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Endless: Roman (German Edition)

Endless: Roman (German Edition)

Titel: Endless: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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so gut.
    »Vielleicht hilft ihm ja jemand«, sagte sie ohne wirkliche Überzeugung. »Er hat ja bestimmt Freunde.« Sie dachte an ihre ehemaligen Nachbarn, Mary Lou und Emil Antonescu. Sie hatten die Schlacht in der Sankt-Georgs-Kathedrale überlebt, und die Geheime Garde wusste noch nichts über ihren jetzigen Aufenthaltsort – oder ihr Vermögen. Sie würden den Fürsten doch bestimmt nicht im Stich lassen …
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Alaric. »Dämonen haben keine Freunde. Und kennst du diese Pfennigfuchser aus der Buchhaltung? Sie drehen jeden Stein um, um auch die letzten flüssigen Mittel zu finden. Höchstwahrscheinlich stiehlt er. Das wäre typisch.«
    Meena zog scharf die Luft ein. »Warum hasst du ihn so sehr?«, fragte sie. »Ständig bezeichnest du ihn als seelenloses Monster. Und dabei hat er dich in der Sankt-Georgs-Kathedrale, als er die Gelegenheit dazu gehabt hätte, nicht getötet. Im Gegenteil, er hat dich beschützt. Und Bruder Bernard, Schwester Gertrude und mich, und sogar diese Feuerwehrmänner, die uns ausgegraben haben. Stattdessen hat er seine eigene Art umgebracht. Handelt so ein seelenloses Monster? Wann wirst du endlich zugeben, dass nicht jeder Dämon zu hundert Prozent böse ist? Es ist ja auch nicht jeder Mensch zu hundert Prozent gut. Wann, Alaric? Wann?«
    Er schaute sie an. Es verblüffte sie immer wieder, wie hellblau seine Augen waren. Manchmal, auf langweiligen
Personalsitzungen, begegneten sich ihre Blicke. Ab und zu zog er dann eine seiner blonden Augenbrauen hoch – vor allem, wenn Abraham gerade einen seiner pedantischen Vorträge hielt –, und Meena musste ein Lachen unterdrücken, weil er dann aussah wie ein mutwilliger Schuljunge.
    Bei diesen Gelegenheiten fiel es ihr schwer zu glauben, dass er schon so vielen von Luciens Verwandten skrupellos den Kopf abgeschlagen hatte.
    Aber sie hatte gesehen, wie er es getan hatte, und sie wusste, dass sein jungenhafter Gesichtsausdruck im Bruchteil einer Sekunde todernst werden konnte.
    Und so war es auch jetzt, als er sie anblickte.
    »Ich glaube, ich weiß, wie sich dein Freund am Leben gehalten hat, seit wir ihn zum letzten Mal gesehen haben«, sagte er.
    »Ach wirklich?«, erwiderte sie. Es war warm im Auto, da die Klimaanlage nicht an war. Er ließ die Fensterscheibe ein wenig herunter, und ein warmer Luftstrom traf ihr Gesicht. Ihre Haarspitzen und die Enden des rosa Schals wehten nach oben. »Dann erklär es mir.«
    »Das werde ich«, antwortete er. »Aber vorher muss ich dich warnen, denn wenn ich fertig bin, wirst du dir wünschen, ich hätte es dir nicht erzählt. Und das kommt daher, weil du tief im Innern weißt, dass es wahr ist.«
    »Das bezweifle ich«, sagte sie. »Aber tu dir keinen Zwang an, und erzähl es mir ruhig.«
    Dann stellte sich jedoch heraus, dass er recht hatte. Als er fertig war, wäre ihr lieber gewesen, er hätte nichts gesagt.

12
    In den vier Jahrhunderten, seit die ersten Europäer ihren Fuß auf die Insel, die heute als Manhattan bekannt ist, gesetzt haben, hatte Lucien Antonescu beobachtet, wie sie den Wasserlauf, der in der Mitte der Fifth Avenue floss, zu zähmen versuchten.
    Der Bach – den die ursprünglichen Bewohner der Insel, die Lenape-Indianer, Mannette nannten, was die holländischen Siedler als Minetta missverstanden – war von jeher den Stadtplanern ein Gräuel. Das lag allerdings nicht daran, dass sie – im Gegensatz zu den holländischen Siedlern  – wussten, was Mannette tatsächlich bedeutete.
    Teufelswasser.
    Zwar gab es reichlich Forellen im Bach, aber trotzdem machten die Lenape einen großen Bogen darum. Es dauerte nicht lange, bis die Siedler den Grund entdeckten … und herausfanden, wie der Bach zu seinem merkwürdigen Namen gekommen war. Es waren nämlich unzählige Kinder in das scheinbar flache Wasser gefallen und ertrunken.
    Über die Jahrhunderte beobachtete Lucien, wie Ingenieure versuchten, den Minetta-Bach zu kanalisieren, dann pflasterten sie die Straße darüber, und schließlich bauten sie Gebäude darauf.
    Der Bach entsprang aus einer unterirdischen Quelle
an der East Twentieth Street, verlief ursprünglich mitten durch den Washington Square Park, schlängelte sich durch das West Village und mündete dann über die Spring Street in den Hudson River, der Manhattan von New Jersey trennt … eine Entfernung von etwa siebenundzwanzig Blocks, ungefähr fünf Kilometer.
    Der Minetta-Bach ließ sich jedoch nicht disziplinieren. Schon ein

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