Endlich Single: schon verliebt
eine attraktive junge Redakteurin, zu. “Etwas, das die Geschichte zusammenhält. Aber die Story ist lustig und wirklich unterhaltsam. Vielleicht trägt der Humor das Buch.”
“Es ist nicht lustig, es ist zynisch”, bemerkte Walter, der Klempner, der aussah wie ein Buchhalter. “Auf Kosten von uns Männern.”
Das sah schlecht aus für Charity. Und für Howard Press.
“Verschon uns mit der Verbrüderungsmasche. Ich bin selbst schon mit so miesen Typen ausgegangen, wie sie hier beschrieben sind”, beharrte Mary Theresa.
“Nein, bist du nicht.” Rich streckte die Beine aus und nippte an seiner Limonade. “Genau das ist die große Schwäche des Buches. Es schematisiert. Und es übersteigert. Kein Mann ist nur schlecht. Wir sind eben alles Menschen.”
Allem Anschein nach war es eine Geschlechtersache. Frauen verstanden das Buch, Männer fühlten sich in die Defensive gedrängt. Auch wenn die meisten Buchkäufer weiblich waren – kein Autor konnte sich Diskriminierung leisten. Charity würde ihre Charakterisierungen nochmals überdenken müssen.
“Wenn ihr mich fragt”, fuhr Rich mit seiner Kritik fort, “dann hat die Autorin den Realismus dem Humor geopfert – eine überzogen negative Darstellung aus purer Effekthascherei. Alle männlichen Hauptfiguren besitzen irgendeine unangenehme Eigenschaft, die sie aufbauscht und ins Lächerliche zieht. Entweder sind sie zu verklemmt. Oder sie sind zu sexbesessen. Oder sie sind zu jung.” Er zwinkerte Nina zu.
Ninas Wangen glühten.
“Niemals sieht sie den wahren Mann. Sie konzentriert sich hartnäckig auf diesen einzigen Charakterzug, als hätten wir nicht alle unsere Ecken und Kanten.”
Sehr komisch, Rich! dachte Nina und warf einen verstohlenen Blick auf den Mann neben ihr. Dem Himmel sei Dank! Alex war der Seitenhieb entgangen.
Und Rich hatte Recht. Natürlich nur im Hinblick auf Charitys eindimensionale Figuren.
Rich sezierte das Buch regelrecht. Nina behielt die Freundin im Auge, um sie wenn nötig aus der Tür zu tragen, ehe sie einen Tobsuchtsanfall erster Güte hinlegte.
Das stand entgegen allen Erwartungen kaum zu befürchten. Charity saß auf der Stuhlkante, die Stirn vor Konzentration gerunzelt. “Würden sympathischere Charaktere die Geschichte nicht ruinieren?”
“Im Gegenteil. Das sorgt für Spannung! Im derzeitigen Stil setzt bald die große Langeweile ein. Schnell durchschaut man, dass jedes Kapitel mit einem Fiasko endet. Wenn es dagegen nette Männer mit kleinen Schwächen sind …”
“Ja, das fiel mir auch negativ auf”, unterbrach ihn Steve. “Diese Aneinanderreihung von Katastrophen wird auf die Dauer ziemlich deprimierend. Man mag Jane. Man will sie glücklich sehen. Und was tut sie? Verabredet sich mit einem King Kong nach dem anderen.”
Mary Theresa nickte. “Irgendwann fragt man sich: warum ist sie nur so dumm? Sonst beweist sie so viel Intelligenz, aber was Männer angeht, da ist sie mit Blindheit geschlagen. An ihnen muss etwas Anziehendes sein – wieso sonst hätte sie sich mit ihnen eingelassen?”
“Sie haben Recht”, pflichtete Alex ihr bei. Mary Theresas Gesicht leuchtete auf. Auch gut, dachte Nina. Altersmäßig ist Mary Theresa wesentlich eher seine Kragenweite. Siehst du, Rich? Er ist sowieso nicht an mir interessiert.
“… der Leser erwartet von Jane einen Funken Selbsterkenntnis, damit es beim nächsten Mal besser läuft. Ganz unschuldig ist sie nämlich auch nicht.”
“Genau! Am Ende soll sie gewinnen”, meinte Steve. “Kann sie sich nicht endlich zusammenreißen und ihr verkorkstes Liebesleben in den Griff bekommen? Lasst sie einen Mann finden! Einen guten Mann! Auf die Dauer wird auch der geduldigste Leser dieses Sammelsurium von Versagern leid. Das Kapitel endet, Jane ist allein, und du weißt, gleich angelt sie sich einen neuen Blindgänger. Was ist der Sinn der Sache?”
Nina konnte Charity nicht ansehen. Ebenso gnadenlos wie unwissend hatte Steve gerade das zentrale Problem des Buches zusammengefasst. Mehr noch, das zentrale Problem von Charitys ganzem Leben.
“Wie wärs, wenn sie aus jeder Beziehung etwas lernt?” schlug Norma vor. “Als kleiner persönlicher Erfolg, selbst wenn es kein Happyend gibt. Würde das reichen?”
“Nein.” Entschieden schüttelte Mary Theresa den Kopf. “Mir gefällt die Vorstellung einer positiven Entwicklung, aber ich will sie miterleben! Nachdem ich mit Jane all diese Katastrophen durchlitten habe – lacht nicht, mir erging es tatsächlich so
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