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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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denn?«, fragte ich sie. »Was habt ihr mit mir vor?«
    Sie mied jeden Blickkontakt. Es war, als würde ich an eine Wand reden. Wortlos nahm sie mich am Arm. Ich hielt mit einer Hand den Kittel zu, während sie mich in einen anderen Raum führte.
    Eine weitere Ender, blass und untersetzt, erwartete mich dort. Ich musste mich auf eine Plattform legen, und auf einen Knopfdruck stülpte sich eine Art Gitterhelm über meinen Kopf. Ich hasste das Ding sofort. Es hielt meinen Kopf wie in einem Schraubstock fest. Ich spürte, wie das Blut in meinen Schläfen immer schneller hämmerte. Poch, poch, poch. Am liebsten hätte ich laut geschrien.
    »Entspannen Sie sich«, sagte die Frau. »Und halten Sie still.«
    Sie drückte auf einen anderen Knopf. Ein sargähnlicher Käfig umschloss meinen Körper.
    »Was ist das?« Meine Stimme klang schrill vor Angst.
    Mit einem Summen, das an eine Motorsäge erinnerte, glitt die Plattform in eine große, nach hinten geschlossene Röhre. An der vorderen Öffnung, durch die man mich in die Maschine geschoben hatte, senkte sich eine Metallplatte, die den Blick nach draußen versperrte.
    Ein Gebläse schaltete sich ein, aber es half nicht viel. Jeder Nerv in meinem Körper brannte wie Feuer. Am liebsten wäre ich aus meiner Haut gekrochen. Und mein Herz schlug so heftig, als würde es jeden Moment die Brust sprengen. Die Stimme der Ender drang durch einen Lautsprecher nahe meinem Ohr.
    »Atmen Sie tief ein und halten Sie die Luft an, bis ich ›Weiteratmen‹ sage.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil ich sonst nicht garantieren kann, was mit Ihnen geschieht.«
    Ich seufzte.
    »Ab wann?«
    »Ab jetzt.«
    Ich atmete ein und hielt die Luft an. Sehr lang, wie es mir schien. Die Maschine gab laute Scheppergeräusche von sich, als würde sie von außen mit einem Presslufthammer bearbeitet.
    »Und weiteratmen!«, sagte die Ender in dem Moment, als ich das Gefühl hatte, es nicht mehr zu ertragen.
    Dann begann die Prozedur von Neuem. Das Ganze zog sich endlos hin. Einmal behauptete sie, ich hätte zu früh geatmet, und wiederholte einen Teil des Tests. Irgendwann öffnete sich die Röhre, und sie entfernte die Fixiervorrichtungen.
    Ich rieb meinen steifen Nacken. Ich fühlte mich völlig ausgepumpt und zugleich total erleichtert, dass ich wieder frei atmen konnte.
    Als Nächstes hielt eine Ender einen Scanner dicht vor meinen Kopf, während eine andere die Messwerte an einem Computer ablas. Natürlich entzifferten sie meine Chip-Nummer. Das war das Erste, was sie taten. Aber wonach sie sonst noch suchten – keine Ahnung.
    »Warum tun Sie das?«, fragte ich. »Was versuchen Sie herauszufinden?« Sie beantworteten keine einzige meiner Fragen. Ich war für sie nicht mehr als eine Laborratte.
    Ich musste noch eine Reihe von Tests über mich ergehen lassen. Sie überprüften meine Sehschärfe, meinen Geruchs- und Geschmackssinn sowie meine Fähigkeit, Dinge zu ertasten. Endlich waren sie fertig. Zumindest glaubte ich das, weil sie mir frische Sachen – ein T -Shirt und eine olivgrüne Hose – sowie meine Schuhe aushändigten.
    Dann gaben sie mir ein Glas mit einer roten Flüssigkeit zu trinken, und im nächsten Moment war ich weg.
    Ich erwachte in einem Raum mit grau gepolsterten Wänden und einem weichen grauen Gummiboden. In einer Ecke entdeckte ich einen Schaumstoffwürfel, den man als Hocker benutzen konnte. Und in der gegenüberliegenden Ecke befand sich ein Loch im Boden, aus dem unentwegt ein leises Gurgeln und Saugen drang.
    Eine Zelle. So ausgestattet, dass ich mich nicht selbst verletzen konnte. Ich schaute mich um und sah nichts sonst. Meine Schuhe waren verschwunden.
    Und es gab hier drinnen keine Projektionen.
    Ich entdeckte eine Überwachungskamera in der Decke und eine zweite in einer Ecke, außerhalb meiner Reichweite. »Ich habe alle eure Tests mitgemacht«, schrie ich nach oben. »Ich will jetzt meine Freunde sehen.«
    Das Kameraauge starrte mich nur stumm an.
    Da war ich nun, wieder einmal eingesperrt. Ich trommelte mit den Fäusten gegen die Wände, erzeugte aber nur dumpfe Schläge. Ich schrie. Niemand reagierte.
    Ich war weit weg von der Außenwelt, weit weg von Tyler. Er machte sich bestimmt Sorgen um mich. Dabei hatte ich gedacht, das sei mit der Zerstörung der Body Bank endgültig vorbei. Ich hatte davon geträumt, wir könnten ein normales Leben führen. Tyler würde zur Schule gehen, spielen und am See angeln. Wir würden eine Art Familie sein, Michael, ich und Tyler, dazu

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