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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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dein Sohn mit sechzehn noch mit dir in der Badewanne liegen will«, ermahnte Frank mich auf seine hilfreiche Art.
    Neulich musste Aaron länger nachsitzen und kam niedergeschlagen und wütend nach Hause. Spontan fragte ich ihn: »Wollen wir zusammen baden?«
    Er dachte kurz darüber nach. »Okay, aber koste das noch mal richtig aus, Mum.«
    Ich ließ uns ein prächtiges Schaumbad ein, und wir schmierten uns alberne Weihnachtsmann-Schaumbärte ins Gesicht. Ich saß mit ihm zwar in der Wanne, aber ich beobachtete uns wie von außen und genoss im Stillen die Nähe und Wärme, die Geborgenheit unserer Körper, das Vertrauen und das Wunder eines Jungen, der seine Kindlichkeit und die Seifenblase mütterlichen Trostes hinter sich ließ. Wenn wir unsere Kinder loslassen müssen, weil sich ihre Unabhängigkeit entfaltet, rührt der Schmerz zum Teil daher, dass wir den Hautkontakt verlieren. Ich sehe darin wirklich keine neue Freiheit. Eher einen schmerzlichen Verlust.
    Ereka stöhnt leise auf Garys Klappliege.
    Gary lächelt mich über ihren Rücken hinweg breit an. Seine Fliege sitzt ein wenig schief.
    Während Ereka abgelenkt ist, schleiche ich mich zu ihrer Handtasche, die sie auf einem der Sofas im Wohnzimmer liegen gelassen hat, zusammen mit ihrem Korb, bereit zur Abreise. Streng genommen gehört es sich wohl nicht, in der Handtasche einer Freundin herumzuwühlen, aber ich tue es nur zu ihrem Besten. Außerdem habe ich Helen gefragt, ob sie das in Ordnung finde, und sie hat ja gesagt.
    Ich finde Erekas iPhone und sause die Treppe hinauf. In unserem Zimmer packe ich noch schnell Maeves Geschenk aus. Ich bekomme kein Netz, wo ich mich auch mit dem iPhone hinstelle. Nicht mal in dem rosa Badezimmer. Also gehe ich in CJs und Summers Zimmer und entdecke zu meiner Überraschung, dass neben einem der Betten ein gerahmtes Foto von Summer mit ihren drei Kindern steht, die ihr alle um den Hals hängen. Ich betrachte es kurz. Jai ist dunkelhaarig, hat grüblerische, zornige Augen und das Gesicht voller Akne. Ihre Tochter Airlee hat braune Locken und trägt eine leicht genervte Miene zur Schau. Die Jüngste mit dem glatten blonden Haar erinnert mich am meisten an Summer. Vor allem die Augen. Man würde sie zu allererst bemerken, wenn ihre untere Gesichtshälfte nicht von einer tiefen Hasenscharte entstellt wäre. Urteile nicht so leicht über sie, hatte Ereka gesagt. Summer spart für eine Schönheitsoperation. Nicht für mich, für meine Tochter.
    Hastig und mit hämmerndem Herzen verlasse ich das Zimmer. Kein Wunder, dass Ereka ihr vertraut. Jetzt weiß ich, was Summer hat, das ich nicht habe.
    Ich versuche es in dem Zimmer mit dem Schaukelpferd und frage mich, warum Summer die Lippenspalte ihrer Tochter nicht erwähnt hat. Warum ich sie für oberflächlich gehalten habe, nur weil sie perfekte Titten hat, und warum ich mir einbilde, ich wüsste überhaupt irgendwas. Endlich bekomme ich Empfang, im Bogen des Erkerfensters. Ich scrolle mich durch Erekas Adressbuch, bis ich auf Jakes Eintrag stoße.
    »Hallo, mein Schatz, alles in Ordnung?«, fragt er.
    »Äh, hallo, Jake, hier ist nicht Ereka. Ich bin’s, Jo.«
    »Oh! Hallo, Jo, geht es Ereka gut?« Er klingt ein wenig erschrocken.
    »Und wie.« Ich lache. »Sie bekommt gerade eine Ganzkörpermassage und ist so entspannt wie ein Nashorn nach einem Betäubungspfeil.« Ich hoffe, das war jetzt nicht gemein. Ich wollte sie nicht mit einem Rhinozeros vergleichen, figurtechnisch, meine ich.
    »Klingt gut«, sagt er hörbar erleichtert.
    »Sie weiß nicht, dass ich dich anrufe. Ich habe mir ihr Telefon ausgeborgt. Bitte entschuldige, falls das jetzt anmaßend von mir ist – wir wissen, dass sie heute Nachmittag wieder zu Hause sein sollte. Aber wäre es irgendwie möglich, dass wir sie noch bis morgen früh dabehalten könnten? Ich habe für heute ein ganz besonderes Abendessen geplant, und der zusätzliche Tag Urlaub wird ihr sicher guttun … Natürlich nur, falls du ohne sie zurechtkommst.«
    Ich kneife die Augen zusammen, als könnte jeden Moment etwas auf mich herabsausen. Ich sollte ihn das nicht fragen. Das geht mich überhaupt nichts an.
    Auf der anderen Seite herrscht zunächst Schweigen. »Sorry, Jo, aber jetzt bin ich ein bisschen durcheinander. Ereka wollte erst morgen nach Hause kommen. Hier ist alles unter Kontrolle.«
    O Gott.
    »Äh, ach so … Sie kann also ruhig noch bleiben?«
    »Ja, das war sowieso vorgesehen … Warum? Hat sie gesagt, sie müsse heute wieder

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