Endlich Single: schon verliebt
Krankenhaus war bloß zwei Blocks entfernt.
Später erinnerte sich Nina kaum an die Strecke. Da war nur der stechende Schmerz, das heftige Pochen in ihrer Hand, die leichte Benommenheit vermischt mit der Erkenntnis, wie hübsch Riverbend im Spätnachmittagssonnenschein aussah. Wenn sie verblutete, geschah es zumindest an einem schönen Tag. Sobald sie jedoch mit dem Ellbogen die Tür zur Notaufnahme des Riverbend General Hospitals aufstieß, fand sie sich im reinsten Tollhaus wieder. Überall wimmelte es von Menschen, und alle sprachen gleichzeitig. Nina bahnte sich einen Weg zur Anmeldung, die Hand fest an den Bauch gepresst.
“Ich habe mich geschnitten”, erklärte sie ihr Anliegen dem schmächtigen Angestellten. Sie wollte ihm die Hand zeigen, doch dafür müsste sie sie über den Tresen heben. Eine ausgesprochen schlechte Idee.
“Haben Sie Ihre Versicherungskarte dabei?” wollte er wissen.
Um Ninas Fassung war es sekündlich schlechter bestellt. “Ich habe nicht einmal meine Handtasche dabei.” Ihr Magen revoltierte, sie stand haarscharf am Rande einer Ohnmacht, und dieser Wicht wollte wahrscheinlich gleich ihre siebzehnstellige Versicherungsnummer wissen! “Ich kenne einen Arzt hier. Alex Moore. Er kann für mich bürgen.”
Der junge Mann schnalzte mit der Zunge. “Wir werden sehen. Warten Sie hier. Ich hole eine Schwester.”
Eine Minute später kam eine kleine dunkelhaarige Krankenschwester den Flur entlang. Beim Anblick von Ninas blutgetränktem T-Shirt rannte sie die letzten Schritte. “Was ist passiert? Ein Bauchschuss?” Sacht zog sie Ninas pochende Hand fort.
“Nur ein Schnitt. In der Hand.”
“Rühren Sie sich nicht von der Stelle!” Die Krankenschwester zog einen Rollstuhl heran.
“Ich kann laufen! Ich brauche nur eine kleine Naht.”
Ihr Protest blieb wirkungslos. Was ganz gut war, denn Nina wurde plötzlich schwindelig. Teilnahmslos ließ sie sich in einen Untersuchungsraum schieben. Dort entfernte die Krankenschwester das Küchentuch und tauchte Ninas Hand in eine Schale mit Desinfektionsmittel. Nina wäre am liebsten die Wände hochgegangen.
“Keine Sorge, der Schnitt ist zwar tief, aber gleich geht es Ihnen besser.” Sie zog ein Tablett voller hochgefährlich aussehender Instrumente heran.
Nina unterdrückte ein Stöhnen. Was war sie doch für ein Sensibelchen! Dabei war dieser Abstecher in die Klinik ihre eigene Schuld. Wieder und wieder hatte ihr Alex gesagt …
“Alex?” ertönte sein Name in der Halle. “Eine Frau fragte nach Ihnen. Zandy hat sie in der Zwei.”
“Alle Frauen fragen nach mir, Andrew. Wann werden Sie das nur lernen?” kam die lässige Antwort. Die Tür flog auf. In der grünen OP-Kleidung wirkte Alex noch größer und athletischer. Und sehr, sehr beeindruckend. “Was haben wir hier, Zandy?” Dann sah er sie und erstarrte. “Nina!”
“Alles in Ordnung”, sagte sie schnell. Da war er schon neben ihr, legte die Hand auf ihren Bauch und zupfte an ihrem T-Shirt. Gleichermaßen entschlossen zog Nina es wieder hinunter. “Es ist meine Hand. Ich habe mich nur vollgeblutet.”
Alex schluckte. “Echte Glanzleistung, du Dummchen.”
Die Krankenschwester bedachte ihn mit einem merkwürdigen Blick. So sah sie ihn schon seit seinem furiosen Auftritt an. Auf seine Anweisung hin trat sie beiseite. Alex setzte sich, zog das Tablett näher und hob Ninas Hand vorsichtig aus dem Desinfektionsmittel. “Beuge bitte deine Finger.” Nina verzog schmerzvoll das Gesicht. “Ich weiß, es tut höllisch weh. Kannst du eine Faust machen? Gutes Mädchen!”
Seine große Hand umschloss ihre Finger. Eine tröstliche Wärme strömte auf sie über. Dann bat er sie, gegen seine Hand zu drücken. Widerstrebend gehorchte sie, weil dieser neue Alex niemand war, dem man eine Bitte abschlug.
“Keine verletzten Nerven. Keine durchtrennten Muskeln. Wir können dich wieder zusammenflicken.”
“Oh. Gut.” Erschöpfung übermannte sie.
Liebevoll berührte Alex ihre Wange. “Gleich hast du es hinter dir. Halt durch.” Zandy näherte sich mit einer aufgezogenen Spritze. Die kläglichen Überreste ihrer Fassung verflüchtigten sich. “Beiß die Zähne zusammen, Honey!” Im selben Moment spürte Nina den Einstich.
Innerhalb von Sekunden legte sich der Schmerz. Todesmutig öffnete Nina die Augen – und schloss sie gleich wieder, da Alex zu Nadel und Faden griff. Besser, sie malte sich nicht aus, was das Zupfen an ihrer Hand bedeutete. Lieber konzentrierte sie sich
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