Enders Spiel
erwachsen bin«, sagte Ender.
»Ich hoffe, du irrst dich«, sagte Graff. »Nebenbei bemerkt, du hilfst dir keineswegs damit, wenn du dich mit mir unterhältst. Die anderen Jungen erzählen sich bestimmt, dass Ender Wiggin mal wieder dabei ist, sich bei Graff einzuschmeicheln. Wenn allgemein bekannt wird, dass du der Liebling deines Lehrers bist, bist du mit Sicherheit endgültig drauÃen.«
Mit anderen Worten, verschwinde und lass mich in Ruhe. »Leben Sie wohl«, sagte Ender. Er zog sich Hand über Hand die Röhre entlang, in der die anderen Jungen verschwunden waren.
Graff blickte ihm nach.
Einer der Lehrer in seiner Nähe sagte: »Ist er es?«
»Wer weië, sagte Graff. »Wenn es nicht Ender ist, sollte er besser bald auftauchen.«
»Vielleicht ist es niemand«, sagte der Lehrer.
»Vielleicht. Aber wenn das der Fall ist, Anderson, dann ist meiner Meinung nach Gott ein Krabbler. Sie können mich dahingehend zitieren.«
»Werde ich.«
Einen Augenblick lang standen sie schweigend zusammen.
»Anderson?«
»Mmm.«
»Der Kleine irrt sich. Ich bin sein Freund.«
»Ich weiÃ.«
»Er ist rein. In seinem Herzen ist er gut.«
»Ich habe die Berichte gelesen.«
»Anderson, denken Sie daran, was wir ihm antun werden.«
Anderson war trotzig. »Wir werden den besten militärischen Befehlshaber in der Geschichte aus ihm machen.«
»Und dann das Schicksal der Welt auf seine Schultern legen. Um seinetwillen hoffe ich, dass er es nicht ist. Wirklich.«
»Kopf hoch. Vielleicht bringen uns die Krabbler alle um, bevor er seinen Abschluss macht.«
Graff lächelte. »Sie haben recht. Ich fühle mich schon besser.«
5
Spiele
»Mein Kompliment! Einen Arm zu brechen â das war ein Meisterstück.«
»Das war ein Unfall.«
»Wirklich? Und ich habe Sie schon im offiziellen Bericht lobend erwähnt.«
»Es ist zu viel. Es macht aus diesem anderen kleinen Bastard einen Helden. Es könnte die Ausbildung für eine Menge Kinder ruinieren. Ich nahm an, Ender würde vielleicht um Hilfe bitten.«
»Um Hilfe bitten? Ich dachte, das sei es, was Sie an ihm am meisten schätzten â dass er seine Probleme selbst regelt. Wenn er da drauÃen ist, von einer Feindflotte umgeben, wird auch niemand da sein, um ihm zu helfen, wenn er ruft.«
»Wer hätte denn ahnen können, dass der kleine Trottel sich aus seinem Sitz losschnallen würde? Und dass er ausgerechnet so unglücklich gegen das Schott knallt?«
»Nur ein weiteres Beispiel für die Dummheit des Militärs. Wenn Sie auch nur ein bisschen Grips hätten, würden Sie eine echte Karriere machen, als Versicherungsvertreter.«
»Sie aber auch, Sie GeistesgröÃe.«
»Wir müssen eben einfach der Tatsache ins Gesicht sehen, dass wir zweitklassig sind. Und das, obwohl das Schicksal der Menschheit in unseren Händen liegt. Gibt einem ein köstliches Gefühl der Macht, nicht wahr? Besonders, weil es diesmal keine Kritik an uns geben wird, wenn wir verlieren.«
»So habe ich es noch nie betrachtet. Aber verlieren wir lieber trotzdem nicht.«
»Mal sehen, wie Ender damit fertig wird. Wenn wir ihn bereits verloren haben, wenn er damit nicht fertig werden kann, wer käme als Nächstes infrage? Wer käme überhaupt infrage?«
»Ich werde eine Liste aufstellen.«
»Denken Sie in der Zwischenzeit darüber nach, wie Sie Ender da herausholen können.«
»Ich habe es Ihnen doch gesagt. Seine Isolation darf nicht durchbrochen werden. Er darf nie glauben, dass irgendwer ihm jemals zu Hilfe kommen wird. Niemals. Wenn er ein einziges Mal denkt, dass es einen einfachen Ausweg gibt, ist er gescheitert.«
»Sie haben recht. Das wäre schrecklich, wenn er glaubte, er hätte einen Freund.«
»Freunde kann er haben. Eltern sind es, die er nicht haben kann.«
Die anderen Jungen hatten sich ihre Kojen bereits ausgesucht, als Ender eintraf. Er blieb unter der Tür des Schlafsaals stehen und hielt Ausschau nach einem freien Bett. Die Decke war niedrig â Ender konnte die Hand ausstrecken und sie berühren. Ein Raum für Kinder; die untere Koje lag am Boden auf. Die anderen Jungen beobachteten ihn aus den Augenwinkeln. Natürlich war die untere Koje direkt bei der Tür das einzige freie Bett. Einen Augenblick lang kam es Ender in den Sinn, dass
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