Endlich nur noch Liebe
ihm. Er liebte sie so zärtlich, dass sie ganz gerührt war. Erst danach stiegen wieder Zweifel in ihr auf. Gianfranco glaubte seiner Mutter und Olivia, doch seiner eigenen Frau nicht. Kelly war zutiefst verletzt und konnte lange nicht
einschlafen.
"Guten Morgen, Liebes."
Sie riss die Augen auf und erblickte Gianfranco. Er stand neben dem Bett und sah in dem eleganten anthrazitgrauen Anzug sehr attraktiv und wie der
dynamische Geschäftsmann aus, der er auch war. Sie reckte und streckte sich und lächelte ihn an.
"Es tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe, aber ich fahre gleich nach Rom.
Wahrscheinlich bleibe ich ein oder zwei Nächte dort. Ich wollte dich zum
Abschied küssen." Er lächelte sie so liebevoll an, dass sie Herzklopfen bekam.
"Ich hoffe, du vermisst mich. Heute Abend rufe ich dich an." Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie lange und besitzergreifend.
Sie war von dem Kuss wie betäubt, und Gianfranco war weg, ehe sie
protestieren konnte.
Nichts hat sich geändert, überlegte Kelly am nächsten Morgen traurig, während sie ziellos durch die große Eingangshalle ging.
In dem Moment rief Aldo sie ans Telefon. Es war Judy Bertoni. Kelly freute sich, eine ihr vertraute Stimme zu hören. Als Judy vorschlug, Kelly solle zu ihr nach Desenzano zum Mittagessen und zu einem Einkaufsbummel kommen,
sagte sie sogleich zu.
Kelly informierte Carmela. Zwei Stunden später war Kelly in Desenzano und nicht mehr ganz so deprimiert wie zuvor. Judy begrüßte sie herzlich. Abends um sieben fuhr sie gut gelaunt zurück. Sie hatte für das Baby sehr viel und für sich auch einiges eingekauft.
Plötzlich schoss ein anderes Auto geradewegs auf sie zu. Sie sah die
Scheinwerfer, riss das Steuer herum und trat auf die Bremse. Der Sicherheitsgurt schnitt wie ein Messer in ihren Bauch, er verhinderte jedoch, dass sie an die Windschutzscheibe prallte. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, während sie sich umsah. Das andere Auto war verschwunden. Sie zitterte am ganzen Körper. Erst nach mehreren Minuten hatte sie sich so weit beruhigt, dass sie weiterfahren konnte.
Als sie in der Casa Maldini ankam, fühlte sie sich ganz elend. Sie bat Aldo, die Tragetaschen aus dem Wagen zu holen, und begab sich sogleich in ihre Suite.
Im Badezimmer bestätigten sich ihre schlimmsten Befürchtungen: Sie hatte
Blutungen.
Langsam ging sie ins Schlafzimmer. In dem Moment kam Anna herein, und
Kelly erklärte ihr, sie brauche den Arzt. Dann war innerhalb weniger Sekunden Carmela bei ihr und half ihr beim Ausziehen.
Die nächsten Stunden kamen ihr wie ein Albtraum vor. Dr. Credo traf ein.
Nachdem er Kelly untersucht hatte, entschied er, sie könne zu Hause bleiben.
Dem Baby war nichts passiert. Er wollte jedoch jedes Risiko ausschließen und verordnete Kelly eine Woche Bettruhe.
"Warum bist du so impulsiv?" weckte Gianfrancos Stimme Kelly aus dem Schlaf.
Sie öffnete die Augen. Er stand neben dem Bett. Sein Haar war zerzaust, und in seinen Augen blitzte es zornig auf. Er trug einen dunklen Anzug. Der oberste Knopf des weißen Seidenhemds war geöffnet, und er hatte die Krawatte gelöst.
"Du bist zurück?" fragte sie, weil ihr nichts Besseres einfiel.
"Natürlich. Ich habe eine wichtige Konferenz abgebrochen und bin mit dem Hubschrauber gekommen. Was hätte ich denn deiner Meinung sonst tun sollen, nachdem man mich informiert hatte, du seist beinah in den Graben gefahren und hättest dabei dich und das Baby umbringen können? Bist du verrückt oder nur dumm? Weshalb, zum Teufel, musstest du nach Desenzano fahren, obwohl
Olivia dich aufgefordert hatte, es nicht zu tun?"
Seine Stimme klang wie Maschinengewehrfeuer in Kellys Ohren. Sie schloss
die Augen und war den Tränen nahe. Schon wieder Olivia. Warum überrascht
mich das nicht? überlegte Kelly. Dieses Mal würde sie sich nicht wehren, denn sie brauchte ihre ganze Energie für ihr Baby. Wahrscheinlich musste sie sich damit abfinden, dass Gianfranco völlig unsensibel war. Er wütete wie ein Stier.
"Verdammt, sieh mich an, wenn ich mit dir rede!“
Kelly hielt die Decke mit beiden Händen fest und öffnete die Augen. Sie ließ den Tränen freien Lauf.
Gianfranco wurde ganz still. Warum schreie ich sie so an? fragte er sich. Es brach ihm beinah das Herz, sie weinen zu sehen. "Kelly", begann er zerknirscht.
In dem Moment kam Carmela herein. "Was ist denn hier los? Wirklich,
Gianfranco, du schreist so laut herum, dass das Personal dich hören kann." Sie warf ihrem
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