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Enders Spiel

Enders Spiel

Titel: Enders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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strapaziöse Angelegenheit, da der Kampfraum so mit einem Labyrinth von Sternen ausgefüllt war, dass die Vernichtung des Gegners fünfundvierzig Minuten in Anspruch nahm. Es war Pol Slatterys Dachstrupp, und sie wollten nicht aufgeben. Außerdem war ein neuer Kniff im Spiel – wenn sie einen Gegner kampfunfähig machten oder »verletzten«, taute er nach ungefähr fünf Minuten wieder auf, genau wie beim Training. Erst wenn der Gegner völlig eingefroren war, blieb er auf Dauer aus dem Gefecht. Aber das allmähliche Auftauen funktionierte nicht bei den Drachen. Crazy Tom war derjenige, der erkannte, was vor sich ging, als sie plötzlich von hinten durch Leute getroffen wurden, die sie bereits ausgeschaltet hatten.
    Und am Ende des Kampfes schüttelte Slattery Ender die Hand und sagte: »Ich bin froh, dass ihr gewonnen habt. Wenn ich dich jemals schlage, Ender, dann will ich es auf faire Weise tun.«
    Â»Nutz alles, was sie dir geben«, sagte Ender. »Wenn du jemals einen Vorteil über den Feind hast, dann nutze ihn.«
    Â»Oh, das habe ich«, sagte Slattery. Er grinste. »Ich bin nur vor und nach dem Kampf so anständig.«
    Der Kampf hatte so lange gedauert, dass das Frühstück vorüber war. Ender betrachtete seine erhitzten, schwitzenden, müden Soldaten, die im Korridor warteten, und sagte: »Heute wisst ihr schon alles. Kein Training. Ruht euch etwas aus. Habt ein bisschen Spaß. Besteht eine Klassenarbeit.« Es machte ihre Erschöpfung deutlich, dass sie nicht einmal jubelten oder lachten oder lächelten, sondern bloß in die Unterkünfte gingen und ihre Sachen auszogen. Sie hätten trainiert, wenn er sie dazu aufgefordert hätte, aber langsam gelangten sie ans Ende ihrer Kräfte, und ohne Frühstück weiterzumachen, wäre zu unfair gewesen.
    Ender wollte eigentlich sofort duschen, aber er war ebenfalls müde. Er legte sich in seinem Blitzanzug aufs Bett, nur für einen Augenblick, und wachte zu Beginn der Mittagspause auf. So viel zu seiner Idee, an diesem Morgen mehr über die Krabbler zu studieren. Gerade noch Zeit, sich frisch zu machen, essen zu gehen und zum Unterricht zu hasten.
    Er schälte sich aus dem Blitzanzug, der nach seinem Schweiß stank. Sein Körper fühlte sich kalt an, seine Gelenke seltsam schwach. Hätte nicht mitten am Tag schlafen sollen. Ich lasse nach. Ich werde mürbe, darf mich davon nicht fertigmachen lassen.
    Also joggte er zur Turnhalle und zwang sich dazu, dreimal das Seil hinaufzuklettern, bevor er in den Waschraum zum Duschen ging. Es kam ihm nicht in den Sinn, dass seine Abwesenheit in der Kommandantenmesse bemerkt würde, dass er völlig hilflos und allein war, wenn er in der Mittagsstunde duschte, während sein Trupp die erste Mahlzeit an diesem Tag hinunterschlang.
    Noch als er sie in den Waschraum kommen hörte, achtete er nicht darauf. Er ließ das Wasser über seinen Kopf laufen, über seinen Körper; das gedämpfte Geräusch der Schritte war kaum wahrnehmbar. Vielleicht ist das Mittagessen vorüber, dachte er. Er begann sich erneut einzuseifen. Vielleicht hatte jemand später mit dem Training Schluss gemacht.
    Vielleicht auch nicht. Er wandte sich um. Sie waren zu siebt, und sie lehnten sich gegen die metallenen Waschbecken oder standen näher bei den Duschen, während sie ihn beobachteten. Bonzo stand vor ihnen. Viele lächelten, das herablassende Lächeln des Jägers angesichts seiner in die Enge getriebenen Beute. Bonzo jedoch lächelte nicht.
    Â»Ho«, sagte Ender.
    Niemand antwortete.
    Also drehte Ender die Dusche ab, obwohl noch Seife an ihm war, und griff nach seinem Handtuch. Es war nicht da. Einer der Jungen hielt es in der Hand. Es war Bernard. Alles, was der Szene noch fehlte, war auch Stilsons und Peters Anwesenheit. Sie brauchten Peters Lächeln; sie brauchten Stilsons himmelschreiende Dummheit.
    Ender erkannte: Das Handtuch sollte der Auslöser sein. Nichts würde ihn schwächer wirken lassen, als nackt hinter dem Handtuch herzujagen. Das war es, was sie wollten, ihn demütigen, ihn zerbrechen. Er würde nicht mitspielen. Er wollte sich nicht schwach fühlen, weil er nass war und fror und nichts anhatte.
    Er stand da: stark, ihnen zugewandt, die Arme an den Seiten. Er heftete den Blick auf Bonzo.
    Â»Dein Zug«, sagte Ender.
    Â»Dies ist kein Spiel«, sagte Bernard. »Wir haben dich satt,

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