Endless: Roman (German Edition)
einen Tisch, nahm den Deckel von ihrem Kaffeebecher und trank einen Schluck. Natürlich war er jetzt nur noch lauwarm.
Doch es war ihr egal. Jack Bauer bezog Posten neben ihrem Stuhl und blickte aufmerksam und erwartungsvoll zu ihr auf, für den Fall, dass ein Krümel von dem Muffn herunterfallen würde, obwohl er heute Morgen sein Frühstück bereits bekommen hatte.
»Und sie haben Alaric versetzt«, fuhr Jon fort. »Nach Rom.«
»Das haben sie mir jedenfalls gesagt«, entgegnete Meena. Der Muffn lag ihr wie ein Stein im Magen.
Aber zumindest war es etwas zu essen. Sie brauchte etwas zu essen. Sie brauchte Normalität.
Allerdings rechnete sie in der nächsten Zeit nicht wirklich damit.
»Aber ich verstehe das nicht«, sagte Jon. »Ihr seid doch die Guten.«
»Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr, wer die Guten sind.« Meena griff in die hintere Tasche ihrer Jeans und reichte Jon einen zerknüllten Brief.
»Warte mal«, meinte Jon, nachdem er ihn aufgefaltet und gelesen hatte. »Hier steht, dies sei eine allerletzte Warnung, dass deine Stelle gekündigt wird, wenn sich deine Arbeitsleistung nicht beträchtlich verbessern sollte. Und du hast gesagt, sie hätten dich gefeuert.«
»Ich weiß«, sagte Meena. Ihre Augen brannten. Sie schaute aus dem Fenster auf all die glücklichen, sorglosen Leute, die zum Straßenfest gingen. Wie viele von ihnen mochten sich wohl so fühlen wie sie … so als ob ihr Leben vorbei sei und sie nicht mehr als lebende Tote seien.
Soweit sie sehen konnte, ging es niemandem sonst so.
Sie lächelten alle und freuten sich auf das Abenteuer, das vor ihnen lag.
Anscheinend hatten die wenigsten Genevieve Fox’ Bericht in den Nachrichten gesehen, dass in der Stadt plötzlich ein dramatischer Anstieg an vermissten Personen – alles Touristen – zu verzeichnen war. Und doch, hatte Genevieve erklärt, hatte es aus irgendeinem Grund keine Pressemeldung darüber gegeben. Lag das daran, dass der Bürgermeister die Öffentlichkeit mitten in der Hauptsaison lieber nicht vor einem Serienkiller warnen wollte?
Das Büro des Bürgermeisters hatte bereits eine Erklärung abgegeben, in der versichert wurde, dass es keinen Grund gäbe, Alarm zu schlagen. Berichte über Vermisste wurden immer noch wie üblich an die Presse weitergegeben … allerdings nicht alle, damit die Öffentlichkeit nicht mit der Zeit »abstumpfte«. Der Bürgermeister und die Polizei würden jeden einzelnen Fall, den Genevieve erwähnt hatte, kennen und aktiv daran arbeiten.
Dies stimmte jedoch nicht mit den Interviews überein, die Genevieves Kollegen mit Angehörigen der Vermissten geführt hatten.
Und obwohl Alarics Name nie erwähnt wurde, hieß es, dass »eine Quelle, die eng mit der New Yorker Polizei zusammenarbeitet«, große Zweifel daran hätte, dass diese Fälle überhaupt ernst genommen würden.
»Und was ist mit der zehnjährigen Kaileigh Anderson«, fragte Genevieve in die Kamera, »die nur wissen will, warum ihr neunzehnjähriger Bruder Jeff nicht nach Hause nach Connecticut gekommen ist, nachdem er letzten Samstag mit seinen Freunden in Manhattan aus war?«
»Bitte«, schluchzte Kaileigh in die Kamera, während sie das Foto eines jungen Mannes im Gothic-Look umklammert hielt. »Bitte finden Sie meinen Bruder!«
»Du lieber Himmel, Meena«, sagte Jon und drehte den Ton leiser. »Was ist denn eigentlich los?«
»Ich weiß nicht«, gab sie zu. Sie ergriff ihre Tasche. »Deshalb brauche ich ja deine Hilfe. Du kannst doch gut mit Computern umgehen.« Aus der geräumigen Tasche, in der sie ihr Portemonnaie, Haarspray, antibakterielle Creme, Make-up, Notizblöcke, Kugelschreiber, Holzpflöcke und Fläschchen mit Weihwasser aufbewahrte, zog sie Jons Laptop. »Versuch dich bitte in den Computer der Geheimen Garde zu hacken und finde heraus, wo Alaric ist.«
»Was?« Jon blickte sie geschockt an. »Du hast doch gerade gesagt, sie hätten ihn nach Rom versetzt.«
»Das wollten sie mir einreden«, sagte Meena. »Und ich verstehe auch, wie sie es rechtfertigen wollen. All das, was Genevieve Fox in den Nachrichten über die Leute gesagt hat, die vermisst werden, ist Alarics Theorie. Ich habe gestern Abend gesehen, wie er mit ihr geredet hat. Er meint, jemand beißt alle diese Leute, und es wird vertuscht …«
Gestern Abend hatte sie geglaubt, Alaric und Genevieve Fox würden miteinander flirten. Aber nachdem sie die Nachrichten gesehen hatte – und es war die Hauptmeldung auf jedem Sender, das hatte Jon
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