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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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Außerdem würde er total durchdrehen, wenn ich irgendwen mehr lieben würde als ihn, stimmt doch, CJ? Allerdings wäre das sowieso so gut wie unmöglich, weil er mein Seelenverwandter ist.«
    Summer hat’s gut. Verheiratet – zum dritten Mal – mit einem Mann, der unbedingt im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit stehen will. Trotzdem hat ihre Art der Beziehung etwas Unbekümmertes, Offenherziges. Wenn ich so darüber nachdenke, könnte das die Lösung für ein Problem sein, das viele Liebesbeziehungen beeinträchtigt: Kinder.
    Im Lauf der Jahre sind die Scheidungen um mich herum wie Pilze aus dem Boden geschossen. Oh, da ist ja noch eine. Sieh mal, da drüben gleich mehrere auf einmal. Ich komme nicht umhin, mich zu fragen, ob die Leute das je konsequent durchdacht haben – dass Liebe auch Menschen verdrängt? Babys schieben unsere Liebhaber beiseite und werden selbst die am meisten Geliebten. Die romantische Liebe ist eine Einbahnstraße – sie bringt uns hinein, doch dann stehen wir da und müssen selbst entscheiden: Familienleben oder aufgeben? Eine neue Welt entsteht und beginnt im selben Moment zu verfallen. Damit ist es allerdings noch nicht vorbei. Alles verändert sich erneut, wenn unsere Kinder uns immer weniger brauchen. So wie meine gerade jetzt.
    Meine großartige Schwiegermutter hat einmal stolz verkündet, sie habe »ihren Mann immer vor ihre Kinder gestellt«, als sie mir dabei zusah, wie ich meinen Kindern nachlief, als wären sie der nächste Dalai-Lama. (Wer weiß? Sie sind schließlich noch jung.) Damals dachte ich, sie wollte mich als Mutter kritisieren. Allmählich wird mir bewusst, dass sie ihren Sohn schützen wollte. Und sie sah mich abstürzen. In Wahrheit hat sie mich davor gewarnt, dass Kinder alles nehmen, was sie bekommen können, solange du gibst und gibst. Eines Tages werden sie dich dann verlassen, denn das müssen Kinder nun einmal. Erst danach wird die Fürsorge und Aufmerksamkeit, die du in deinen Ehepartner gesteckt hast, abgerechnet. Wir denken nie an das Guthaben, das uns durch unsere alten Tage bringen wird. Wir denken schlicht nicht darüber nach, was Liebe bedeuten wird, wenn die Kinder erst aus dem Haus sind.
    »Liebst du Craig denn mehr als deine Kinder?«, frage ich Summer halb im Scherz.
    »Hä? Meine Kinder machen mich wahnsinnig. Jai ist so pampig, dass ich nicht mal mit ihm sprechen kann. Ich bin bloß die Fotze, durch die er auf die Welt gekommen ist – man kann es nicht anders sagen. Er streitet ständig mit Airlee und bringt sie zum Weinen, bis ich mich lieber vergiften würde, als das auch nur eine Minute länger auszuhalten. Meine Kinder sind abscheulich, sie denken ausschließlich an sich selbst. Was machen wir dieses Wochenende? Kann ich fünfzig Dollar haben? Warum dürfen meine zwanzig besten Freundinnen nicht bei uns übernachten? Das gilt nicht für Jemima – sie ist so ein Schatz. Aber für die beiden älteren, die verdammten Teenager.« Sie streckt die Arme aus und würgt einen unsichtbaren Hals. »Craig schreit mich nie an. Er kauft mir alles, was ich will, und damit meine ich wirklich alles«, sagt sie und deutet auf ihre Brüste. »Er sagt mir tausend Mal am Tag, dass er mich liebt, stimmt doch, CJ? Kinder können da echt nicht mithalten.«
    Falls sie gerade kontrovers argumentiert, dann unabsichtlich. Da bin ich mir sicher. Trotzdem frage ich mich, warum sie das überhaupt ausspricht? Just für solche Gelegenheiten, die eine gewisse Zensur verlangen, verfügt der Mensch über einen präfrontalen Cortex. Bei Kleinkindern findet man es vielleicht ach so goldig, wenn sie mit Sachen wie »Warum hat der Mann da Tittis?« oder »Die alte Dame riecht aber komisch« herausplatzen. Aber irgendwann gibt es keine Entschuldigung mehr dafür, einfach alles auszusprechen, was man so denkt. Unsere gesellschaftlichen Umgangsformen verlangen ein gewisses Maß an Unaufrichtigkeit. Das ist uns doch wohl allen klar.
    Und warum einen Wettbewerb daraus machen? Es ist schon schwer genug, kein Kind den anderen vorzuziehen. Wie kann man nur auf die Idee kommen, die Sache noch komplizierter zu machen, indem man seinen Ehepartner mit hineinzieht?
    Ich weiß nur eines: Wenn Frank vor mir sterben sollte, würde ich mich in einen Trauerkloß verwandeln, wegen durchgebrannter Glühbirnen im Dunkeln hausen und Aaron ein paar Jahre lang allein Fußball schauen lassen. Aber ich könnte irgendwann wieder zum Leben erwachen und sogar hin und wieder mit einem Mann ausgehen –

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