Enders Spiel
retten könnte.
Wo sind die Lehrer?, dachte Ender. Begreifen sie nicht, dass der erste Kontakt zwischen uns in diesem Kampf schon der letzte sein kann? Das hier ist nicht der Kampfraum, wo niemand genug Hebelkraft besitzt, um irgendwelchen furchtbaren Schaden anzurichten. Hier drinnen herrscht Schwerkraft, und der FuÃboden und die Wände sind hart und mit Metall besetzt. Macht dem hier jetzt ein Ende oder gar nicht.
»Wenn du ihn anrührst, bist du ein Krabblerliebchen!«, schrie Dink. »Du bist ein Verräter! Wenn du ihn anrührst, verdienst du den Tod!« Sie stieÃen Dinks Gesicht nach hinten gegen die Tür, und er verstummte.
Der Nebel aus den Duschen verdüsterte den Raum, und der Schweià rann an Enders Körper hinunter. Jetzt, bevor die Seife von mir abgespült wird. Jetzt, während ich noch zu schlüpfrig zum Festhalten bin.
Ender machte einen Schritt zurück und zeigte in seinem Gesicht die Angst, die er verspürte. »Bonzo, tu mir nichts«, sagte er. »Bitte.«
Es war das, worauf Bonzo wartete, das Eingeständnis, dass er an der Macht war. Anderen Jungen hätte es vielleicht gereicht, dass Ender sich unterwarf; für Bonzo war es nur ein Zeichen für den sicheren Sieg. Er schwang seine Beine, wie um zu treten, wechselte aber im letzten Augenblick zu einem Sprung. Ender bemerkte die Gewichtsverlagerung und bückte sich tiefer, damit Bonzo aus dem Gleichgewicht wäre, wenn er versuchte, Ender zu packen und ihn herumzuschleudern.
Bonzos angespannte harte Rippen stieÃen gegen Enders Gesicht, und seine Hände schlugen gegen seinen Rücken bei dem Versuch, ihn zu greifen. Aber Ender wand sich, und Bonzos Hände rutschten ab. Im Nu hatte Ender sich vollständig herumgedreht, wenngleich immer noch in Bonzos Griff. Die klassische MaÃnahme in diesem Augenblick wäre gewesen, seine Ferse hoch in Bonzos Schritt zu bringen. Aber damit diese MaÃnahme wirkungsvoll war, bedurfte es einer zu groÃen Genauigkeit, und Bonzo rechnete damit. Er erhob sich bereits auf die Zehenspitzen und drückte seine Hüften nach hinten, damit Ender seine Leistengegend nicht erreichen konnte. Ohne ihn zu sehen, wusste Ender, dass dadurch Bonzos Gesicht seinem Kopf sehr nahe kommen würde; statt also zu treten, schnellte er nach oben, mit dem kraftvollen Sprung des von der Wand rückprallenden Soldaten, und rammte den Kopf in Bonzos Gesicht.
Ender wirbelte noch rechtzeitig herum, um Bonzo zurücktaumeln zu sehen, mit blutender Nase, keuchend vor Ãberraschung und Schmerz. Ender wusste, dass er in diesem Augenblick den Raum verlassen und den Kampf beenden konnte. Wie er aus dem Kampfraum entkommen war, nachdem das erste Blut vergossen war. Aber der Kampf würde nur wieder neu ausgefochten werden. Wieder und wieder, bis sein Kampfwille gebrochen war. Die einzige Möglichkeit, ein für alle Mal Schluss zu machen, bestand darin, Bonzo so sehr wehzutun, dass seine Angst stärker wurde als sein Hass.
Also lehnte Ender sich zurück gegen die Wand hinter ihm, sprang dann hoch und stieà sich mit den Armen ab. Seine FüÃe landeten in Bonzos Bauch und Brust. Ender drehte sich in der Luft und landete auf Zehen und Händen; er schnellte herum, duckte sich unter Bonzo, und als er diesmal aufwärts in Bonzos Schritt trat, traf er, hart und sicher.
Bonzo schrie nicht vor Schmerz auf. Er reagierte überhaupt nicht, nur sein Körper erhob sich ein bisschen in die Luft. Es war, als hätte Ender ein Möbelstück getreten. Bonzo sackte zusammen, fiel auf die Seite und streckte sich direkt unter dem Sprühregen des dampfenden Wassers einer Dusche aus. Er machte keinerlei Anstalten, der mörderischen Hitze zu entkommen.
»Mein Gott!«, schrie jemand. Bonzos Freunde sprangen vor, um das Wasser abzudrehen. Ender richtete sich langsam auf. Jemand hielt ihm sein Handtuch hin. Es war Dink. »Komm hier raus«, sagte Dink. Er führte Ender weg.
Hinter sich hörten sie das schwere Poltern von Erwachsenen, die einen Leiterschacht hinuntersprangen. Jetzt kamen die Lehrer. Der Sanitätsstab. Um die Wunden von Enders Feind zu versorgen. Wo waren sie vor dem Kampf gewesen, wenn es vielleicht überhaupt keine Wunden gegeben hätte?
In Enders Geist gab es jetzt keine Zweifel mehr. Es gab keine Hilfe für ihn. Womit er auch konfrontiert wurde, jetzt und in alle Ewigkeit, niemand würde ihn schützen. Peter mochte
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