Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
jetzt wohl jede Menge rohen Fisch, was?« Helen lacht schallend.
»Herrgott noch mal, Helen, Sushi ist japanisch.«
Ich wüsste zu gern, wie ich Maeve klarmachen soll, dass dies dem äußeren Anschein zum Trotz nicht das Jahrestreffen des Trulla-Clubs ist. Zum Glück fangen wir gerade erst an, es kann also nur besser werden. Aber wie hätten wir mit Summer rechnen können? Maeve hierher einzuladen war vielleicht nicht die beste Idee.
»Wie habt ihr euch kennengelernt?«, fragt Ereka.
»Also, kennengelernt habe ich ihn über Summer.«
Summer nickt, offensichtlich erfreut darüber, in diesem Gespräch wieder an Bedeutung zu gewinnen.
»Summer war meine Mandantin, und Kito war ihr … damaliger Freund.«
»Wir hatten keine richtige Beziehung, das war nur eine Affäre«, sagt Summer. »Wir waren gute Freunde … mit einem gewissen Bonus. Kito war mir eine große Stütze während der Scheidung von meinem zweiten Mann. Er hat mich zu meinem Termin bei CJ begleitet. Aber sobald die beiden in einem Raum waren – dass ich nicht ›Hallo, können wir auch mal über meinen Fall sprechen?‹ sagen musste, war alles. Wie die sich angestarrt haben, du lieber Gott. Dieser wahren Liebe konnte ich natürlich nicht im Weg stehen.«
»Ja, so war das«, sagt CJ in einem Tonfall, als wäre das Thema damit beendet und keine weiteren Fragen wären zugelassen.
»Bei der Scheidung von deinem zweiten Ehemann?« Maeve greift den am wenigsten neugierigen und potenziell peinlichen Punkt aus dem Haufen Fragen heraus, die Summers Geschichte aufgeworfen hat.
Summer lächelt und reißt die blauen Augen weit auf – als wäre sie selbst überrascht, das zu erfahren.
»Und du hast noch einmal geheiratet?«
»Ja! Craig ist mein dritter und hoffentlich letzter Ehemann. Aber wer weiß?« Sie zuckt hilflos mit den Schultern, als wäre eine Scheidung etwas, das unerwartet über einen kommt wie ein Regenschauer, wenn man ohne Schirm aus dem Haus gegangen ist.
»Hast du Kinder?«, fragt Ereka.
»Oh ja, allerdings! Gleich drei sogar! Jai ist siebzehn und im Internat. Er ist so was von schwierig, stimmt doch, CJ? Also haben wir ihn da hingeschickt, weil diese Leute mit schwierigen Teenagern fertig werden, ohne sie zu erwürgen. Airlee ist fünfzehn, hält sich allerdings für zwanzig Jahre klüger, und meine kleine Jemima ist neun. Die beiden sind dieses Wochenende bei ihren Vätern. Das ist das bestgehütete Geheimnis von Geschiedenen – man hat so viel Zeit für sich! Es ist mir ein Rätsel, wie ihr Vollzeitmütter das macht.«
Schon wieder fühle ich mich ausgegrenzt. Verheiratet zu sein ist doch normal, oder? Aber wenn man sie reden hört, klingt es beinahe pathologisch. Als wären wir alle einem riesigen, dummen Irrglauben aufgesessen, und sie – Summer mit den Brustimplantaten und den künstlichen Fingernägeln – hätte ihn als Einzige durchschaut.
Und ich will gewiss nicht gemein sein, aber hat sie da nicht einen ganzen Stall voll Kinder aus »zerrütteten Familienverhältnissen«, wie es immer so unschön heißt? Das ist allerdings nur meine kleingeistige Ansicht, und ich wäre natürlich niemals so gehässig, sie zu äußern.
»Fehlen sie dir nicht, wenn sie bei ihrem Vater sind?«, fragt Ereka.
CJ schnaubt.
Summer lacht leise. »Um ehrlich zu sein, nein. Ich bin keine besonders gute Mutter.«
Mir entfährt ein nervöses Kichern. Das haben wir alle irgendwann schon mal gesagt, nur nicht so wie Summer – ohne jede Spur von Schuldgefühlen. In diesem Tonfall würde man vielleicht gestehen: »Ich bin keine besonders gute Tennisspielerin.« Von Summer bekommt man ungeheuerliche Zinsen für seine Dialog-Investitionen. Auf den geringsten Anstoß hin sprudelt es nur so aus ihr heraus. Ich bin mit zu vielen Psychologinnen und Therapeutinnen befreundet, die jede Bemerkung sorgfältig abwägen und ihre persönlichen Grenzen fast so gut schützen wie der amerikanische Verfassungsschutz. Aber die Unterhaltung für dieses Wochenende scheint mir gesichert. Reality-TV braucht nun wirklich kein Mensch.
»Muss man sich scheiden lassen, damit man endlich mal ein bisschen Freizeit ohne Kinder hat?«, fragt Helen. »Dann könnte ich mir das glatt überlegen.«
»Du bist mir eine«, sagt Summer und versetzt Helen einen freundschaftlichen Schubs.
»Keine gemeinsamen Kinder mit deinem jetzigen Mann?«, frage ich.
»Vergiss es. Auf keinen Fall. Craig und ich wollen unsere Beziehung ganz einfach und klar halten. So klar wie Wodka.
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