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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Patsche holten und die Schuld für Fehler auf sich nahmen, von denen sie immer wieder abgeraten hatten, bis der Ranghöhere sie schließlich doch machte.
    Das war das Militär. Diese Lehrer waren allesamt Leute, die in einer solchen Umgebung gediehen. Und sie wählten ihre Lieblingsschüler überwiegend nach den gleichen verzerrten Prioritäten aus.
    Kein Wunder, dass ein Junge wie Dink Meeker das durchschaute und sich weigerte mitzuspielen. Er gehörte zu den wenigen, die sowohl liebenswert als auch begabt waren. Seine Liebenswürdigkeit brachte ihn dazu, dass sie ihn zum Kommandanten einer Armee machen wollten; er war intelligent genug, um zu verstehen, warum sie das taten, und die Beförderung abzulehnen, weil er an so ein dummes System nicht glauben konnte. Und andere Kinder wie Petra Arkanian, die unbeliebt waren, aber Strategie und Taktik im Schlaf herunterbeten konnten, die das Selbstvertrauen besaßen, andere in einen Krieg zu führen, sich auf ihre Entscheidungen zu verlassen und entsprechend zu handeln – es interessierte sie nicht, ob sie beliebt waren, und so wurden sie übersehen. Jeder ihrer kleinen Fehler wurde unendlich vergrößert, jeder Vorzug nur belächelt.
    Also begann Bean, seine eigene Anti-Armee aufzustellen. Kids, die von den Lehrern nicht gefördert wurden, aber über echtes Talent verfügten, Jungen und Mädchen mit Herz und Kopf, nicht nur Gesicht und Geschwätz.
    Er begann sich vorzustellen, wer die Offiziere sein sollten, die ihre eigenen Züge führen würden, unter dem Oberkommando von …
    Von Ender Wiggin selbstverständlich. Bean konnte sich in dieser Position keinen anderen vorstellen. Wiggin würde wissen, wie er sie einzusetzen hatte.
    Und Bean wusste genau, wo er selbst stehen würde. In Wiggins Nähe. Ein Zugführer, aber derjenige, dem Wiggin am meisten vertraute. Wiggins rechte Hand. Sodass er Wiggin, wenn dieser kurz davor stand, einen Fehler zu machen, darauf hinweisen konnte. Und so, dass er Wiggin vielleicht nahe genug kommen konnte, um zu verstehen, wieso dieser menschlich war und er nicht.
    Schwester Carlotta benutzte ihre Sicherheitsfreigabe wie ein Skalpell und schnitt sich tief und präzise in das Informationssystem, fand hier eine Antwort und da eine neue Frage, sprach mit Leuten, die keine Ahnung hatten, um was es ihr ging, warum sie so viel über ihre höchst geheime Arbeit wusste, und setzte die Ergebnisse dann in ihrem Kopf zu Berichten an Colonel Graff zusammen.
    Aber manchmal benutzte sie die Freigabe auch wie eine Fleischeraxt, um an Gefängniswärtern und Sicherheitsoffizieren vorbeizukommen, die ihre Dokumente sahen, und wenn sie dann prüften, ob diese unglaubliche Ermächtigung nicht gefälscht war, von derart hochrangigen Offizieren zusammengestaucht wurden, dass sie Schwester Carlotta am liebsten wie Gott behandelt hätten.
    So gelangte sie schließlich zu Beans Vater. Oder dem, was seinem Vater noch am nächsten kam.
    Â»Ich möchte mit Ihnen über Ihr Projekt in Rotterdam sprechen.«
    Er sah sie säuerlich an. »Ich habe bereits alles gesagt. Darum lebe ich noch, obwohl ich mich frage, ob ich die richtige Wahl getroffen habe.«
    Â»Man hat mir schon erzählt, dass Sie zum Jammern neigen«, stellte Schwester Carlotta mitleidlos fest. »Ich hatte allerdings nicht erwartet, dass es so schnell losgeht.«
    Â»Scheren Sie sich zum Teufel.« Er wandte ihr den Rücken zu.
    Als machte das einen Unterschied. »Doktor Volescu, die Akten zeigen, dass Sie in Ihrer Organfarm in Rotterdam dreiundzwanzig Babys hatten.«
    Er schwieg.
    Â»Aber das ist selbstverständlich eine Lüge.«
    Schweigen.
    Â»Und so seltsam Ihnen das auch vorkommen mag, ich weiß, dass diese Lüge nicht Ihre Idee war. Ich weiß, dass Ihre Anlage in Wahrheit keine Organfarm war und Sie nur darum noch leben, weil Sie bereit waren, sich für die Organfarm schuldig zu bekennen, im Austausch dagegen, nie darüber zu sprechen, was sie dort tatsächlich getan haben.«
    Langsam drehte er sich wieder um. Weit genug, um sie von oben bis unten mustern zu können. »Lassen Sie mich diese Freigabe noch einmal sehen.«
    Sie zeigte sie ihm erneut. Er betrachtete das Dokument.
    Â»Was wissen Sie?«, fragte er.
    Â»Ich weiß, dass Ihr wahres Verbrechen darin bestand, ein Forschungsprojekt fortzusetzen, nachdem es vorzeitig beendet worden war. Sie hatten diese

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