Endlich Nichtraucher!
überlegene Wesen, die ihren Lebensweg selbst bestimmen. Aber in Wirklichkeit sind neunundneunzig Prozent unseres Lebens vorgezeichnet. Wir sind das Produkt der Gesellschaft, in der wir aufwachsen – sie legt fest, welche Kleidung wir tragen, in welchen Häusern wir wohnen, unsere grundlegenden Verhaltensmuster, sogar die, in denen wir uns gern unterscheiden, zum Beispiel, ob wir politisch eher konservativ oder eher liberal eingestellt sind. Letzteres ist kein Zufall, sondern hat viel damit zu tun, aus welcher Gesellschaftsschicht wir stammen. Das Unterbewusste übt einen äußerst wichtigen Einfluss auf uns aus, und sogar wenn es um Fakten, nicht um Meinungen
geht, lassen sich Millionen hinters Licht führen. Bevor Kolumbus die Welt umsegelte, war die Mehrheit davon überzeugt, die Welt sei eine Scheibe. Heute wissen wir, dass sie eine Kugel ist. Würde ich ein Dutzend Bücher schreiben und versuchen, Sie davon zu überzeugen, die Erde sei doch eine Scheibe, gelänge mir das nicht, doch wie viele von uns sind je im Weltraum gewesen und haben die Kugel mit eigenen Augen gesehen? Selbst wenn Sie die Welt umflogen oder umsegelt haben, woher wissen Sie denn, dass Sie nicht im Kreis auf einer Fläche gereist sind?
Die Werbeleute kennen die Macht der Suggestion über das Unterbewusste sehr gut, daher die Riesenposter, denen der Raucher auf Schritt und Tritt begegnet, die Anzeigen in jeder Zeitung.
Glauben Sie, das sei Geldverschwendung? Dass Sie sich davon nicht einreden ließen, Sie müssten Zigaretten kaufen? Da irren Sie sich! Probieren Sie’s doch mal selber aus. Nächstes Mal, wenn Sie an einem kalten Tag in eine Kneipe oder ein Restaurant gehen und Ihr Begleiter Sie fragt, was Sie trinken, dann sagen Sie nicht: »Einen Whisky« (oder was auch immer), sondern: »Weißt du, wonach mir heute so richtig ist? Nach diesem wunderbar sanften Feuer eines Whiskys.« Sie werden feststellen, dass sich Ihnen sogar Leute anschließen werden, die gar keinen Whisky mögen. Vom Kleinkindalter an wird unser Unterbewusstes täglich mit Botschaften bombardiert, die uns einreden, Zigaretten würden uns entspannen, uns Mut und Selbstvertrauen geben, und dass das kostbarste Ding auf dieser Erde eine Zigarette sei. Finden Sie, ich übertreibe? Wenn Sie eine Filmszene sehen, in der jemand gleich hingerichtet oder erschossen wird, was ist sein letzter Wunsch? Richtig, eine Zigarette. Das hinterlässt einen tiefen Eindruck in uns, was zwar unser Bewusstsein nicht registriert, doch unser »schlafender Partner« hat genug Zeit, sich die
Botschaft einzuverleiben. Was hier wirklich rüberkommt, ist die Aussage: »Das Wertvollste auf dieser Welt, mein letzter Gedanke und meine letzte Tat, ist eine Zigarette.« In jedem Kriegsfilm bekommen Verwundete eine Zigarette.
Glauben Sie, das hätte sich in letzter Zeit geändert? Nein, immer noch stürmt die Werbung von riesigen Reklametafeln und Anzeigen auf unsere Kinder ein. Zigarettenwerbung darf angeblich nicht mehr im Fernsehen gesendet werden, doch in wie vielen Filmen, die zu Spitzenzeiten laufen, zünden sich die Darsteller genüsslich eine Zigarette an? Am verhängnisvollsten ist der heutige Trend, Zigaretten im Zusammenhang mit sportlichen Ereignissen und dem Jetset zu bringen, alles natürlich gesponsert von Tabakgiganten. Grand-Prix-Rennwagen, die gewissen Zigarettenmarken nachgestaltet und sogar danach benannt werden – oder ist es umgekehrt? Ich habe schon Werbespots gesehen, in denen ein nacktes Paar nach dem Sex im Bett eine Zigarette miteinander teilt. Klar, was das für Assoziationen weckt. Wie bewundere ich jene Zigarillowerbung, nicht wegen ihrer Motive, sondern wegen ihrer Brillanz: Immer steht ein Mann dem Tod oder der Katastrophe gegenüber – sein Fesselballon brennt und wird gleich abstürzen, oder der Beiwagen seines Motorrads wird gleich in einen Fluss krachen, oder er ist Kolumbus, und sein Schiff wird gleich über den Rand der Erde kippen. Kein Wort wird gesprochen. Leise spielt Musik. Er zündet sich einen Zigarillo an; ein Ausdruck reiner Verzückung verklärt sein Gesicht. Der Raucher bekommt vielleicht bewusst gar nicht mit, dass er die Werbung sieht, doch der »schlafende Partner« schluckt geduldig die offenkundige Botschaft.
Natürlich wird auch von der anderen Seite Werbung gemacht: über die Krebsgefahr, amputierte Beine, schlechten Atem. Doch sie bringt den Raucher nicht vom Rauchen ab.
Der Logik nach sollte sie es tun, doch sie tut es nicht. Sie hält nicht
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