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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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sein. Sie sind echt abartig bequem.«
    »Äh, also«, stammele ich, »eigentlich verleihe ich Schuhe nur ungern …«
    »Ach, wie dumm von mir. Ich hätte dich erst fragen sollen.«
    »Ja, aber ich hätte trotzdem nein gesagt.«
    Sie kichert und hält das für einen Witz.
    »Summer!«, tadelt Ereka sie besänftigend. »Man borgt sich nicht einfach anderer Leute Schuhe aus … Dummerchen.«
    »Oje, ehrlich?« Sie schaut so überrascht drein, als hätte ich mir diese gesellschaftliche Gepflogenheit gerade ausgedacht.
    »Das ist, als würde man sich jemandes Unterwäsche ausleihen … oder die Zahnbürste.«
    »Mein Fehler, tut mir leid«, sagt sie unbekümmert. Sie zieht sofort die Schuhe aus, wischt etwas Staub von den Kappen und fragt: »Wo soll ich sie hintun?«
    »Dahin, wo du sie gefunden hast«, nuschele ich. Innerlich kochend wende ich mich wieder dem Frühstück zu und frage mich, wie man fremden Fußschweiß aus neuen Schuhen rausbekommt. Solche Unterhaltungen führe ich sonst nur mit Jamie. Jamie, die in mir herangewachsen ist und zu deren DNS ich persönlich die Hälfte beigetragen habe. Frag mich bitte, ehe du dir meine Sachen nimmst. Bitte trag meinen Schmuck nicht ohne meine Erlaubnis. Wenn du mein Make-up benutzt, stell es bitte ordentlich wieder zurück. Ist das meine Strumpfhose? Wie kommt mein Hefter unter dein Bett? Solche kleinen Abgrenzungen untermauern unser Selbstsein. Da kann man sich nur fragen, was manche Leute unter Erziehung verstehen.
    Als Summer nach oben verschwindet, um vor dem Frühstück noch zu baden, sagt Ereka leise: »Sie meint es nicht böse.«
    Tja, Kugelfische haben sicher auch keine boshaften Absichten, wenn sie einem mit ihrem Gift einen langsamen und qualvollen Tod bescheren. Nein, wirklich, wahrscheinlich denken sie sich gar nichts dabei.
    Maeve und Virginia kommen in die Küche geschlendert. Maeve trägt eine flotte Nepalhose mit passender Baumwollbluse und einen Sonnenhut. Virginia wirkt übernächtigt und steckt in einem Jogginganzug aus braunem Samt, der vermutlich von irgendeinem schicken Designer stammt und definitiv nicht zum Sporttreiben geeignet ist. Sie streckt und beugt die Finger ihrer linken Hand demonstrativ gepeinigt und hält das iPhone in der rechten.
    »Wo kommt ihr beiden denn her?«, fragt Ereka.
    Maeve erzählt, dass sie schon im Morgengrauen aufgestanden ist, draußen ein wunderbares Fleckchen für ihre Tai-Chi-Übungen entdeckt hat und auf dem Rückweg Virginia begegnet ist, die verzweifelt nach einer Stelle mit Handy-Empfang suchte oder nach Callum, der ihr eine zeigen könnte. Ohne Tennyson? Sogar ich weiß, dass man nicht allein spazieren geht, wenn man einen Hund hat.
    »Jemand hat Tennyson rausgelassen – vielen Dank!«, sagt Virginia.
    »Er hat dir ein kleines Präsent in der Küche hinterlassen. Ich hatte das Vergnügen, es aufzusammeln.« Ich beklage mich nicht, ich berichte nur.
    »Das tut mir leid«, sagt sie lachend. »Hunde sind nicht gerade meine Stärke. Haustiere überhaupt. Ich werde wohl ein neues Zuhause für ihn suchen müssen. Eine Anzeige aufgeben oder so.« Sie steckt ihr iPhone ein, öffnet die Klettbänder ihres Handgelenkschoners und befestigt ihn neu.
    »Für ein altes Tier findet man nicht so leicht einen Platz«, flüstert Ereka. »Womöglich wirst du ihn …«
    »Ja, ich weiß«, sagt Virginia ungerührt.
    Der Hund ist mitten unter uns. Er sitzt mir zu Füßen und himmelt mich völlig grundlos an. Ich habe keine Ahnung, ob Hunde uns verstehen können, aber wozu ein Risiko eingehen?
    Ich versuche, Maeves Blick aufzufangen. Sie war im Morgengrauen draußen und hat Tai-Chi gemacht. Ihr Nachtlicht ist längst weggepackt. Sie blickt nicht einmal in meine Richtung. Ich mahle schwarzen Pfeffer über die Eier und hoffe, das hier möge irgendwie anders laufen als der Morgen danach, wie ich ihn von einigen erotischen Abenteuern meiner Jugend in Erinnerung habe. Die Intimität der Nacht überdauerte leider nie die Verlegenheit beim Frühstück. Ich erwarte keine großen Gesten. So ein Mensch ist sie nicht. Aber mal ehrlich, es wäre hilfreich, wenn sie in irgendeiner Form würdigen könnte, dass wir einander einiges anvertraut haben: Reich und arm, Solange, Jonah … Sie will nicht, dass ich anders mit ihr umgehe, aber nach dieser Nacht ist unsere Beziehung nun mal anders. Doch von den geteilten Geschichten der Nacht ist in ihren Augen nichts zu sehen. Sie schenkt sich eine Tasse Kaffee ein, lächelt Ereka an und schlendert

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