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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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Fixierbänder, ohne meine Haut zu ritzen, und sägte sie durch. Wortlos klappte er das Messer wieder zu und steckte es ein. Ich rieb mir die wunden Handgelenke.
    Dann schwang ich die Beine über die Bettkante. Ich trug immer noch meine Disco-Klamotten.
    »Wo sind meine Schuhe?«, fragte ich.
    »Nun ist es aber genug.« Er packte mich grob am Oberarm und zerrte mich aus dem Raum. Barfuß.
    Die Bewacherin folgte uns den Gang entlang. Wir kamen an einen Querkorridor und bogen nach rechts ab. Er zog mich rücksichtslos über die rauen Bodenfliesen. »Sie tun mir weh«, beschwerte ich mich.
    »Ich bitte um Verzeihung, Hoheit.«
    Gedämpfte Schreie erreichten uns, als wir uns dem Ende des Korridors näherten.
    Hyden.
    Entsetzen erfasste mich. »Was machen Sie mit ihm?«, schrie ich und versuchte mich von Dawson loszureißen.
    Er umklammerte meinen Arm wie mit einem Schraubstock und stieß mich mit dem Gesicht gegen eine große Glasscheibe am Ende des Korridors. Dahinter befand sich ein Raum mit einer riesigen Röhre. Die Projektion eines friedvollen Waldes stand in krassem Gegensatz zu der brutalen Szene, die sich vor dieser Kulisse abspielte. Zwei Enders hielten Hydens immer noch mit Handschellen auf dem Rücken gefesselte Arme fest, während er sich drehte und wand und loszureißen versuchte. Ein dritter Ender lehnte an der Wand und beobachtete den Kampf. Seine Miene wirkte belustigt, doch er wurde schlagartig ernst, als er Dawson entdeckte.
    Dieses Gezerre hätte jedem Gefangenen Schmerzen bereitet, aber Hyden musste Höllenqualen leiden.
    Dawson nickte den Männern kurz zu. Anstatt jedoch rücksichtsvoller mit Hyden umzugehen, begannen sie ihn wie einen Ball zwischen sich hin- und herzustoßen. Hyden hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
    »Aufhören! Sagen Sie ihnen, dass sie aufhören sollen!« Ich schlug mit den Fäusten gegen die Glasscheibe. Mein Magen verkrampfte sich.
    Schweißperlen standen auf Hydens Stirn. Seine Haut war fahl, und dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab. Hatten sie ihn geschlagen? Oder war sein Zustand eine Folge der traumatischen Belastung?
    »Begreifen Sie denn nicht?«, beschwor ich Dawson. »Diese Behandlung könnte sein Tod sein!«
    »Nur du kannst der Sache ein Ende bereiten«, sagte der Leoparden-Mann. »Du weißt, was ich hören will.«
    Hyden taumelte, aber die Enders fingen ihn auf, als er zusammensackte, und zerrten ihn wieder auf die Füße. Sie schleiften ihn zum Fenster, direkt vor mich hin, und pressten sein Gesicht gegen das Glas.
    »Hyden!« Mein Herz fühlte sich wie zersprungen an.
    »Einverstanden«, sagte ich zu Dawson.
    »Du willigst in unsere Tests ein?«
    »Ich willige ein.«
    Dawson grinste hämisch und nickte den Enders jenseits des Fensters zu. Sie ließen Hyden los. Er blieb an die Glasscheibe gelehnt stehen und schob schweißüberströmt eine Hand langsam nach oben, bis sie genau gegenüber meiner Handfläche lag.

kapitel 16 Dawson und ich eilten den Gang hinunter. Ich war immer noch barfuß, aber zum ersten Mal seit meiner Ankunft hier wurde ich nicht mit Gewalt irgendwohin gezerrt. Ich hatte offenbart, dass ich mir etwas aus Hyden machte, und damit mein Inneres bloßgelegt. Nun kannten sie meine Schwäche und wussten, wie sie an mich herankamen. Aber ich hätte niemals tatenlos zusehen können, wie sie Hyden quälten. Jetzt war ich fester entschlossen denn je, uns alle drei hier herauszuholen.
    »Was ist mit Michael?«, erkundigte ich mich.
    »Was soll mit ihm sein?«
    Dawson öffnete eine Tür. Wir betraten einen Laborraum, in dem eine Ender-Frau stand und weiße Gummihandschuhe überstreifte.
    »Wo ist er?«, fragte ich Dawson.
    »Er schläft.«
    Er machte kehrt, und ich fragte mich, ob mit Michael wirklich alles in Ordnung war. Oder ob »schlafen« in Wahrheit bedeutete, dass irgendein Ender von seinem Körper Besitz ergriffen hatte.
    Die Frau war ganz in weiße Gummisachen gehüllt – lange Hose, Stiefel und eine Schürze über einem Nylonhemd. Ich verstand, warum, als sie mich in einen Nassraum brachte. Sie stellte mich auf ein Gummipodest mit einer Abflussrinne im Boden, setzte eine Schutzbrille auf und übersprühte mich von allen Seiten mit Wasser. Dann rieb sie mich mit einem rauen Tuch ab. Das erinnerte mich an die Body Bank, auch wenn alles weit primitiver war. Wer immer diese Leute sein mochten, sie hatten Budgetprobleme.
    Nachdem ich abgetrocknet war, reichte sie mir einen Operationskittel.
    Einen Operationskittel?
    »Was soll das

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