Endlich nur noch Liebe
können, dass er nicht bei ihr gewesen war, als sie ihn am dringendsten gebraucht hätte.
Später wurde Kelly durch leise Stimmen geweckt, und sie öffnete die Augen.
Verschlafen sah sie sich um, Sie lag in einem Einzelzimmer auf der Privatstation des Krankenhauses. Sogleich erinnerte sie sich an alles und warf einen Blick auf das Kinderbettchen.
Und dann sah sie Gianfranco. Er hatte noch seinen Abendanzug an und wirkte sehr ernst. Seine Mutter stand neben ihm. Er konzentrierte sich jedoch auf das Baby.
Endlich ist er gekommen, dachte Kelly voller Liebe und Stolz. Sie wollte etwas sagen, damit er merkte, dass sie wach war.
"Es hat rötliche Haare", stellte in dem Moment Gianfranco verblüfft fest.
"Es ist ein Mädchen und kein Neutrum", korrigierte Kelly ihn rebellisch und richtete sich auf.
"Kelly, Liebes!" In seinen Augen leuchtete es auf. Sogleich war er neben ihr und nahm sie in die Arme.
"Sie ist wunderbar, ein perfektes kleines Mädchen. Danke. Ich kann mit Worten gar nicht ausdrücken, wie Leid es mir tut, dass ich nicht bei dir war." Er setzte sich aufs Bett, umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und bedeckte ihre Augen, ihre Nase und schließlich ihre Lippen mit vielen zärtlichen Küssen. Er löste sich erst wieder von ihr, als seine Mutter hüstelte.
"Herzlichen Glückwunsch, Kelly. Sie ist wirklich perfekt. Ich lasse euch jetzt lieber allein." Carmela beugte sich zu Kellys Überraschung zu ihr hinunter und küsste sie auf die Wange, ehe sie den Raum verließ.
"Es ist dir doch egal, dass wir keinen Jungen bekommen haben, oder?" fragte Kelly, während Gianfranco aufstand und das Baby aufmerksam betrachtete.
"Natürlich ist es mir egal." Er drehte sich zu ihr um und lächelte stolz. "Das nächste Mal wird es dann ein Junge."
Ehe Kelly über die Bemerkung nachdenken konnte, kam der Arzt herein. "Wie geht es der jungen Mutter?" Dr. Credo fühlte ihren Puls am Handgelenk.
„Gut." Sie lächelte ihn an.
„Das freut mich. Wir haben uns Sorgen gemacht, weil Sie eigentlich erst in drei Wochen so weit gewesen wären. Aber mit dem Baby ist alles in Ordnung.
Sie haben jedoch viel Blut verloren, und wir möchten Sie eine Woche lang hier behalten." Er ließ ihr Handgelenk los, nahm Gianfranco am Arm und unterhielt sich leise mit ihm.
Gianfranco stand angespannt da, und sein Gesicht war unter der Bräune ganz blass, während er dem Arzt zuhörte. Schließlich blickte er Kelly mit großen Augen an. Er sieht nicht so aus, als wäre er begeistert darüber, Vater geworden zu sein, sondern er scheint schockiert zu sein, dachte Kelly. In dem Moment legte ihr die Krankenschwester das Kind in den Arm, und alles andere wurde unwichtig.
Ehrfürchtig betrachtete sie das niedliche Gesichtchen und das rötliche Haar, während ihr Herz vor Liebe überfloss. Sie drückte ihr Baby an sich und küsste es auf die Wange. "Anna", sagte sie leise, ehe die Krankenschwester ihr half der Kleinen die Brust zu geben.
Als sie dann mit Gianfranco wieder allein war, kam er langsam ans Bett
zurück. Er kniff die Augen zusammen. Die Kehle war ihm wie zugeschnürt, und er kämpfte mit den Tränen.
"Sieh mal, Gianfranco, sie trinkt." Kelly wollte diesen herrlichen Augenblick mit ihm teilen. "Ist sie nicht wunderbar?"
Er versuchte nicht mehr, seine Gefühle zu verbergen. „Ja, ihr beide seid
wunderbar", antwortete er rau. Dann setzte er sich neben sie aufs Bett und streichelte sanft die Wange des Babys und Kellys Brust.
Dafür, dass es Mutter und Kind gut ging, war er sehr dankbar. Es war nicht sein Verdienst, und zum ersten Mal in seinem Leben kam er sich klein und
erbärmlich vor. Das, was der Arzt ihm mitgeteilt hatte, erschütterte ihn zutiefst.
Er hatte nicht gewusst, dass Kellys Mutter bei der Geburt ihres zweiten Kindes gestorben war. Aber er hatte sie ja auch nie nach ihrer Mutter gefragt. Der Arzt hatte es von Kelly erfahren. Er hatte ihm versichert, so etwas sei nicht erblich.
Dennoch fühlte Gianfranco sich nicht besser.
"Möchtest du sie mal halten?" fragte Kelly, während sie das Nachthemd über ihre Brust zog. Sie musste lachen, als sie seine Unsicherheit spürte.
"Keine Angst, sie beißt nicht“, sagte sie.
Behutsam nahm Gianfranco ihr das Baby aus dem Arm. Es war ein schöner
Anblick, wie der dunkelhaarige, breitschultrige Vater sein winziges Töchterchen im Arm hielt und es mit liebevoller Miene betrachtete.
"Sie hat dasselbe Haar wie mein Vater, aber die Augen hat sie von dir", erklärte Kelly. "Ich
Weitere Kostenlose Bücher