Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
Noah. Der Pfarrer hatte ihn nicht nur gesehen, er erinnerte sich natürlich auch noch an seinen Namen. „Suchen Sie jemanden?“
„Nein“, sagte Sean. „Ich sehe schon, Sie haben zu tun.“
„Wenn ich die Jungs nach Hause gebracht habe, habe ich jede Menge Zeit. Falls Sie es nicht eilig haben.“
„Noah, ich fahre sie gerne“, bot Ellie an. „Dann kannst du mit Sean sprechen. Wir sehen uns dann später bei Jo und Nick.“
„Ist das wirklich okay für dich?“, vergewisserte sich Noah. „Denn Sean kann sicher genauso gut …“
„Wiederkommen“, unterbrach Sean ihn, denn plötzlich hielt er es doch nicht mehr für eine so gute Idee, mit dem Pfarrer über seine Situation zu sprechen. „Ich komme einfach später noch mal vorbei.“
Ellie lachte, küsste Noah auf die Wange und nahm ihm den Autoschlüssel aus der Hand. „Geh schon, Noah. Ich fahre die Jungs gerne nach Hause.“
Noah grinste und drückte sie an sich. „Du bist eine wunderbare Frau.“
„Ich weiß.“ Sie lächelte. Er schob sie in den Wagen, dann fuhr sie los.
Noah kam mit ausgestreckter Hand auf Sean zu. „Wie geht es Ihnen?“, erkundigte er sich.
„Mir liegen ein paar Dinge auf der Seele“, antwortete Sean.
„Kann ich helfen?“, fragte Noah.
Sean schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich wollte darüber eigentlich gar nicht mit einem Pfarrer sprechen.“
„Soll ich das als Kompliment auffassen oder eher nicht?“ Noah legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Sagen Sie mir einfach, wo Sie sich am wohlsten fühlen, wenn wir uns unterhalten. Im Pfarrbüro, in meinem Wohnmobil, bei Jack. Wir können zusammen einen Kaffee trinken oder gemeinsam frühstücken – oder noch mehr von dem nehmen, was Sie schon hatten. Sie entscheiden.“
Sean grinste schief. „Ich habe mir einen Scotch gegönnt. Es ging nicht anders. Ich habe nämlich soeben herausgefunden, dass ich Vater bin.“
Noah zog die Augenbrauen hoch und lächelte. „Da kann ich verstehen, dass man einen Drink braucht. Lassen Sie uns in meinen Wohnwagen gehen, da sind wir ungestört.“
„Gute Idee. Entschuldigen Sie, dass ich mich nicht vorher angemeldet habe.“
„Die Neuigkeiten haben sich auch nicht vorher angemeldet. In meinem Metier muss man flexibel sein. Kommen Sie“, forderte er ihn lachend auf.
Kurze Zeit später saß Sean im etwas unaufgeräumten, aber gemütlichen Wohnwagen des Pfarrers, der hinter der Kirche stand. Noah klappte seinen Laptop zu, räumte ein paar Papiere weg und schenkte Sean eine Tasse Kaffee ein. „Möchten Sie vielleicht ihre Jacke ablegen?“
„Nein danke. Ist gut so“, sagte Sean, obwohl ihm sehr warm war. Er legte sofort los mit seiner Geschichte, wobei er das Ende zuerst erzählte – wie er Franci vier Jahre nach ihrer Trennung zufällig wiedergetroffen und festgestellt hatte, wie dumm er damals gewesen war. Dann erklärte er dem Pfarrer, wie es so weit gekommen war und dass es seiner Meinung nach nur ein wirkliches Problem gab, das sie nicht zusammenkommen ließ. Schließlich berichtete er ihm von dem Streit, der Auslöser für ihre Trennung gewesen war.
„Wir haben uns beide Dinge an den Kopf geworfen, die wir nicht hätten sagen sollen. Es war ziemlich hässlich. Keine Ahnung, ob jeder von uns sauer war, dass er die Meinung des anderen nicht ändern konnte, oder ob wir einfach nur auf unseren jeweiligen Standpunkten beharren wollten. Ganz ehrlich, Noah – ich weiß es nicht mehr.“ Er betrachtete seine Kaffeetasse und erinnerte sich daran, wie sie sich damals gegenseitig die Hölle heißgemacht haben.
„Und was hat es mit dem blauen Auge und dem Hämatom an der Hand auf sich?“, erkundigte sich Noah.
„Oh“, sagte Sean lachend. „Haben Sie etwa gedacht … Nein, Noah. Wir haben uns nicht körperlich gestritten. Ich würde niemals eine Frau oder ein Kind schlagen. Ich habe mich mit einem anderen Mann geprügelt. Diese netten Souvenirs stammen von einer Begegnung im Supermarkt, wo ich zufällig Franci traf und ihr ein bisschen zu hartnäckig auf die Pelle rückte. Ich habe sie am Arm gefasst, worauf ein Riese von einem Kerl mir einen Kinnhaken versetzte und mich in die Melonen schubste. Er hatte das Gefühl, Franci beschützen zu müssen, obwohl er sie gar nicht kennt. Doch dann eilte Franci mir zu Hilfe. Schließlich wurden wir alle verhaftet.“
Es herrschte einen Moment Stille. „Da haben Sie ja ein paar aufregende Tage gehabt, Sean.“
„Wem sagen Sie das. Und dann habe ich eine Nacht mit ihr
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