Endlich nur noch Liebe
und schon vor ihr
hinuntergegangen war, Olivia anschaute. Entschlossen straffte sie die Schultern und durchquerte den Raum.
Carmela zog die Augenbrauen hoch bei Kellys Anblick. Dann lachte sie. "Du willst doch nicht etwa das Kleid heute Abend tragen, oder?"
Kelly versteifte sich. "O doch", entgegnete sie. Es war ein schlichtes, aber ungemein elegantes schwarzes Seidenkleid mit schmalen Trägern, die mit Strass besetzt waren. Da es nur knapp bis zu ihren Knien reichte, betonte es ihre langen, schlanken Beine. Durch den raffinierten Schnitt verbarg es ihren leicht gewölbten Bauch.
Die Proteste, die sogleich folgten, ignorierte Kelly. Sie sah Gianfranco an und erwartete, dass er zu ihr hielt.
Er musterte sie kritisch und kam auf sie zu. "Du siehst sehr hübsch aus, Kelly."
Das war untertrieben, denn er fand sie ungemein schön in dem Kleid.
"Ah ja, du lehnst es also auch ab", stellte sie spöttisch fest, als er mit undurchdringlicher Miene vor ihr stehen blieb.
"Nein, eigentlich nicht. Doch meine Mutter hat gedacht, du würdest eins der Kleider anziehen, die sie dir gekauft hat. Sie weiß am besten, was Frauen während der Schwangerschaft tragen. Auf ihren Geschmack kann man sich
verlassen", antwortete er.
Kelly war empört. Du liebe Zeit, ihr arroganter Mann und seine Mutter hatten es geschafft, dass sie sich immer mehr wie in einem Gefängnis vorkam. Zum Teufel mit ihnen, heute Abend werde ich mich amüsieren, und wenn es das
Letzte ist, was ich hier tue, überlegte sie.
"Zieh dich bitte um, Kelly", forderte er sie ruhig auf.
"Nein."
Er zog verblüfft eine Augenbraue hoch. "Wie bitte? Du weigerst dich?"
Beinah hätte sie laut aufgelacht. "Richtig."
Er packte sie am Arm. "Kelly, das ist doch albern. Geh nach oben und zieh dich um", forderte er sie noch einmal auf.
"In den Outfits, die ich gestern bekommen habe, sehe ich wie ein Elefant aus.
Ich bin erst im sechsten Monat schwanger, nicht im neunten", fuhr sie ihn an.
Vor lauter Nervosität und Anspannung wuchs ihr Zorn. "Du kannst dich ja überzeugen."
Gianfranco lächelte. "Ich verstehe. Es geht hier um weibliche Eitelkeit." Er zog die Worte in die Länge, und seine Stimme klang spöttisch.
Sie hätte Gianfranco am liebsten geohrfeigt. Er war so verdammt arrogant und gönnerhaft. In dem Moment verkündete Aldo, die ersten Gäste seien
eingetroffen. Kelly schwieg und war dann vollauf damit beschäftigt, die Gäste zu begrüßen.
Es war bei weitem nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte. Gianfrancos Freunde wirkten auf sie längst nicht so einschüchternd wie seine Mutter und Schwägerin. Es waren Geschäftsfreunde und Leute aus der Umgebung. Als Judy und Carlo Bertoni eintrafen, freute Kelly sich sehr.
Das Essen war ausgezeichnet, und man unterhielt sich auf Italienisch und
Englisch. Carmela war die perfekte Gastgeberin.
Als Kelly einen Moment allein war, entspannte sie sich. Gianfranco unterhielt sich am anderen Ende des Raums mit einigen männlichen Gästen.
"Hast du es nicht faustdick hinter den Ohren?" fragte plötzlich Judy neben ihr und lachte. "Dein Freund war also Gianfranco Maldini. Was für eine
Geschichte! Wie ist es eigentlich passiert?"
Kelly erzählte ihr alles und fügte hinzu: "Irgendwie muss ich mich bei dir bedanken, denn du hast ihm auf der Silvesterparty verraten, dass ich schwanger bin. Deshalb hat er mich gesucht."
Judy lächelte. "Ich möchte dir einen Rat geben. Gianfranco hat viele Freundinnen gehabt. Er kann oder will sich emotional nicht binden. Aber du bekommst sein Kind, und Italiener sind sehr kinderlieb. Mach das Beste aus der Ehe, und lass deinen Mann nicht aus den Augen."
"Danke, Judy." Kelly rang sich ein Lächeln ab. Es hatte ihr gerade noch gefehlt, dass sie an die bewegte Vergangenheit ihres Mannes erinnert wurde.
"Wir sind jedoch verheiratet und ..." Weiter kam sie nicht, denn in dem Moment stieß jemand sie an, und eine Flüssigkeit ergoss sich auf ihr Kleid.
"Das tut mir Leid." Olivia stand vor Kelly. "Ich habe dich gar nicht gesehen.
Das Kleid ist ruiniert. Wie ungeschickt. Jetzt musst du dich umziehen."
Kelly begegnete Olivias boshaftem Blick. Sie konnte kaum glauben, dass die Frau so gehässig war. Sie wollte jedoch keine Szene machen. "Ja", sagte sie deshalb nur.
Judy warf Olivia einen strengen Blick zu. "Ich begleite dich, Kelly. "
Plötzlich stand Gianfranco neben Kelly. Er betrachtete den feuchten Fleck auf ihrem Kleid. "Wie ist das passiert?" fragte er.
"Ach, es war nur ein
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