte Bean. »Sei nicht böse.«
    Das hatte er vor langer Zeit gelernt. Wenn kleine Kinder »Sei nicht böse« sagen, fühlen sich die Großen ein wenig albern.
    Â»Ich bin nicht böse«, entgegnete Shen. »Ich dachte nur, du würdest dich über mich lustig machen.«
    Â»Ich wollte wissen, wie Wiggin Freundschaften schließt.«
    Â»Wenn ich das wüsste, wenn ich das wirklich verstünde, hätte ich mehr Freunde. Aber ich habe Ender zum Freund, und all seine Freunde sind auch meine Freunde, und ich bin ihr Freund, also ist es … es ist wie eine Familie.«
    Eine Familie. Papa. Schon wieder Achilles!
    Die alte Angst kehrte zurück. Die Nacht, in der Poke gestorben war. Ihre Leiche im Wasser. Dann Achilles am Morgen danach. Wie er sich verstellte. War das Wiggin? Ein Papa, bis er die passende Gelegenheit erhielt?
    Achilles war böse, und Ender war gut. Aber sie hatten beide eine Familie geschaffen. Beide hatten Menschen, die sie liebten, die für sie sterben würden. Beschützer, Papa, Ernährer, Mama. Wie ein neuer Elternteil für Waisen. Wir hier oben in der Kampfschule sind auch Straßenkinder. Wir haben vielleicht keinen Hunger, aber wir sehnen uns immer noch nach einer Familie.
    Alle außer mir. Das ist das Letzte, was ich brauche: einen Papa, der mich anlächelt und dabei schon das Messer wetzt.
    Besser, der Papa zu sein, als einen zu haben.
    Wie kann ich das erreichen? Wie kann ich jemanden dazu bringen, mich so zu lieben, wie Shen Wiggin liebt?
    Keine Chance. Ich bin zu klein. Zu schlau. Ich habe nicht, was sie wollen. Ich kann mich nur selbst schützen, das System ausnutzen. Ender hat viel, was er denen beibringen kann, die vielleicht hoffen zu tun, was er getan hat. Aber ich, ich muss es auf meine Weise machen.
    Während er zu diesem Schluss kam, wusste er, dass er mit Wiggin noch lange nicht fertig war. Was immer Wiggin hatte, was immer Wiggin wusste, Bean würde es herausfinden.
    Und so vergingen die Wochen, die Monate. Bean machte Hausaufgaben. Er nahm am regulären Kampfraumunterricht teil, bei dem Dimak ihnen beibrachte, wie man sich bewegte und schoss – die grundlegenden Fertigkeiten. Im

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