Endlich Nichtraucher!
falschen Zeitpunkt gewählt. Ich hätte erst nach Weihnachten/nach dem Unfall/nach dieser Stressphase in meinem Leben damit anfangen sollen.
Ich kann mich nicht konzentrieren. Ich bin reizbar und schlecht gelaunt. Ich kann nicht richtig arbeiten. Meine Familie und meine Freunde können mich nicht mehr leiden. Seien wir ehrlich: Ich muss wieder anfangen zu rauchen, schon wegen der anderen. Ich bin ein eingefleischter Raucher und habe keine Chance, jemals wieder ohne Zigaretten glücklich zu sein. (Das hielt mich dreiunddreißig Jahre lang bei der Stange.)
Wenn er an diesem Punkt angelangt ist, gibt der Raucher schließlich nach. Er zündet sich eine Zigarette an, und die Schizophrenie wird nur noch größer. Einerseits herrscht bei
ihm ungeheure Erleichterung darüber, dass seine Gier gestillt ist, andererseits, falls er längere Zeit nicht geraucht hat, schmeckt die Zigarette scheußlich, und der Raucher begreift nicht, warum er dieses Zeugs eigentlich raucht. Daher glaubt er, es mangle ihm an Willenskraft. Doch in Wirklichkeit fehlt es ihm keineswegs daran; er hat lediglich seine Meinung geändert und im Licht der neuesten Erkenntnisse eine völlig vernünftige Entscheidung getroffen. Was soll die ganze Gesundheit, wenn man sich dabei elend fühlt? Beides bringt absolut nichts. Ein kurzes, aber genussvolles Leben ist wesentlich besser, als ein langes, elendes.
Zum Glück trifft das nicht zu, sondern das schiere Gegenteil. Als Nichtraucher lebt man unendlich genussvoller. Doch genau dieser Trugschluss hat mich dreiunddreißig Jahre lang dazu gebracht, weiterzurauchen, und ich muss zugeben, dass ich immer noch rauchen würde, falls es wahr wäre (Berichtigung – ich wäre nicht mehr da).
Die Qual, die der Raucher durchmacht, hat nichts mit dem Entzug zu tun. Dieser löst die Qual zwar aus, doch der wirkliche Kampf findet im Kopf statt; seine Ursachen sind Zweifel und Ungewissheit. Weil der Raucher schon mit der Überzeugung anfängt, er bringe ein Opfer, hat er bald das Gefühl, er müsse etwas entbehren – das ist eine Form von Stress. Jedes Mal, wenn sein Gehirn ihm suggeriert: »Rauch doch eine«, leidet er unter Stress. Sobald er also aufhört zu rauchen, entsteht das Bedürfnis nach einer Zigarette. Doch er darf jetzt keine rauchen, weil er das Rauchen »aufgegeben« hat. Das deprimiert ihn nur noch mehr, was erneut das Bedürfnis auslöst.
Eine weitere Schwierigkeit besteht im Warten, dass etwas geschieht. Wenn Sie sich zum Ziel setzen, den Führerschein zu machen, haben Sie Ihr Ziel erreicht, sobald Sie die Fahrprüfung bestehen. Bei der »Methode Willenskraft« heißt es:
»Wenn Sie es nur lange genug ohne Zigaretten aushalten, wird der Drang zu rauchen schließlich verschwinden.«
Woher wissen Sie, wann Sie dieses Ziel erreicht haben? Sie wissen es nie, weil Sie darauf warten, dass etwas passiert, aber es passiert eben nichts weiter. Sie haben das Rauchen aufgehört, nachdem Sie Ihre letzte Zigarette geraucht haben, und im Grunde warten Sie jetzt nur, wie lange es dauert, bis Sie wieder schwach werden.
Wie gesagt ist die Qual, an der ein Raucher leidet, geistiger Natur; sie wird von der Unsicherheit hervorgerufen, obwohl keine körperlichen Schmerzen zu spüren sind, ist die Wirkung stark. Der Raucher fühlt sich elend und unsicher. Er ist weit davon entfernt, das Rauchen zu vergessen; sein ganzes Denken ist davon besessen. Tage- oder sogar wochenlang versinkt er in tiefster Depression. Seine Gedanken kreisen nur um Zweifel und Ängste.
»Wie lange wird dieses Wahnsinnsverlangen noch dauern?«
»Werde ich jemals wieder glücklich sein?«
»Werde ich jemals morgens wieder aufstehen wollen?«
»Werde ich jemals wieder eine Mahlzeit genießen können?«
»Wie werde ich in Zukunft mit Stress fertig werden?«
»Wird mir eine Party jemals wieder Spaß machen?«
Der Raucher wartet darauf, dass sich die Dinge bessern, doch solange er Trübsal bläst, wird die Zigarette nur immer erstrebenswerter.
In Wirklichkeit passiert tatsächlich etwas, doch der Raucher merkt es gar nicht. Wenn er drei Wochen radikalen Nikotinentzug übersteht, verschwindet das körperliche Verlangen danach. Doch wie bereits gesagt, sind die Entzugserscheinungen bei Nikotin so schwach, dass der Raucher sie gar nicht wahrnimmt. Doch nach etwa drei Wochen haben viele
Raucher das Gefühl, sie hätten es geschafft. Um es sich zu beweisen, zünden sie eine Zigarette an, und das schafft sie wiederum. Sie schmeckt schrecklich, doch der
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