Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
Vom Netzwerk:
stecken.
    Ich stehe auf und schüttele das Mondlicht ab. Drinnen gehe ich die Treppe hinauf. Die Tür zu Erekas Zimmer ist geschlossen. Als ich ein Ohr daran presse, höre ich eine erwachsene Frau schluchzen.
    Sanft klopfe ich an.
    »He, Ereka? Ich bin’s. Es tut mir schrecklich leid.«
    Einen Moment lang ist es still, dann sagt sie: »Ich muss erst einmal ein bisschen allein sein.«
    »Äh, natürlich. Ist gut. Kann ich dir irgendetwas bringen?«
    Sie antwortet nicht. Ich kann es ihr nicht verdenken. Das war eine dämliche Frage.

9  Perverse und Spinner

    A ls ich die Treppe hinuntergehe, stoße ich auf dem Absatz fast mit Virginia zusammen, die ihr Handy in die Höhe reckt wie die Freiheitsstatue ihre Fackel. Mit einem Lächeln, das eher einer Grimasse gleicht, schüttelt sie den Kopf und folgt mir nach unten in die Küche.
    Summer wischt gerade den Tisch ab. In Gummihandschuhen. CJ macht den Abwasch, Maeve trocknet ab. Helen wickelt gerade die Pizzareste in Frischhaltefolie. Sie ist als Einzige von uns praktisch genug veranlagt, um auf einen Wochenendausflug Frischhaltefolie mitzunehmen. Andererseits – verdirbt einem das Wissen darum, wie viel Arbeit in einem Vergnügen steckt, nicht den ganzen Spaß daran? Camping zum Beispiel. Eine bezaubernde Idee. Aber die Logistik … Oder Gynäkologen – ich glaube ja, dass die meisten grauenhafte Liebhaber sind, weil ihre Leidenschaft am jahrelangen Studium der weiblichen Anatomie samt lateinischen Bezeichnungen längst erstickt ist. Nicht, dass ich je mit einem Gynäkologen geschlafen hätte. Das ist nur so ein Gedanke, klar?
    Mein halb gegessener Salat steht noch auf dem Tisch. Helen macht keine Anstalten, ihn einzuwickeln.
    »Sie hat sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und möchte allein sein«, verkünde ich.
    Helen stellt die Pizzareste in den Kühlschrank.
    Maeve kommt zu mir herüber, aber sie legt nicht etwa einen Arm um mich. »Wie fühlst du dich?«
    Ich schniefe. »Ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist.«
    »Hunger wahrscheinlich«, sagt Helen und trocknet einen Teller an ihrem T-Shirt ab.
    Summer und CJ lachen. Ich habe es verdient, dass sie auf meinen Gefühlen herumtrampeln.
    »Ihr seid doch nur neidisch auf ihre übermenschliche Willenskraft«, sagt Virginia und knufft Helen in den Arm.
    Virginia. Allmählich wächst sie mir ans Herz. Ich lächle sie an.
    »Also, hast du wirklich Auge in Auge einem aggressiven Nilpferd gegenübergestanden?«, frage ich.
    »Zuki!« Virginia seufzt und verdreht die Augen.
    »Na ja, stimmt doch irgendwie …« Helen kichert.
    »Das war wirklich nicht lustig.« Virginia wendet sich mir zu und sagt: »Das war mein allererster Auftrag, ein Dokumentarfilm über schwarze Magie. Wir haben in Sambia gedreht, und einer unserer Führer ist mit seinem Boot vor uns hergefahren. Plötzlich schießt dieses Nilpferd aus dem Wasser hoch wie der verdammte weiße Hai, beißt das Boot mittendurch und nimmt dabei den linken Fuß dieses Mannes mit. Ich habe kreischend in meinem Boot gesessen und mir in die Hose geschissen. Und zwar nicht im übertragenen Sinn.«
    Helen legt gackernd einen hämischen kleinen Tanz ein, als sie die Küche in Richtung Toilette verlässt.
    »Tropenkrankheiten, akute Höhenkrankheit, an der ich übrigens beinahe gestorben wäre – alles nichts gegen dieses Nilpferd … Ich hatte nie im Leben so viel Angst wie in diesem Augenblick. Und glaub ja nichts von dem, was Helen dir erzählt. Sie ist eine Lügnerin. War sie schon immer.«
    »Ihr Outdoor-Abenteurer«, sagt CJ. »Bleibt doch einfach drinnen, da ist es sicherer.«
    »Eigentlich«, wirft Summer ein, »passieren die allermeisten Unfälle drinnen.«
    »Auch die mit Nilpferden?«, witzelt CJ.
    Maeve bietet mir einen Biscotto an, doch ich lehne ab. »Ich weiß nicht viel über Nilpferde«, sage ich. Das sollte keinesfalls verdrießlich klingen. Ich habe nur noch nie eines leibhaftig gesehen.
    »Flusspferde sind die gefährlichsten Tiere der Welt«, bestätigt Maeve. »Sie sind auch an Land schneller als Menschen.«
    »Lieber einen Tiger, einen Hai oder eine Tarantel als ein Nilpferd.« Virginias Bemerkung klingt nach Abenteuern.
    »George Washingtons falsche Zähne wurden angeblich aus dem Eckzahn eines Nilpferds gefertigt«, bemerkt Maeve.
    »Das wusste ich nicht«, sagt Virginia, als hätte das irgendjemand wissen können.
    Falls Maeve je ihren Job als Professorin satthaben sollte, könnte sie sich als Telefonjoker bei Wer wird Millionär?

Weitere Kostenlose Bücher