Endlich nur noch Liebe
sie an.
"Das ist nett von dir." Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Es ist jedoch nicht nötig, oder, Kelly?" fragte er sie und sah sie an.
"Nein, ich komme gut zurecht mit Anna." Anna mochte sie wenigstens. Kelly war sich nicht mehr sicher, ob irgendjemand der hier Versammelten sie wirklich gern hatte.
Plötzlich wurde ihr bewusst, wie sehr sich ihr Leben verändert hatte, seit sie mit Gianfranco verheiratet war. Sie hatte beinah allem zugestimmt, was er wollte. Er hingegen hatte keine Kompromisse gemacht. Er flog ins Ausland und war oft in Rom. Es gefiel ihr nicht, was da passiert war. Ihr Selbstbewusstsein schwand immer mehr. Ohne Murren hatte sie die getrennten Schlafzimmer
akzeptiert, weil er behauptet hatte, es sei besser für sie. Wie oft war sie nachts allein in dem riesigen Bett aufgewacht und hatte Angst vor der Geburt
bekommen? In solchen Stunden hätte sie Gianfranco ganz besonders dringend gebraucht. Es musste wirklich nicht immer Sex sein.
Sie erinnerte sich daran, wie unersättlich er in den ersten Wochen ihrer Ehe gewesen war. "Er kann oder will sich emotional nicht binden. Mach das Beste aus der Ehe, und lass deinen Mann nicht aus den Augen", hatte Judy ihr geraten.
Vielleicht hätte ich auf sie hören sollen, überlegte Kelly.
Nachdenklich betrachtete sie Gianfrancos markantes Profil. Er saß neben ihr am Esstisch und wirkte sehr selbstbewusst, aber auch müde. War er ihr etwa untreu? Unendlich viele Zweifel stürzten auf sie ein.
"Bist du sicher?" fragte er und kniff die Augen zusammen.
Sie rang sich ein Lächeln ab. "Absolut", erwiderte sie, während sie die Hand auf seine legte. "Wenn ihr mich bitte jetzt entschuldigt? Ich bin müde." Sie schob den Stuhl zurück und zuckte zusammen, als Gianfranco aufsprang und sie am Arm packte, um ihr zu helfen.
Er bestand darauf, sie auf ihr Zimmer zu begleiten. Viel lieber wäre sie allein gewesen, denn sie brauchte Abstand, um die Gedanken zu ordnen. Als er ihr beim Ausziehen half und ihr das Seidennachthemd überstreifte, leuchtete es in seinen Augen voller Verlangen auf. Er legte ihr liebevoll die Hand auf den Bauch.
Während der letzten Wochen hatte sie absichtlich nicht darüber nachgedacht, wie es sich anfühlte, in seinen Armen zu liegen und sich ihrem
leidenschaftlichen Begehren hinzugeben. Doch ausgerechnet jetzt, in einem völlig unpassenden Moment, überlief es sie heiß, und sie erbebte. Bestimmt erinnert er sich an meinen Geburtstag, er ist nicht so gefühllos, ihn zu vergessen, redete sie sich ein.
„Ich weiß, Kelly", sagte er leise, und umarmte sie. Dann küsste er sie sanft. "Es dauert nicht mehr lange." Er nahm ihre Hand und führte sie an seinem Körper hinunter, damit sie spürte, wie erregt er war. "Für mich ist es noch viel schlimmer, das kann ich dir versichern. So bald wie möglich mache ich mit dir einen langen Urlaub."
Er begehrte sie und liebte sie. Das musste so sein, etwas anderes würde sie nicht ertragen können. "Es ist nicht nötig, dass wir beide leiden", erwiderte sie und öffnete mit ihren schlanken Fingern seine Hose.
"Nein, das ist nicht fair. Ich kann nichts für dich tun. Das hat der Arzt ausdrücklich verboten."
Kelly lächelte nur. Sie hatte Herzklopfen, und schon bald sagte Gianfranco nur noch Ja.
In der Nacht schlief sie tief und fest. Sie war überzeugt, dass Gianfranco sie liebte.
Als er am nächsten Morgen wegfuhr, blickte sie hinter ihm her. Dann ging sie mit Tränen in den Augen in ihr Schlafzimmer und weinte bitterlich. Es war ihr Geburtstag, und sie hatte wirklich geglaubt, Gianfranco würde sich daran
erinnern und bei ihr bleiben. Aber sie hatte sich getäuscht.
Obwohl das Haus voller Angestellter war, hatte sie sich noch nie in ihrem Leben so allein gefühlt. Sie weinte so lange, bis sie keine Tränen mehr hatte.
Plötzlich bekam sie Schmerzen. Sie rieb sich die verweinten Augen. Solche Aufregungen waren für das Baby offenbar nicht gut.
Um zehn Uhr abends musste Kelly handeln. Sie hatte versucht, so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Das war es jedoch nicht. Die Wehen hatten eingesetzt.
Aldo fuhr sie nach Verona ins Krankenhaus, und Anna begleitete sie. Dafür war Kelly ihr sehr dankbar. Anna blieb bei ihr und hielt ihre Hand, als sie die Schmerzen kaum noch ertragen konnte. Um fünf vor eins in der Nacht brachte Kelly ein gesundes Mädchen mit dichtem rötlichem Haar zur Welt. Als sie
voller Euphorie ihr Kind in den Armen hielt, hätte sie Gianfranco beinah
verzeihen
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